Aquakulturen | Nachhaltig leben und einkaufen

Aquakultur im Wandel – Zwischen Tierschutz, Gesundheit und internationalen Praktiken

Die Aquakultur, die Aufzucht von Fischen und anderen Wasserorganismen in kontrollierten Umgebungen, hat in den letzten Jahrzehnten exponentiell zugenommen und ist zu einem bedeutenden Bestandteil der globalen Nahrungsmittelproduktion geworden.

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Doch während sie als eine Möglichkeit zur Bewältigung der steigenden Nachfrage nach Fischprodukten gefeiert wird, stehen Aquakulturen zunehmend im Kreuzfeuer der Kritik, insbesondere im Hinblick auf Tierschutz und die potenzielle Gefahr für die menschliche Gesundheit. Der übermäßige Konsum von Fisch trägt erheblich zur Überfischung und Zerstörung mariner Ökosysteme bei, was die Biodiversität und die Gesundheit der Ozeane gefährdet. Zudem kann die intensive Aquakultur zu Umweltverschmutzung und negativen Auswirkungen auf lokale Fischbestände führen, was langfristig sowohl die Umwelt als auch die Fischereiwirtschaft schädigt.

Die Bedenken im Bereich des Tierschutzes in der Aquakultur sind vielfältig und reichen von engen Zuchtbedingungen bis hin zu fragwürdigen Praktiken bei der Fütterung und Medikamentengabe. In den meisten Aquakulturen werden Fische in dicht gedrängten Gehegen gehalten, was zu Stress und Krankheiten führen kann. Zudem gibt es Berichte über den Einsatz von Antibiotika und anderen Chemikalien, um die Gesundheit der Fische zu erhalten, was zu Besorgnis über Rückstände in den verzehrten Produkten führt. Um den Tierschutz in der Aquakultur zu verbessern, sollten strengere Richtlinien für die Haltung und den Umgang mit den Tieren eingeführt werden. Größere Gehege, bessere Wasserqualität und die Förderung natürlicher Verhaltensweisen der Fische sind wichtige Schritte in die richtige Richtung.

Gefahr für die menschliche Gesundheit: Schatten über der Aquakultur

Eine der drängendsten Fragen in Bezug auf die menschliche Gesundheit ist die potenzielle Anreicherung von Schadstoffen in Fischprodukten aus Aquakulturen. Quecksilber, PCBs und andere Chemikalien können in Fischen aus kontaminierten Gewässern gefunden werden, was das Vertrauen der Verbraucher untergräbt. Um die Gesundheitsrisiken zu minimieren, müssen strenge Überwachungsprogramme und strengere Vorschriften für die Qualität des Wassers und der Futtermittel eingeführt werden. Es ist auch wichtig, auf nachhaltige Fischfutterquellen umzusteigen, um den Einsatz von Chemikalien zu reduzieren.

Indem wir den Druck auf die Meere verringern und Fische sowie Meeresfrüchte verantwortungsvoll konsumieren oder ganz darauf verzichten, tragen wir aktiv zum Schutz der marinen Ökosysteme bei. Seit Sushi in aller Welt serviert wird, ist zum Beispiel der Blauflossenthun stark gefährdet.

Akzeptable Aquakulturmodelle: Nachhaltigkeit im Fokus

Trotz der Herausforderungen gibt es Modelle für nachhaltige Aquakulturen, die die Bedenken im Bereich des Tierschutzes und der Gesundheit berücksichtigen. Eine vielversprechende Lösung ist die Landwirtschaft in geschlossenen Systemen, bei der Fische in kontrollierten Umgebungen gehalten werden, die den natürlichen Bedürfnissen der Tiere besser entsprechen. Diese Systeme minimieren das Risiko von Wasserverschmutzung und Krankheitsausbrüchen.

Die Goldbrasse oder Dorade (Sparus aurata) wird als hochwertiger Speisefisch geschätzt. Im Mittelmeerraum ist sie heute eine wichtige Aquakultur-Art.
Die Goldbrasse oder Dorade (Sparus aurata) wird als hochwertiger Speisefisch geschätzt. Im Mittelmeerraum ist sie heute eine wichtige Aquakultur-Art. Foto: © Alexandra Pfitzmann

