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Weniger Schlachttiere

In Deutschland sind im vergangenen Jahr erneut weniger Tiere geschlachtet worden als im Vorjahr. Damit sind die Schlachtzahlen im siebten Jahr in Folge rückläufig. Nach offiziellen Zahlen erzeugten gewerbliche Schlachtunternehmen 2023 rund 6,8 Millionen Tonnen Fleisch. Das sind fast 300.000 Tonnen weniger als 2022. Der Rückgang lässt sich vor allem beim Schweinefleisch feststellen: 43,8 Millionen Schweine wurden 2023 in Deutschland geschlachtet. Diese Zahl ist zwar immer noch unvorstellbar hoch, sie liegt allerdings mehr als drei Millionen niedriger als noch im Jahr 2022.

Foto: © Jan Peifer

Deutschland steht bei dieser Entwicklung nicht alleine da. Marktforscher beobachten einen Rückgang der Schlachtzahlen nahezu in der gesamten EU. Insgesamt wurden 2023 rund 220 Millionen Schweine geschlachtet. Dies sind mehr als 17 Millionen Tiere weniger als noch im Jahr zuvor. Neben Deutschland gingen die Zahlen vor allem in Dänemark und den Niederlanden deutlich zurück. Im Jahr 2016 waren in Deutschland noch etwa 60 Millionen Schweine geschlachtet worden, einen Einbruch wie in den letzten Jahren gab es seit Beginn der Aufzeichnung der Schlachtzahlen Anfang der 1990er Jahre noch nie.

Maßgeblich verantwortlich für den Rückgang sind mehrere Gründe. Zunächst ist sicher der enorme Zuwachs der Nachfrage nach Fleischersatzprodukten sowie ein generell sinkender Fleischkonsum zu nennen. Vorläufige Zahlen für das Jahr 2023 stellen einen Pro-Kopf-Verbrauch von 51,7 Kilogramm Fleisch und Wurstwaren fest. Im Vergleich zu 2019 ist dies ein Rückgang von knapp 12%. Im gleichen Zeitraum hat sich die Produktion von Fleischersatzprodukten in Deutschland verdoppelt und belief sich 2023 auf eine Menge von insgesamt mehr als 121.000 Tonnen im Wert von über 580 Millionen Euro. Diese Entwicklung wird sich nach Expertenauffassung weiter fortsetzen und ist aus Sicht vieler Tierfreunde, Veganer- und Vegetarierverbände sowie Verbraucherschützer ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Allerdings spielen weitere Ursachen eine wichtige Rolle für den Rückgang der Schlachtzahlen. Der wohl ausschlaggebendste dürfte der Importstopp auf dem chinesischen Markt sein.

Nachdem in Deutschland 2020 die Afrikanische Schweinepest aufgetreten war, brach der deutsche Export nach China zusammen. Wurden 2020 noch fast 320.000 Tonnen frisches und tiefgekühltes Schweinefleisch nach China exportiert, lag dieser Wert 2023 gerade noch bei knapp 740 Tonnen. Auf dem chinesischen Markt selbst stieg die inländisch produzierte Menge an Schweinefleisch an, gleichzeitig sank die Menge der gehaltenen Tiere. Ende 2023 betrug dieser Wert mehr als 434 Millionen Tiere, was einem Rückgang von rund 18 Millionen Tieren im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Aus weniger Tieren wird mehr Gewinn geschöpft, oder anders gesagt: Die Tiere werden immer mehr an die Haltungsbedingungen angepasst, um sie noch effektiver ausbeuten zu können. Dieses Phänomen lässt sich auch in Europa feststellen. Über allen Bewegungen auf dem Markt steht jedoch weiterhin, dass in Deutschland, der EU und auf der ganzen Welt Unmengen von sogenannten Nutztieren gehalten werden.

Insgesamt gibt es auf der Welt mehr als zehnmal so viele Nutztiere wie Menschen.

Mit rund 70 Milliarden ist der größte Teil Geflügel. Etwa 80% der weltweit verfügbaren Nutzfläche wird für Acker- oder Weideland beansprucht. Die ständige Verfügbarkeit vor allem von Fleisch, aber auch von anderen tierischen Produkten, lernen Kinder schon im Kindergartenalter. Woher diese Nahrungsmittel aber ursprünglich stammen, spielt vielfach keine Rolle mehr. Es ist eine Spätfolge der Industrialisierung, dass auch der Bezug zur Natur verloren geht. Dabei gibt es vielerlei Gründe für einen achtsamen Umgang mit eben dieser, genau wie mit dem eigenen Körper. Wer sich bewusst mit Tierhaltung und Ernährung auseinandersetzt und beschäftigt, wird schnell zu dem Schluss kommen, dass insbesondere die Massentierhaltung völlig unnötig ist. Sei es aus gesundheitlichen oder ethischen Beweggründen. Wir Menschen brauchen kein Fleisch zum Überleben. Das Angebot von pflanzlichen Alternativen ist so groß und reichhaltig wie nie zuvor. Was im Großen vielleicht noch schwierig umzusetzen ist, kann aber jeder für sich entscheiden. Der Umstieg auf eine pflanzliche Ernährung bedeutet nämlich auch, die massiven Missstände in der Tierhaltung nicht weiter zu unterstützen.

Jan Peifer