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Mein Kind wünscht sich ein Tier

Fast jedes Kind äußert irgendwann einmal den Wunsch nach einem eigenen Haustier. Besonders beliebt sind niedliche Fellknäuel zum Kuscheln und Spielen. Vor allem Hunde und Katzen stehen da ganz oben auf der Wunschliste. Doch bevor Sie, liebe Eltern, dem Betteln nachgeben, sollten Sie sich bewusst sein, dass vor allem Sie selbst in der Verantwortung stehen. Und zwar ein ganzes Tierleben lang.

26. Juni 2020
Ein Beitrag von Ursula Bauer
Finden Sie heraus, warum sich Ihr Kind ein Tier wünscht. Die Gründe können sehr vielfältig sein, und nicht jeder rechtfertigt gleich die Anschaffung eines eigenen Haustieres. Foto: Foto: White77y. Lizenz: Pixabay

Mit dieser Kampagne möchten wir informieren und Anstöße zum Nachdenken geben. Damit Sie am Ende die richtige Entscheidung treffen und möglichst kein Haustier unüberlegt ins Haus kommt und dann vielleicht bald wieder abgegeben wird.

Die Frage nach dem WARUM

Finden Sie heraus, warum sich Ihr Kind ein Tier wünscht. Die Gründe können sehr vielfältig sein, und nicht jeder rechtfertigt gleich die Anschaffung eines eigenen Haustieres.

Hier einige Beispiele:

  • Der Junior ist sehr einsam und wünscht sich ein felliges Lebewesen, um sein Bedürfnis nach Nähe und Schmuseeinheiten zu befriedigen. Hier kann ein Haustier eventuell tatsächlich helfen, wobei es aber nicht als Seelentröster missbraucht werden darf. Tiere haben individuelle Bedürfnisse, denen immer Rechnung getragen werden sollte.
  • Der Wunsch entstand aus einem Gruppenzwang heraus. Nach dem Motto: „Alle haben ein Tier zu Hause, deshalb möchte ich auch eines“. In diesem Fall können Eltern eine Argumentationshilfe an die Hand geben. Wird das Kind gehänselt, weil es kein Tier vorweisen kann, könnte es zum Beispiel antworten: „Ich gehe lieber schwimmen“, „Ich wünsche mir dafür ein Kuscheltier“ oder „Was, Du hast ein einzelnes Kaninchen? Das ist doch Tierquälerei“.
  • Es gibt Kinder, die zum Beispiel gerne mit einem großen Hund oder einer wertvollen Rassekatze vor ihren Freunden angeben möchten. Hier werden Eltern mit Sicherheit mit der Versorgung und Pflege des Tieres allein gelassen, da sich das Interesse des Nachwuchses an dem Tier auf gelegentliche Zurschaustellungen beschränken wird.
  • Das Bedürfnis entspringt einer starken und seit Jahren ausgeprägten Affinität zu Tieren. Hierbei beschränkt sich das Interesse meist nicht auf eine bestimmte Tierart, sondern gilt allen Lebewesen. Diesem „reinen“ Tierwunsch, der meist auch mit Empathie und Verständnis für alles Lebendige verbunden ist, sollte angemessen nachgegeben werden, indem zumindest der Kontakt zu Tieren regelmäßig ermöglicht wird.

Die Frage nach dem WAS

Die Entscheidung für ein Tier sollte grundsätzlich die gesamte Familie in Ruhe gemeinsam treffen. Ob Hund oder Hamster – jedes Haustier hat als echtes Familienmitglied Anspruch auf tägliche Zuwendung, eine tiergerechte Unterbringung und liebevolle Pflege. Wenn sich dann alle einig sind, dass ein Tier angeschafft werden soll, kann man überlegen, was am besten zu den Lebensgewohnheiten, dem Platz und dem Geldbeutel passt. Tiere sind nicht klinisch rein, daher sollten auch der Gesundheitszustand jedes Familienmitgliedes und eventuelle Allergien in die Entscheidung einfließen. Außerdem ist es unerlässlich, sich möglichst breit zu informieren. Es gibt zu jeder Tierart umfangreiche Literatur sowie Beiträge im Internet, und man kann sich außerdem zum Beispiel in einem Tierheim beraten lassen.

