Frühling | Ratgeber Tiermedizin

Wenn der Hund auf Pollen reagiert

Allergiker können ein Lied davon singen. Kaum blühen die ersten Sträucher, schwellen die Lider zu, die Nase läuft, und der quälende Juckreiz sorgt dafür, dass man sich am liebsten die Augen auskratzen möchte. Was viele jedoch nicht wissen: Auch Tiere, insbesondere Hunde, können unter Pollenallergien leiden – und das nicht minder stark als ihre zweibeinigen Begleiter.

Foto: Pixabay/Markus Diestelrath

Etwa jeder zehnte Hund reagiert allergisch auf Pollen, wobei die Symptome von Tier zu Tier stark variieren. Während einige Hunde nur leicht gerötete Bindehäute aufweisen, leiden andere unter massivem Augen- und Nasenausfluss, begleitet von starkem Juckreiz. Betroffene Tiere versuchen häufig, sich durch Kratzen oder Reiben Linderung zu verschaffen, was die Situation oft verschlimmert. Besonders schlimm wird es, wenn die allergische Reaktion nicht nur die Augen, sondern auch die Haut betrifft. Dann können zusätzlich Ekzeme oder nässende Hautstellen auftreten, die für das Tier äußerst unangenehm sind.

Eine Pollenallergie beim Hund ist keine Seltenheit.
Eine Pollenallergie beim Hund ist keine Seltenheit. Foto: Bearfotos/Freepik

In leichten Fällen bedarf es keiner Therapie. Hier reicht es oft aus, die Symptome zu beobachten und einfache Maßnahmen zu ergreifen, um den Pollenflug und die damit verbundenen Beschwerden abzumildern. Bei schweren Verläufen hingegen ist ein Besuch beim Tierarzt unvermeidlich, denn die Hunde leiden unter Umständen genauso stark wie menschliche Allergiker.

Was ist Pollenflug?

Pollenflug bezeichnet die Ausbreitung von Pollen durch die Luft. Vor allem windbestäubende Pflanzen wie Bäume, Gräser oder Kräuter sind für die Pollenbelastung verantwortlich. Diese winzigen, unsichtbaren Partikel dienen der Fortpflanzung von Pflanzen und können über weite Distanzen getragen werden. Die Konzentration von Pollen in der Luft ist dabei von zahlreichen Faktoren abhängig. Saisonale Gegebenheiten spielen eine entscheidende Rolle, denn der Pollenflug erreicht in den Frühjahrs- und Sommermonaten seinen Höhepunkt. Auch Wetterbedingungen wie Temperatur, Windstärke und Luftfeuchtigkeit beeinflussen die Belastung maßgeblich. Während warmes, trockenes Wetter den Pollenflug begünstigt, wirken Regenfälle wie eine natürliche Reinigung der Luft.

Pollen bleiben in kürzerem Fell nicht so gut hängen.
Pollen bleiben in kürzerem Fell nicht so gut hängen. Foto: 18526052/Freepik

Erste Hilfe für Allergiker-Hunde

Tierbesitzer können viel tun, um ihrem Hund Linderung zu verschaffen. Im Mittelpunkt steht dabei, die Menge der allergieauslösenden Stoffe zu reduzieren:

  • Reinigung der Augen: Die Augenpartie sollte regelmäßig mit einem sauberen, feuchten Waschlappen und klarem Wasser gereinigt werden. Auf Kamillentee oder andere Hausmittel sollte verzichtet werden, da sie die empfindlichen Schleimhäute zusätzlich reizen können.
  • Fellpflege: Besonders Hunde mit langem Fell profitieren von einer gründlichen Reinigung. Nach einem Spaziergang können die Pollen mit klarem Wasser und einem milden Tiershampoo aus dem Fell gewaschen werden. Das verhindert, dass Allergene ins Haus oder in das Körbchen des Tieres gelangen.
  • Scheren des Fells: Bei langhaarigen Hunden kann es zudem sinnvoll sein, das Fell in der Pollenflugzeit zu kürzen. Dadurch bleiben weniger Pollen haften, und die Pflege wird erleichtert. 

Diese Maßnahmen helfen, den Kontakt mit Allergenen zu minimieren und die Beschwerden deutlich zu reduzieren

Wann zum Tierarzt?

In besonders schweren Fällen reicht eine häusliche Pflege jedoch nicht aus. Wenn die Symptome stark ausgeprägt sind oder das Tier unter erheblichem Juckreiz und Unwohlsein leidet, sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden. Dieser kann:

  • Augensalben verschreiben, um gereizte Bindehäute zu beruhigen.
  • Antihistaminika oder kortisonhaltige Präparate in Tablettenoder Spritzenform verabreichen, die die allergische Reaktion unterdrücken.
  • Individuelle Therapiepläne erstellen, etwa bei begleitenden Hautreaktionen oder chronischen Beschwerden.

Dank der modernen Tiermedizin können die meisten Hunde durch eine gezielte Behandlung ihre Symptome überwinden und den Frühling wieder unbeschwert genießen. 

Eine Pollenallergie beim Hund ist keine Seltenheit, wird aber oft übersehen. Mit den richtigen Maßnahmen und gegebenenfalls tierärztlicher Unterstützung können betroffene Tiere gut durch die allergieintensive Zeit begleitet werden. Regelmäßige Pflege, ein aufmerksamer Blick des Besitzers und eine professionelle Behandlung sorgen dafür, dass auch der vierbeinige Allergiker die blühenden Monate wieder genießen kann.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.