Fische | Ratgeber Tiermedizin

Was macht eigentlich ein Fischdoktor?

Gibt es so was wirklich? Einen Tierarzt der nur Fische behandelt? Und der speziell dafür ausgebildet ist? Ja, tatsächlich gibt es Fachtierärzte für Fische.

Als Fachtierarzt für Fische ist man praktisch zu einem Drittel Mediziner, zu einem Drittel Fischzüchter und zu einem Drittel Biologe bzw. Gewässerökologe. Foto: © Both

Sie müssen eine mindestens 4-jährige Weiterbildung nach Abschluss des allgemeinen Studiums der Tiermedizin absolvieren. Währenddessen sammeln sie Erfahrungen sowohl im Nutzfisch- als auch im Zierfischbereich, häufen jede Menge praktische und theoretische Kenntnisse an, besuchen viele Fortbildungen, verfassen kleinere wissenschaftliche Abhandlungen und zu guter Letzt absolvieren sie eine Prüfung. Dann erst dürfen sie sich Fachtierarzt für Fische nennen.

Und wie sieht der Alltag eines Fischtierarztes dann nun aus? Tja, das kommt drauf an. In jedem Fall ist er sehr abwechslungsreich und unterscheidet sich grundlegend von dem von anderen Tierärzten. Ganz grob gesagt, umfasst der Tätigkeitsbereich zwei Schwerpunkte: Auf der einen Seite steht die Betreuung von Nutzfischen wie beispielsweise Forellenzuchten im Vordergrund. Hier geht es vor allem um die Überwachung des gesamten Fischbestandes und weniger um das Einzeltier. Auf der anderen Seite kümmern sich Fischtierärzte aber natürlich auch um Zierfische. Sie beraten beispielsweise die Halter edler Koi- Karpfen oder auch Privatpersonen mit Aquarienfischen.

Fischtierärzte betrachten immer auch die Umgebung

Fischtierärzte betrachten nicht nur den Fisch an sich, sondern immer auch dessen Umgebung, sprich das Wasser. Denn der Fisch lebt schließlich darin und alle seine Stoffwechselvorgänge finden dort statt. Das bedeutet, dass sich der Tierarzt mit der Wasserqualität und -hygiene genauso gut auskennen muss, wie mit den Fischkrankheiten an sich. Um einem Problem auf die Spur zu kommen, muss er sich also erst die Wasserversorgung anschauen, und sich überlegen, welche weiteren Einflussfaktoren dem Fisch zu schaffen machen könnten. Außerdem führt dieser Umstand dazu, dass Diagnostik und Behandlung fast immer vor Ort stattfinden müssen. Mit anderen Worten, Fischtierärzte machen meistens Hausbesuche, um die Tiere in ihrer Umgebung untersuchen zu können.

Medikamente werden in der Regel direkt über das Wasser verabreicht. Auch bei Fischen können Operationen notwendig werden. Da für die Anästhesie und die Durchführung des Eingriffs spezielle Instrumentarien benötigt werden, muss das Tier dafür dann aber doch in die Praxis verbracht werden.

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Betrachtet man die enorme Vielfalt der unterschiedlichen Fischspezies, bekommt man eine Ahnung davon, wie groß der Wissensschatz eines Fischtierarztes sein muss. Allein den Süßwasserbereich betreffend fallen große Unterschiede auf. Ein Karpfen hat komplett andere Ansprüche an die Wasserqualität als die Forelle. In Fließgewässern leben diverse Arten mit eigenen Fortpflanzungs- und Ernährungsgewohnheiten. Weiter geht es mit dem Aquariensektor und den Meeresfischen, die wiederum völlig abweichende Anforderungen an ihre Umwelt haben. Und alle Tiere können bakterielle oder virale Erkrankungen haben, leiden häufig unter Parasitenbefall, bekommen gar nicht so selten Tumore, verletzen sich, und, und, und …

Als Fischtierarzt muss man die Gesundheit der Tiere, bei Speisefischen zudem die des Menschen, den Tierschutz und den finanziellen Aspekt der Fischhaltung aus Sicht des Tierhalters im Auge behalten. Als Fachtierarzt für Fische ist man also zu einem Drittel Mediziner, zu einem Drittel Fischzüchter und zu einem Drittel Biologe bzw. Gewässerökologe. Langeweile kommt beim Beruf des Fischdoktors also ganz sicher nicht auf, bei den Fischen hingegen schon eher… .

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.