Reinrassig oder gemischt?

Aus der Zucht stammende Tiere haben häufig rassebedingte Probleme. Französische Bulldoggen und der US-Perserkatzentyp beispielsweise müssen häufig mit Atemschwierigkeiten, einem Schiefbiss und Kurzköpfigkeit leben. Unter anderem finden wir bei diversen Hunderassen daneben noch in die Wirbelsäule einwachsende Haut (Rhodesien Ridgeback), Hüftprobleme (z.B. Deutscher Schäferhund, Rottweiler) und häufige Bandscheibenvorfälle (z.B. Dackel, Basset). Gesundheitliche Auswirkungen einer intensiven Zucht kommen aber auch bei anderen Tierarten vor. Auf maximale Langhaarigkeit gezüchtete Kaninchen (z.B. Angorakaninchen) etwa können ihr Fell nicht mehr selbst pflegen und leiden infolgedessen oft an Parasitenbefall. Oder Nacktmeerschweinchen wie die Baldwins, die aufgrund der fehlenden Haare Probleme mit der Temperaturregulierung und dem Tastsinn haben, krankheitsanfällig sind und oft vorzeitig sterben.

Eine extreme und allein auf Optik ausgerichtete Zucht bedeutet nicht nur ein eingeschränktes, mit Schmerzen und Leiden verbundenes Leben für das Tier, sondern auch mitunter sehr hohe Tierarztkosten für den Besitzer. Bei der Auswahl eines Rassetieres nur nach dem Aussehen zu gehen, ist auch keine gute Idee. Denn neben speziellen gesundheitlichen Problemen kommen auch rassespezifische Charaktereigenschaften vor, mit denen nicht jeder klarkommt. Wir raten eher zu einem Mischling. Sei es Hund, Katze oder Kleintier. Mixe sind in der Regel robust, weniger krankheitsanfällig und haben zudem eine höhere Lebenserwartung.

Haustiere im Überblick

Katze

max. Alter (ca.): 20 Jahre
tägl. Zeitaufwand (ca.):  2 Stunden
monatl. Kosten (ca.): *  70 EUR
für Kinder: **ab ca. 6 Jahre

Platzbedarf: mind. 15 qm freie Bodenfläche; Balkone müssen vernetzt werden; Freilauf wäre schön; Wer wenig zu Hause ist, sollte 2 Katzen anschaffen, um Einsamkeit zu verhindern. Vor der Anschaffung unbedingt Allergietest machen!

Hund

max. Alter (ca.): 20 Jahre
tägl. Zeitaufwand (ca.):  3 Stunden
monatl. Kosten (ca.): *  100 EUR
für Kinder: **ab ca. 11 Jahre

Die Hundesteuer kostet für sogenannte Listenhunde je nach Bundesland bis zu 500 EUR/Jahr. Hunde müssen jeden Tag bei Wind und Wetter mehrmals und möglichst lange ausgeführt werden. Eine Zwingerhaltung ist nicht tiergerecht!

Meerschweinchen

max. Alter (ca.): 10 Jahre
tägl. Zeitaufwand (ca.):  1 Stunde
monatl. Kosten (ca.): *  25 EUR
für Kinder: **ab ca. 8 Jahre

Da Meerschweinchen immer mindestens paarweise gehalten werden sollen, verdoppeln sich die Kosten und der Zeitaufwand. Käfighaltung ist nicht tiergerecht, Meerschweinchen brauchen ein großes Innengehege (Kosten ca. 150 EUR) und gerne auch im Sommer ein Außengehege.

Kaninchen

max. Alter (ca.): 10 Jahre
tägl. Zeitaufwand (ca.):  1 Stunde
monatl. Kosten (ca.): *  25 EUR
für Kinder: **ab ca. 9 Jahre

Das über Meerschweinchen gesagte trifft auch auf die Kaninchenhaltung zu.

