aktion tier Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen

aktion tier-Wildtierstation Sachsenhagen - Quarantäne für Luchse, Platzproblem bei Papageien

Da wir regelmäßig verwaiste Luchse aufnehmen, müssen diese direkt nach Aufnahme eine 30-tägige Quarantäne durchlaufen, während der sie nach einem festen Protokoll auf verschiedene Infektionserreger untersucht werden. Erst wenn das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern ausgeschlossen werden kann, können wir sie mit anderen Jungluchsen vergesellschaften. Die Bildung solcher „Geschwistergruppen“ ist wichtig für die soziale Entwicklung der Jungluchse.

Die neue Quarantänestation für Luchse und andere Wildkatzenarten. Alle Bilder: © Dr. Florian Brandes

Da das Auftreten von verwaisten Luchsen zeitlich nicht vorherzusagen ist, müssen gelegentlich mehrere Luchse zeitgleich in Quarantäne gestellt werden. In der Vergangenheit mussten wir dazu bereits auf Gehege ausweichen, die auch für andere Arten benötigt werden. Mit finanzieller Unterstützung durch die HIT Umweltund Naturschutz Stiftungs-GmbH konnten wir nun zwei Quarantäneeinheiten fertigstellen, die es uns ermöglichen, zwei verwaiste Luchse oder andere Wildkatzenarten parallel in der Quarantäne unterzubringen. Darin enthalten ist auch ein Behandlungstisch, der es erlaubt, die notwendigen Untersuchungen und Probenentnahmen vor Ort durchzuführen, was unnötige Transporte erspart. 

Der erste Gast, der im Frühjahr eine der neuen Einheiten beziehen konnte, war eine Wildkatze, die nach einem Straßenverkehrsunfall bei uns die Zeit der Rehabilitation bis zur Wiederauswilderung verbrachte. Kurz darauf hat auch der erste Luchs die Quarantäne bezogen. Es handelte sich um ein Jungtier vom letzten Jahr, das an Räude erkrankt war. Nach erfolgreicher Behandlung befindet sich der Jungluchs nun in unserem großen Luchsgehege und wartet auf seine Wiederauswilderung, während die Quarantäneeinheiten schon wieder von zwei Servalen belegt sind, die von den zuständigen Behörden aus tierschutzwidriger Haltung beschlagnahmt und bei uns untergebracht wurden. Wir danken der HIT Umwelt- und Naturschutz Stiftungs-GmbH für die großzügige Hilfe bei der Umsetzung dieses wichtigen Projektes!

Vermehrte Aufnahme von Papageien führt zu Platzproblemen

Papageien sind wunderschöne, intelligente und soziale Vögel. Sie werden zahm, schließen sich dem Menschen als Partner an und lernen sogar sprechen! All diese positiven Eigenschaften machen sie zu idealen Hausgenossen – oder etwa nicht? Entgegen der häufigen Vorstellung sind die artgemäßen Bedürfnisse von Papageien in Menschenhand nicht einfach zu erfüllen! Viel zu häufig werden Papageien noch einzeln in kleinen Käfigen in der Wohnstube gehalten. Der Mensch ist dabei kein ausreichender Ersatz für einen Artgenossen als Sozialpartner. Häufig sind psychische Störungen die Folge dieser tierschutzwidrigen Haltung, die sich beispielsweise im Federrupfen äußern. Da einige seltene Papageienarten viel Geld wert sind, kommt es auch immer wieder zu illegalem Papageienhandel auf dem Schwarzmarkt. So ist es in den letzten Jahren vermehrt dazu gekommen, dass wir Papageien unterbringen mussten, die entweder aus Tierschutzgründen oder aufgrund der illegalen Haltung von den zuständigen Behörden eingezogen werden mussten. 

Für uns ist dies mit einem hohen Aufwand verbunden. Jeder Papagei muss bei uns eine Quarantäne durchlaufen, um Artgenossen vor der Ansteckung mit einer möglichen Papageienkrankheit zu schützen, die zum Teil tödlich verlaufen kann. Danach müssen wir die sensiblen Vögel, nach oft jahrelanger Einzelhaltung, in eine passende Gruppe von Papageien integrieren. Nach Freigabe durch die zuständige Behörde, erfolgt dann die Vermittlung der Papageien in zoologische Einrichtungen, in denen sie dauerhaft in einer Voliere mit Artgenossen leben können. 

Für diese wichtige Arbeit fehlt uns oft der Platz, und wir können zeitweise keine Papageien mehr aufnehmen. Die zuständigen Behörden haben dann oft keine Möglichkeit, die Vögel aus schlechter oder illegaler Haltung zu beschlagnahmen. Deswegen planen wir, unsere Quarantäne und Haltungsmöglichkeiten für Papageien zu erweitern. Dafür benötigen wir dringend Unterstützung und freuen uns über Spenden, die uns beim Ausbau unserer Haltungskapazitäten unterstützen und damit helfen, die in unsere Obhut gegebenen Papageien optimal versorgen zu können.

Dr. Florian Brandes

Stationsleiter, Fachtierarzt für Wildtiere und Artenschutz