Hauskatzen | Haushunde | Ratgeber Tiermedizin

Zahnstein bei Hund und Katze

Früher oder später ist tatsächlich jede Fellnase betroffen. Im Laufe des Lebens bildet sich eine hässliche Schicht auf den Zähnen. Sie besteht aus Bakterien und Mineralstoffen und hat eine hell- bis dunkelbraune Färbung. Betastet man diese Auflagerungen auf den Zähnen unserer Haustiere, stellt man schnell fest, dass diese Zubildungen steinhart sind. Daher der Name Zahnstein.

Prüfung eines Hundgebisses
Dr. Tina Hölscher bei der Prüfung eines Hundgebisses. Foto: Vias Design

Zahnstein sieht jedoch nicht nur hässlich aus, er kann auch schlimme Folgen haben. Zum einen reibt die steinharte Masse auf der Innenseite der Backe, was langfristig zu Entzündungen führt. Zum anderen sorgt der ständig anwesende Bakterienrasen für Erkrankungen des Zahnfleisches. Ganz ähnlich wie beim Menschen bilden sich im Laufe der Zeit tiefe Taschen. In diese Höhlen wandern weitere Krankheitserreger ein und greifen den Zahn an der Wurzel an. Das Ende vom Lied ist ein schmerzhafter Prozess im Bereich des Zahnfaches, was zum Verlust des Zahnes führt. Ginge dieser Prozess wenigstens schnell von statten, wäre das vielleicht alles halb so schlimm. Doch leider vergehen Wochen, Monate und Jahre, bis ein angegriffener Zahn letztendlich herausfällt. Während dieser Zeit leidet das Tier stumm Schmerzen. Es kann sich schließlich kaum äußern.

Braune Beläge sind die ersten Anzeichen für Zahnstein

Deshalb ist es so wichtig, dass der Besitzer frühzeitig erkennt, wann er handeln muss, damit es erst gar nicht so weit kommt. Erste Hinweise auf Zahnsteinbildung sind die leicht erkennbaren braunen Beläge auf den Zähnen. Dunkelrotes Zahnfleisch direkt dort, wo der braun verfärbte Zahn im Kiefer verschwindet, ist schon fast ein Alarmzeichen. Das heißt nämlich, dass dort die Entzündung schon in vollem Gange ist. Kommt jetzt noch abscheulicher, abstoßender Geruch hinzu, steht der Zahn vermutlich bereits unter Eiter. Das Tier hat spätestens jetzt definitiv hochgradige Schmerzen.

Aufmerksame Besitzer erkennen Zahnschmerzen ihres Tieres am veränderten Kauverhalten.

  • Oft wird zum Bearbeiten von Kauartikeln nur eine Seite benutzt.
  • Futterbrocken werden aufgenommen und wieder fallen gelassen.
  • Eventuell speichelt das Tier vermehrt oder leckt sich über die Schnauze.
  • Manche Patienten streichen mit ihren Pfoten immer wieder über die schmerzhafte Seite in der Hoffnung, das störende Gefühl wegwischen zu können.

Hierbei müssen nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten. Oft gibt es nur dezente Hinweise auf schmerzhafte Prozesse im Bereich der Mundhöhle. Die gilt es zu erkennen. Betroffene Vierbeiner betteln also im übertragenen Sinne geradezu nach einem Besuch beim Tierarzt. Der Veterinär wird die Maulhöhle gründlich untersuchen.

Ein Blick in den Fang sollte Teil einer jeden allgemeinen tierärztlichen Untersuchung sein und beispielsweise auch vor jeder Impfung stattfinden. So werden Zahnschmerzen auch vom Tierarzt nicht übersehen. Im Rahmen der Untersuchung wird dann entschieden, wie vorgegangen werden muss.

Einzelne Auflagerungen können mit verschiedenen Instrumenten auch ohne Narkose entfernt werden. Vorausgesetzt das Tier zeigt sich einigermaßen kooperativ und eine geschickte Helferin fixiert den Vierbeiner so, dass er keine Abwehrbewegungen machen kann. Das ist deshalb so wichtig, weil die Gerätschaften teilweise scharf sind und man den Patienten leicht verletzen kann. Der Tierarzt arbeitet vor allem am Übergang Zahnfleisch zu Zahn. Eine gründliche Entfernung des Zahnsteins in diesem Bereich ist besonders wichtig. Hierzu muss er das Zahnfleisch leicht anheben, um darunter entlang fahren zu können. Da diese Zone meist schon leicht entzündet ist, blutet es auch schnell. Wirklich schmerzhaft ist dieser Vorgang aber nicht, viel eher lediglich unangenehm. Oft kommt es also zu moderaten Blutungen, diese stoppen nach kurzer Zeit von selbst.

Ist der Zahnstein hingegen sehr ausgeprägt, wehrt sich das Tier stark oder sind gar einzelne Zähne schon faulig und müssen womöglich entfernt werden, ist eine Narkose unumgänglich. Dazu muss ein extra Termin vereinbart werden. Im optimalen Fall wird vorher ein Blutbild angefertigt, um sicherzustellen, dass auch alle Organe in Ordnung sind und das Tier die Narkose gut überstehen wird. Auch Herz und Lunge sowie der sonstige Gesundheitszustand des Vierbeiners müssen im Vorfeld gewissenhaft untersucht werden.

Während des eigentlichen Eingriffs sollte der Patient unbedingt intubiert werden.

Wird die Narkose mit einem Inhalationsgerät aufrechterhalten, ist dies sowieso der Fall. Doch auch wenn eine andere Narkoseart gewählt wird, ist der Schlauch in der Luftröhre bei der Zahnsanierung wichtig, um zu verhindern, dass Spülflüssigkeit, Reste von Zahnstein oder gar Zahnteile in die Lunge gelangen. Zahn für Zahn reinigt der Tierarzt dann das Gebiss. Hierzu wird zunächst der Zahnstein mit Schabern oder Zangen entfernt. Dann kommt das Ultraschallreinigungsgerät zum Einsatz. Mit seiner Hilfe werden auch kleinste Verunreinigungen abgelöst und weggespült. Lose Zähne oder Zähne, die nicht mehr zu retten sind, müssen gezogen werden. Wurzelbehandlungen oder Überkronungen sind möglich, kommen aber weniger häufig zum Einsatz. Anschließend erfolgt die Politur der verbleibenden Zähne. Diese glättet die durch die vorangegangene Ultraschallbehandlung angeraute Oberfläche. So wird die erneute Anlagerung von Zahnstein hinausgezögert.

Ein gesundes Gebiss ist wichtig. Analog zum Menschen werden unsere Haustiere immer älter. Ihre Zähne sind nicht unbedingt für eine derart lange Lebenszeit geschaffen. Teilweise nicht artgerechte Ernährung tut ihr Übriges, um die Zahnsubstanz zu schädigen. Erkrankte Zähne stellen ein dauerhaftes Gesundheitsrisiko dar. Täglich besteht die Gefahr, dass Keime aus der Mundhöhle in den Restorganismus abgespült werden und sich dort ausbreiten. Deshalb zahlt sich die Reinigung in jedem Fall langfristig aus und ermöglicht Ihrem Haustier ein gesundes und schmerzfreies Altern.

Haben Sie gewusst, dass ein Hund 42 Zähne hat?

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.