Hamster

max. Alter (ca.): 4 Jahre
tägl. Zeitaufwand (ca.):  0,5 Stunde
monatl. Kosten (ca.): *  15 EUR
für Kinder: **ungeeignet

Käfighaltung ist nicht tiergerecht, daher benötigt ein Hamster immer ein großes, ausbruchsicheres Gehege mit interessanten Elementen zum Klettern, Verstecken, Buddeln usw. Hamster sind nachtaktive Tiere, die tagsüber nicht gestört werden dürfen.

Wellensittich

max. Alter (ca.): 15 Jahre
tägl. Zeitaufwand (ca.):  1 Stunde
monatl. Kosten (ca.): *  30 EUR
für Kinder: **ab ca. 8 Jahre

Wellensittiche sind Schwarmvögel und müssen immer mindestens paarweise gehalten werden (Verdoppelung von Kosten und Zeitaufwand). Ausschließliche Käfighaltung ist. nicht tiergerecht. Mehrmals täglich Freiflug ist unbedingt erforderlich. Auch eine große Voliere wäre gut. 

Schlange

max. Alter (ca.): 15 Jahre
tägl. Zeitaufwand (ca.):  1 Stunde
monatl. Kosten (ca.): *  45 EUR
für Kinder: **ungeeignet

Wir raten grundsätzlich von einer Reptilienhaltung ab, da diese großes Fachwissen erfordert und außerdem mit hohen Stromkosten z.B. für UV-Licht, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsregler verbunden ist.

Landschildkröte

max. Alter (ca.): 100 Jahre
tägl. Zeitaufwand (ca.):  1 Stunde
monatl. Kosten (ca.): *  45 EUR
für Kinder: **ungeeignet

Aufgrund der hohen Lebenserwartung grundsätzlich als Haustier nicht geeignet. 

* U.a. Futter (Mittelwert, qualitätsabhängig, ist bei großen Tieren höher, bei kleinen niedriger; Tierarztkosten (z.B. Impfen, sind im Krankheitsfall höher), Zubehör/Spielzeug/Verbrauchsmaterial (z.B. Katzenstreu), Steuer (bei Hunden); Anschaffungskosten für Erstausstattung nicht inbegriffen!
** Gemeint ist das Alter, ab dem das Kind auch einmal mit dem Tier alleingelassen werden und sich aktiv an dessen Pflege beteiligen kann.

Die Frage nach dem WOHER

Die Beschaffung eines Haustieres scheint recht einfach zu sein, und doch lohnt es sich auch hier, genauer hinzusehen.

Zoogeschäfte und Baumärkte

Dort gibt es außer Hunden und Katzen die gängigen Heimtiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Reptilien, Fische und Vögel. Gemäß unserer Erfahrung findet nicht immer eine fundierte Beratung statt, und häufig will man bei den entsprechenden Tieren gleich noch Käfige, die aus Tierschutzsicht ungeeignet sind, mitverkaufen. Es kommt auch immer wieder vor, dass das Geschlecht von Kleintieren nicht richtig bestimmt wurde und die beiden angeblich weiblichen Kaninchen plötzlich Nachwuchs haben. 

Unser Urteil: Nicht empfehlenswert!

Internet

Die meisten Menschen sind täglich online und bestellen vieles im Internet. Warum also nicht auch ein Haustier über Plattformen wie EBAY, Quoka oder Deine Tierwelt kaufen? Weil oft kranke, viel zu junge und schwer traumatisierte Tiere angeboten werden, die zum Teil extra für den Verkauf gezüchtet wurden. Als Laie kann man nicht unterscheiden, ob es sich um einen profitorientierten Händler/Züchter oder einen liebevollen Tierhalter handelt, der nur das Produkt eines „Unfalls“ abgeben möchte. Außerdem lügen viele Verkäufer bei ihren Personalien und händigen keine Verträge aus, so dass es später unmöglich ist, rechtliche Schritte einzuleiten. Am Ende macht sich auch der unwissende Käufer strafbar, wenn er zum Beispiel ein Tier kauft, das illegal importiert wurde, keine gültigen Papiere hat oder krank ist. Und bei Hunden ist der Erwerb eines Welpen unter acht Wochen verboten.

Unser Urteil: Nicht empfehlenswert!

