aktion tier Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen | Säugetiere

Wildkatze oder Hauskatze? - So erkennen Sie den Unterschied!

Europäische Wildkatzen waren zwischenzeitlich fast schon verschwunden. Doch das Wildtier ist dabei, sich ihren Lebensraum zurückzuerobern. Das führt auch dazu, dass Wildkatzenbabys fälschlicherweise für ausgesetzte Hauskatzen gehalten werden und die kleinen Raubtiere ohne Not in Wildtierstationen landen. Doch wie kann man erkennen, ob es sich um eine Wildkatze oder eine Hauskatze handelt?

Wildkatze in der aktion tier Wildtierstation Sachsenhagen. Foto: © aktion tier Wildtierstation Sachsenhagen

Wesentliche Unterschiede zwischen Hauskatze und Wildkatze sind:

  • Hauskatzen können sehr unterschiedliche Fellfarben und Zeichnungen haben, Wildkatzen sind immer grau mit ockerfarbigem Unterton und meist verwaschener Streifenzeichnung in einem dunkleren Ton, haben immer einen weißen Kehlfleck und immer deutliche, dunkle Ringe am Schwanz.
  • Wildkatzen wirken aufgrund des dicken Fells und dem kompakteren Körperbau plumper als eine kurzhaarige Hauskatze.
  • Außerdem haben Wildkatzen immer dickere Füße als Hauskatzen.
  • Der Kopf von gängigen europäischen Hauskatzen ist eher schlank mit schmaler Schnauze, während Wildkatzen eine deutlich breite Kopf-und Schnauzenform haben.
  • Wegen der dichten und längeren Behaarung wirken die Ohren von Wildkatzen auch insgesamt kleiner als bei Hauskatzen.
  • Die Schnurrhaare von Wildkatzen sind immer weiß und viel kräftiger als bei Hauskatzen. Dann ist auch noch der Nasenspiegel bei Wildkatzen immer hell fleischfarben, bei Hauskatzen kann er ganz verschieden gefärbt sein.

Natürlich ist auch das Verhalten und die Lebensweise von Wildkatzen deutlich anders. Sie sind Einzelgänger und in Wäldern beheimatet. Reinrassige Wildkatzen sind sehr scheu und halten sich nicht in der Nähe des Menschen auf. Sie sind auch zu wild, um als Haustiere gehalten zu werden. Manchmal können gefundene Babys eine Weile im Haushalt leben aber nach spätestens 1 Jahr sind sie zu wild. Es gibt auch hohe Auflagen für das Halten von Wildkatzen (wie z.B. in zoologischen Gärten). Wie bei Wölfen, die sich mit Haushunden paaren, kommt es auch vor, dass Wildkatzen mit Hauskatzen Nachkommen zeugen. Diese Mischlinge können dann sowohl optisch als auch vom Verhalten her Merkmale beider Eltern ausweisen.

Was tut aktion tier e.V. zum Schutz von Wildkatzen?

In der aktion tier Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen werden jedes Jahr verwaiste Jungtiere oder Straßenverkehrsopfer aufgenommen, gesund gepflegt und nach ihrer Rehabilitation wieder in die Wildbahn entlassen. Immer wieder werden Wildkatzen auf der Straße angefahren. Oft genug überleben die Tiere solche Unfälle nicht. Aber wir konnten auch schon überlebende Straßenverkehrsopfer, die teilweise mit schweren Verletzungen in der Wildtierstation eingeliefert wurden, gesund pflegen und nach ihrer Genesung wieder auswildern.

Auch in diesem Jahr kamen wieder mehrere Wildkatzen als Pfleglinge in die Wildtier- und Artenschutzstation. Einige der kleinen Raubtiere wurden dabei fälschlicherweise für ausgesetzte Hauskatzen gehalten. Daher sollte man bei Katzenwelpen, welche im Wald gefunden werden, unbedingt genauer hinsehen!

Ein Wildkatzengehege in der aktion tier Wildtierstation

Bereits 2015 wurde in der Wildtier- und Artenschutzstation ein Wildkatzengehege fertiggestellt, um den Anforderungen dieser Tiere gerecht werden zu können. Finanziert wurde dieses mit knapp 38.000 Euro teuerste und größte Bauprojekt im Jahr 2015 durch Spendengelder, die über zwei Jahre angespart wurden. Die fehlende Restfinanzierung übernahm dankenswerterweise die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung.

Insgesamt stehen nun drei Innengehege mit einer Grundfläche von 50 m² und zwei Außengehege mit einer Grundfläche von 108 m² zur Verfügung, die es erlauben mehrere Wildkatzen gleichzeitig zu halten. Durch die Unterteilung des Geheges  können diese je nach Gesundheitszustand, Sozialstruktur und Alter getrennt oder gemeinsam gehalten werden. Auch die Auswilderung einzelner Tiere ist so möglich.

Dr. Florian Brandes

Stationsleiter, Fachtierarzt für Wildtiere und Artenschutz