Stören Handys und Co. beim gemeinsamen Spaziergang mit dem Vierbeiner, oder sind wir inzwischen so auf Multitasking getrimmt, dass das gar kein Problem darstellt? Sicherlich ist das Smartphone mittlerweile zu einem „Must-have“ geworden, und man kennt in seinem Bekanntenkreis eigentlich niemanden mehr, der keines besitzt. Laut Studien und Umfragen verbringen wir Deutschen im Durschnitt täglich mindestens 4,5 Stunden im World Wide Web.
Inzwischen läuft aber auch auf der Straße jeder mit seinem Handy in der Hand herum und blendet seine Umwelt teilweise komplett aus. So auch bei der Gassi-Runde. Im Grunde macht es durchaus Sinn, das Handy auf der Hunde- Runde in der Tasche zu haben. Sollte etwas passieren, sind wir so in der Lage schnell Hilfe zu rufen oder können nach einem Unfall den Tierarzt schon einmal darüber informieren, dass wir gerade auf den Weg zu ihm in die Praxis sind. Da heutzutage die wenigsten noch eine Fotokamera besitzen, sondern auch das mit dem Smartphone erledigen, spricht auch sicher nichts dagegen das Handy mal in die Hand zu nehmen, um besondere Momente mit dem Hund bildlich festzuhalten. Doch wie viele gemeinsame Erlebnisse haben die Vierbeiner noch mit ihren Haltern, wenn diese ständig und ununterbrochen auf ihr Handy schauen und selbst auf der Gassi-Runde lieber E-Mails checken oder bei Facebook, Twitter und Co. präsent sind, statt Bällchen zu werfen und Leckerlies zu verstecken?
Kein Anschluss unter dieser Nummer …
Leider lässt sich immer häufiger beobachten, dass Halter und Hund draußen keine Einheit mehr bilden und wirklich gemeinsam spazieren gehen. Man fährt vielleicht noch zusammen in den Wald, aber kaum ist der Wald betreten, macht jeder seins. Für den Menschen bedeutet dies: das Handy zücken und lossurfen. Oder zumindest den iPod raus und die Musik voll aufdrehen. Für den Hund, der sehr schnell merkt, dass bei Herrchen und Frauchen leider gerade mal wieder „Kein Anschluss unter dieser Nummer“ auf der Stirn steht, bedeutet dies in der Regel absolute Narrenfreiheit. Die Tiere spüren die geistige Abwesenheit und suchen sich ihre eigene Beschäftigung. Ob diese dann immer im Sinne des Halters und auch der Mitbürger ist, ist sicherlich fraglich. So bemerkt Frauchen ebenso wenig, wenn den Fahrrad fahrenden Kindern auf der Wiese hinterher gejagt wird, wie Herrchen es bemerkt, wenn sich der Hund mitten auf dem Gehweg löst und einen riesigen Haufen hinterlässt. Beides Beispiele, die dem Image vom Hund keinen unglaublich positiven Glanz verleihen.
Spricht man mit Haltern über dieses Thema, erhält man häufig die Erklärung, dass sie die Zeit des Hunde-Ausführens sinnvoll nutzen möchten. Doch ist der Sinn des Gassi-Gehens nicht eigentlich das kollektive Erlebnis mit dem Hund? Der Bindungsaufbau durch gemeinsame Abenteuer und dem Meistern vermeintlicher Gefahrensituationen? Weitere Probleme bei Hundehalter- Smombies (Smartphone-Zombies) tauchen spätestens dann auf, wenn der Mensch so sehr in der Online-Welt gefangen ist, dass er nicht einmal mehr in der Lage ist, die Signale und „Rückfragen“ seines Hundes wahrzunehmen. Zeigt der Vierbeiner Stress- oder auch Angstanzeichen beispielweise beim Entgegenkommen eines fremden Hundes, hat der Halter nur dann eine Chance auf diese einzugehen und sein Tier durch die Situation zu begleiten, wenn er diese auch sieht. Wird der Hund, trotz seiner deutlichen Signale, einfach frontal auf den Artgenossen hin geführt, braucht sich der Halter nicht zu wundern, wenn sich der Vierbeiner dafür entscheidet, die Situation selbst zu regeln und bereits nach wenigen Begegnungen dieser Art zum Leinenpöbler wird.
Um eine gute Bindung zu meinem Hund aufzubauen, muss ich als Halter für ihn erreichbar sein. Ich muss seinem Bedürfnis nach einem Feedback in bestimmten Situationen nachkommen und ihm immer wieder beweisen, dass es sich lohnt sich an mir zu orientieren. Nur so bekomme ich auch eine Beziehung zu meinem Hund.
Wie heißt es so schön: „ohne Beziehung – keine Erziehung.“
Es ist also nicht allzu verwunderlich, dass die auf das Smartphone starrenden Herrchen und Frauchen gerne in Kombination mit schlecht erzogenen Hunden auftreten. Um mit bestimmten Umweltreizen, wie einem davonhoppelndem Kaninchen konkurrieren zu können, muss ich noch spannender sein als das Kaninchen. Aber dies werde ich sicher nicht, wenn ich nur aufs Mobiltelefon schaue und meinem Tier keinerlei gemeinschaftliche Aktivität anbiete. Erwartet mein Hund von mir einfach nichts, wird er sich auch nicht an mir orientieren. Er wird sich andere Dinge suchen und die Party alleine steigen lassen – „Herrchen und Frauchen sind langweilig und haben ja eh keine Zeit, sondern müssen noch schnell ein paar E-Mails beantworten“. Allen voran die Hunde, die tagein tagaus viele Stunden alleine Zuhause sind und sehnsüchtig auf ihre Menschen warten, sollten doch erwarten dürfen, dass ihnen zumindest während des Spaziergangs nach der Arbeit die volle Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Auch dem Hundehalter würde es gut tun, das Smartphone mal in der Tasche zu lassen und die virtuelle Welt zumindest für dieses gemeinsame reale Erlebnis zu verlassen. Die heilsame Wirkung der Natur auf uns Menschen ist inzwischen wissenschaftlich bewiesen. Dafür müssen wir diese aber auch mit allen Sinnen wahrnehmen. Und was würde sich besser dafür eignen, als ein gemeinsamer Ausflug mit dem besten Freund des Menschen an der Seite?