Märkte im EU-Ausland

Allen Warnungen zum Trotz fahren immer wieder Menschen vorrangig zum Welpenkauf über die Grenze auf Märkte zum Beispiel in Polen oder Belgien. Ein Großteil der dort oft unter dem Ladentisch angebotenen Tiere ist weder geimpft noch entwurmt und häufig mit tödlichen Krankheiten wie Parvovirose oder Staupe infiziert. Viele Welpen wurden von Händlern in der Region zusammengekauft oder auf Farmen in großem Stil gezüchtet. Der Import nach Deutschland ist nur erlaubt, wenn der Hund mindestens 12 Wochen alt ist, einen gültigen EUHeimtierpass besitzt, gechipt und gegen Tollwut immunisiert ist.

Unser Urteil: Nicht empfehlenswert!

Tierheime

Die meisten Tierheime stöhnen, dass sie überfüllt sind. Da es so viele andere Möglichkeiten gibt, sich ein Tier anzuschaffen, denken viele Menschen gar nicht mehr an diese Option. Sicher, hier gibt es selten Rassetiere, und Babys sind eher die Ausnahme, weil natürlich die Vermehrung verhindert wird. Wenn Sie jedoch Abstriche machen können, etwas Gutes tun möchten und lebenslange Dankbarkeit schätzen, sind Sie im Tierheim richtig. Hier wird man in der Regel ausführlich beraten und befragt, kann sein Wunschtier öfter besuchen und kennenlernen und schließlich für immer mit nach Hause nehmen. Meistens sind Tierheimtiere kastriert, geimpft und gechipt. Wenn Krankheiten vorhanden sind, wird darüber informiert, und der Interessent entscheidet, ob er sich damit arrangieren kann.

Unser Urteil: Sehr empfehlenswert. 

Muss es unbedingt ein Tierbaby sein?

Katzen- und Hundewelpen stubenrein zu bekommen, kann ziemlich anstrengend sein, und auch deren Erziehung überfordert Kinder und Eltern oft, was allen Beteiligten das Leben erschwert.

Haustiere sind keine „Versuchskaninchen“

Einfach mal anschaffen und ausprobieren, ob sich der Junior um seinen neuen Vierbeiner kümmert, ist keine Option. Das wäre eine Zumutung für das Tier, welches unter Umständen extrem leiden oder das Experiment sogar mit dem Leben bezahlen muss. Na dann eben einfach wieder abgeben. Am besten in einem Tierheim, schließlich sind die doch dafür da. Falsch gedacht! Tierheime müssen Tiere nicht aufnehmen und können das wegen Überfüllung oft auch gar nicht. Und wenn es möglich ist, dann meistens nur mit einer Abgabegebühr. Im Internet das Tier anzubieten ist ebenfalls problematisch, da man nicht sicher sein kann, dass sich hinter einem Interessenten nicht ein Tierquäler oder profitorientierter Händler verbirgt. Dann eben Aussetzen, irgendwer wir sich schon kümmern… Auf gar keinen Fall! Das ist hochgradig verantwortungslos und außerdem verboten. Wer erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro rechnen.

Es gibt durchaus sinnvolle Möglichkeiten zu testen, ob das Kind es mit dem Tierwunsch wirklich ernst meint. Zum Beispiel durch die zeitlich begrenzte Betreuung eines Tieres von Freunden oder Familienangehörigen während der Urlaubszeit. Dann kann der Nachwuchs beweisen, dass er durchhalten kann. Das bedeutet, selbst bei Regen am Sonntagmorgen aufzustehen und mit dem Gasthund Gassi zu gehen. Oder erst das Kaninchengehege saubermachen und dann ins Schwimmbad. Ein benutztes Katzenklo kann auch ganz schön müffeln. Schafft der Junior ohne Probleme die Reinigung?

In manchen Schulen werden Kleintiere und Reptilien gehalten. Hier kann sich das Kind dann für die Betreuung während der Sommerferien melden. Wenn alles gut geht, ist es seinem eigenen Tier schon ein Stückchen nähergekommen.

