Haushunde | Ratgeber Tiermedizin

Wenn’s nimmer läuft – Arthrose beim Haustier

Der eigentliche Ursprung einer Arthrose ist oft kein großes Ding. Die plötzliche Lahmheit nach wildem Spiel, einhergehend mit einem zunächst unbedeutenden Bänderanriss oder eine kleine Knochenabsplitterung. Das Gelenk wird instabil, die Biomechanik verändert sich, wenn auch nur ein bisschen. Doch leider reicht das unter Umständen schon. Während der Besitzer das kleine Unglück längst vergessen hat, nimmt das Unheil seinen Lauf.

Gonarthrose II.

Der Knorpel, der die beteiligten Knochen überzieht, wird über die Zeit an den Stellen abgerieben, die durch die abnorme Flexibilität zu stark belastet sind. Der Körper versucht die entstehenden Defekte selbst zu heilen. Er bildet neue Knorpelmasse. Diese entspricht in Zusammensetzung und Form nicht dem ursprünglichen Knorpel. Es kommt zu Zubildungen, die dem Tier Schmerzen bereiten und zur Lahmheit führen. Auf dem Röntgenbild erkennt der Tierarzt kleine Knorpelauftreibungen, die an die jeweilige Stelle nicht hingehören. Oft ist das Gelenk etwas verdickt, da der Körper beim Versuch der Selbstheilung vermehrt Gelenkflüssigkeit produziert. Die Diagnose: Arthrose!

Auch angeborene oder erworbene Fehlstellungen, Entwicklungsstörungen, Überbelastung, Alterserscheinungen und Autoimmunkrankheiten sowie einige Infektionskrankheiten können Arthrosen verursachen.

Es gibt Hunde- und Katzenrassen, die für gewisse Erbkrankheiten bekannt sind. Man denke an die Hüftgelenksdysplasie beim Schäferhund. Hier passen Oberschenkelkopf und Hüftgelenkspfanne nicht optimal zusammen. Der Kopf sitzt zu locker in der Pfanne. Diese mangelnde Kongruenz ist häufig genetisch bedingt. Durch die andauernde mechanische Belastung wird die dünne Knorpelschicht des Hüftgelenks abgenutzt. Es kommt zu den oben erwähnten Reparaturprozessen und Zubildungen. Große und gleichzeitig schwere Rassen sind besonders häufig betroffen. Zu den bekanntesten Arthrosen gehören die Coxarthrose (Hüftgelenksdysplasie), Gonarthrose (Kniegelenksarthrose) und die Spondylose (Arthrose der kleinen Gelenke der Wirbelsäule).

Dem Besitzer fällt zunächst nur auf, dass das Tier nach längeren Ruhephasen aufsteht und etwas hinkt oder unrund läuft. Doch dies legt sich nach kurzer Zeit, dann läuft das Sorgenkind wieder normal, und der Besitzer beruhigt sich zunächst. Doch diese Auffälligkeit nimmt zu. Sowohl in der Häufigkeit als auch in der Ausprägung. Es dauert immer länger, bis die Lahmheit verschwindet. Erst bei ausgeprägten Arthrosen bleibt der unregelmäßige oder auch klamme Gang dauerhaft erhalten. Das Problem hierbei: Das Tier wird immer bewegungsunlustiger. Durch das ständige Schonen baut die Muskulatur ab. Die Gelenke werden noch instabiler, weil das Muskelgerüst schwächer wird. Ein Teufelskreis ist im Gang.

Hüftgelenksdysplasie.
Hüftgelenksdysplasie. Foto: Dr. Tina Hölscher

Prophylaktisch sollten Jungtiere nicht zu energiereich gefüttert werden. Erhalten sie von Beginn an gehaltvolles Futter, wachsen sie schneller, als von der Natur vorgesehen ist. Die Folge sind mangelhaft mineralisierte Knochen, was wiederum Skeletterkrankungen begünstigt. Speziell auf das Welpenalter abgestimmtes Futter gewährleistet eine altersgerechte Knochenentwicklung. Besonders großwüchsige Tiere sollten wohl dosiert bewegt werden. Langes Springen im Spiel auf den Hinterbeinen ist zu unterbinden. Auf ausgedehnte Fahrradtouren verzichtet man besser, solange das Tier nicht ausgewachsen ist.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.