Ein Praktikum in einem Tierheim wäre auch eine sehr sinnvolle Erfahrung, da jeder merkt, wie sehr die Abgabehunde- und Katzen leiden, was für Schäden sie aufgrund falscher Haltung davongetragen haben und wie schwer es ist, ein gutes neues Zuhause zu finden. Allerdings liegt hier das Mindestalter meistens bei 16 Jahren, das ist also noch nichts für Kinder.

Vor allem Mädchen lieben Pferde...

Ein Pferd ist teuer und bedeutet auch viel Arbeit. Foto: Ursula Bauer

… und würden alles dafür tun, ein eigenes Pferd oder zumindest ein Pony zu besitzen. Gleich vorweg – diese besonderen Haustiere sind extrem teuer. Ohne Anschaffungskosten muss man 350-900 Euro im Monat einplanen. Für den Notfall (z.B. Krankheit) sollten außerdem ein paar tausend Euro zurückgelegt werden. Pferde und Ponys können bis zu 30 Jahre alt werden. Man darf sie niemals alleine halten, sie brauchen einen sauberen, geräumigen Stall, hochwertiges Futter, müssen bewegt werden und auf einer großen Weide grasen dürfen. All das kommt auf den zukünftigen Halter zu.

Häufig werden die übereilt als „Spielpferd“ für das Kind angeschafften Tiere abgegeben oder schlimmstenfalls zum Schlachter gebracht, wenn der Sprössling erwachsen ist und wegzieht oder einfach kein Interesse mehr hat. Daher raten wir dringend von der Anschaffung ab! Vielleicht ist ja eine Reitbeteiligung möglich, bei der mehrere Menschen das Pferd eines anderen mitfinanzieren und dafür einen Teil der Pflege übernehmen und reiten können. Oft sind derartige Beteiligungen schon für monatlich 100 Euro zu arrangieren. Entsprechende Kontakte findet man über Annoncen, Internetforen oder direkt in Reitställen.

Unser Tipp: Schenken Sie Ihrem Kind einen Voltigierkurs im örtlichen Reitstall. Beim Voltigieren werden turnerische Übungen auf einem an einer Longe im Kreis laufenden Pferd trainiert. Das ist eine gute Vorbereitung für einen späteren Reitkurs und ermöglicht dem Kind den Kontakt zu Pferden und anderen Reitern. Später könnte es sich dann zum Beispiel durch Stallarbeit die ersten Reitstunden selbst finanzieren. Ist die Leidenschaft dann immer noch ungebrochen groß, kann man über eine Reitbeteiligung nachdenken.

Hobby Horsing

Foto: Ursula Bauer

Vielleicht wäre auch ein hübsches Steckenpferd eine Alternative. Damit zu reiten und über Hindernisse zu springen, ist vor allem bei Mädchen inzwischen als Freizeitspaß oder auch ernsthafter Sport ein echter Trend. Das sogenannte "Hobby Horsing" stammt aus Finnland, wo sogar Meisterschaften ausgetragen werden. Ein Steckenpferd kann man mit etwas Geschick selber basteln oder für wenig Geld kaufen.

Alternative Haustiere

Wenn Hund, Katze, Kaninchen oder Schlange im Moment nicht in Frage kommen, kann man auch über Schnecken, Fauchschaben oder Gespenstheuschrecken nachdenken.

Diese Tiere sind anspruchsloser als beispielsweise Säugetiere, in der Haltung günstig, und bei Kindern durchaus beliebt. Man kann sie beobachten, in die Hand nehmen und das Terrarium gestalten. Als Futter reichen oft Obstund Gemüsereste oder bei Heuschrecken Brombeer- und Himbeerblätter aus dem Park.

Aber auch diese Lebewesen sind keine Tiere zweiter Klasse, mit denen gefühllos umgegangen und Herumprobiert werden darf. Erwerben kann man diese besonderen Haustiere in Zoohandlungen oder bei anderen Haltern. Bitte kommen Sie nicht auf die Idee, kleine Tiere in freier Natur zu fangen und mit nach Hause zu nehmen. Unsere heimischen Wildtiere sollen in Freiheit leben, und bei den meisten steht die Mitnahme auch unter Strafe.

Was Eltern leisten müssen

Erfahrungsgemäß sind Kinder von 4 bis 14 Jahren noch nicht in der Lage, die alleinige Verantwortung für eine Tierhaltung zu übernehmen. Wenn die Eltern nicht bereit sind, selbst bei der Versorgung und Pflege mitzuhelfen und den Umgang des Kindes mit dem Tier entsprechend zu kontrollieren und zu begleiten, sollte auf eine Anschaffung verzichtet werden. Sind Sie damit einverstanden, das Tier ganz zu übernehmen, wenn beispielsweise die Tochter zum Studieren in eine andere Stadt zieht oder der Sohn eine Lehre beginnt und keine Zeit mehr hat?

Soll es ein Hund sein, dann müssen Eltern wissen, dass sie dem Nachwuchs nicht einfach die Leine in die Hand drücken und gemütlich weiter fernsehen können. Kinder dürfen erst dann mit dem Vierbeiner alleine Gassi gehen, wenn sie körperlich und geistig dazu in der Lage sind, die Aufsichtspflicht zu übernehmen und das Tier in allen Situationen unter Kontrolle haben. Wenn etwas passiert, haftet immer der Hundehalter. Das genaue Mindestalter haben die Bundesländer unterschiedlich festgelegt.

Außerdem sollten zumindest kleinere Kinder niemals unbeaufsichtigt mit Tieren alleingelassen werden. Zum beiderseitigen Schutz. Denn sie könnten dem Tier unbeabsichtigt wehtun oder Reaktionen provozieren, die gefährlich sind.

Tierliebe ist nicht angeboren

Sie muss erlernt werden. Das klappt am besten, wenn die Eltern es vorleben. Machen Sie dem Kind klar, dass das Haustier nicht als ständig verfügbares Spielzeug zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse missbraucht werden darf, und behandeln Sie das Haustier, egal ob Hund oder Hamster, wie ein vollwertiges Familienmitglied. Begegnen Sie ihm mit Liebe und Respekt, und zeigen Sie Ihren Kindern, wie man sich sein Vertrauen und seine Zuneigung mit Geduld erarbeitet.

Eltern, deren Kinder schon einmal Tiere aktiv gequält und einen offensichtlichen Lustgewinn daraus gezogen haben, sollten von einer Anschaffung erst einmal absehen und das Problem mit Gesprächen oder im Zweifelsfall mit der Hilfe eines Psychologen angehen.

Kompetenz ist die Voraussetzung

Eltern sollten sich über die Haltung und die Bedürfnisse des anzuschaffenden Tieres gründlich informieren, um die Kinder später entsprechend anzuleiten. Meerschweinchen beispielsweise sind eher ängstliche Fluchttiere. Sie eignen sich nicht zum Herumtragen und Knuddeln. Wenn sie Angst haben, wehren sie sich nicht, sondern bleiben regungslos sitzen. Dieses Verhalten wird häufig als besondere Zutraulichkeit oder als „Genießen“ fehlinterpretiert. Ein unbeweglich auf dem Schoß eines Kindes verharrendes Meerschweinchen hat jedoch einfach nur panische Angst. Dabei können die Tiere sehr zutraulich werden, Futter aus der Hand nehmen und sich am Boden streicheln lassen. Informationen wie diese sollten Eltern ihren Kindern vermitteln und den Umgang mit dem Tier geduldig begleiten.

Kinder beteiligen

Von älteren Kindern kann man durchaus verlangen, dass sie sich über das Wunschtier informieren und sich verbindlich an der Tierbetreuung und -pflege beteiligen. Erzieherisch wertvoll ist außerdem, sie auch in die finanziellen Überlegungen mit einzubeziehen und an den Kosten zu beteiligen. Wenn es so wichtig ist, ein eigenes Haustier zu bekommen, sollte auch die Bereitschaft da sein, einen Teil des Taschengeldes beizusteuern. Kinder, die ihr Tier ganz oder teilweise finanzieren, sind richtig stolz und nehmen in der Regel auch die Versorgung ernster.

Kampagnenbroschüre „Mein Kind wünscht sich ein Tier“

Unsere Broschüre können sie hier herunterladen.

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