Internationale Praktiken und Haltungsformen

Die Praktiken in der Aquakultur variieren stark von Land zu Land. Einige Länder, wie Norwegen und China, setzen auf intensive Haltungsmethoden, bei denen hohe Besatzungsdichten in Netzgehegen oder Teichen üblich sind. Diese Praktiken erhöhen jedoch das Risiko von Stress und Krankheiten bei den Fischen. In Nordamerika, insbesondere in den USA und Kanada, ist die semi-intensive Haltung auf dem Vormarsch. Hier werden Fische in Teichen oder Kreislaufanlagen mit geringeren Besatzungsdichten gehalten, um die Gesundheit der Tiere zu fördern und Umweltauswirkungen zu minimieren. Einige asiatische Länder, darunter Bangladesch und Vietnam, setzen auf extensive Haltungssysteme, bei denen niedrige Besatzungsdichten in Teichen üblich sind. Hier werden oft mehrere Arten gemeinsam gezüchtet, um Nährstoffkreisläufe zu optimieren.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Auswirkung von Aquakultur und Hochseefischerei auf die marine Umwelt.

Die Überfischung von wilden Beständen zur Herstellung von Fischmehl und -öl für die Aquakultur hat bereits zu ernsthaften ökologischen Problemen geführt, da ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht gebracht wurden. Darüber hinaus können Fischfarmen lokale Meeresumgebungen durch Verschmutzung mit Fäkalien, Futterresten und Chemikalien stark belasten, was zu einer Verschlechterung der Wasserqualität und zu negativen Auswirkungen auf die umliegende Flora und Fauna führt. Um diese Probleme anzugehen, sind dringend Maßnahmen erforderlich, um die Bedingungen für die Tiere in Aquakultur- und Hochseefischereibetrieben zu verbessern und die Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern. Dies könnte die Einführung strengerer Tierschutzstandards, die Förderung nachhaltiger Fangpraktiken und die Entwicklung von Alternativen zur Fischproduktion umfassen, die weniger belastend für die Umwelt und tierfreundlicher sind.

Verzicht auf Fischkonsum als beste Möglichkeit zum Schutz der Meeresbewohner

Angesichts der Herausforderungen, denen die Aquakulturbranche gegenübersteht, ist es wichtig, über Alternativen nachzudenken. Eine Option, die sowohl den Tierschutz als auch die Gesundheit fördert, besteht darin, den Fischkonsum zu reduzieren oder sogar vollständig darauf zu verzichten. Der Verzicht auf Fischkonsum kann einen erheblichen Beitrag zum Schutz der Meeresbewohner leisten. Indem wir unseren Fischkonsum einschränken und uns stattdessen auf pflanzliche und nachhaltige Proteinquellen konzentrieren, können wir den Druck auf die Aquakulturindustrie verringern und die natürlichen Ökosysteme unserer Ozeane entlasten. Es ist zwar eine persönliche Entscheidung, auf Fisch zu verzichten, aber sie kann weitreichende positive Auswirkungen auf die Umwelt und den Tierschutz haben. Darüber hinaus können alternative Proteinquellen wie pflanzliche Proteine und Algenprodukte nicht nur die Gesundheit fördern, sondern auch die Vielfalt unseres Speiseplans bereichern.

In jedem Fall ist es wichtig, die Aquakultur und Hochseefischerei kritisch zu hinterfragen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die nicht nur die steigende Nachfrage nach Fischprodukten decken, sondern auch das Wohlergehen der Tiere respektieren und die marine Umwelt schützen. Dies erfordert eine gemeinsame Anstrengung von Regierungen, Industrie und Verbrauchern, um die notwendigen Veränderungen herbeizuführen und eine nachhaltige Zukunft für unsere Ozeane und deren Bewohner zu gewährleisten.

Zuchtlachs: Ein toxisches und umweltschädliches Nahrungsmittel

Die weltweite Nachfrage nach Lachs hat in den letzten Jahren zu einem Anstieg der Aquakulturindustrie geführt. Doch was viele Verbraucher nicht kennen, ist die dunkle Seite der Lachszucht, die sowohl für die Umwelt als auch für die menschliche Gesundheit bedenklich ist. Zuchtlachs, der auf unserem Teller landet, ist nachweislich eines der giftigsten Lebensmittel, das heute erhältlich ist. Untersuchungen haben ergeben, dass Zuchtlachs fünfmal toxischer ist als jedes andere getestete Lebensmittel. Dies liegt an den vielen Schadstoffen und Chemikalien, denen diese Fische in den Zuchtfarmen ausgesetzt sind.

Der norwegische Umweltaktivist Kurt Oddekalv bezeichnet die Lachszucht als „eine Katastrophe für die Umwelt und für die menschliche Gesundheit“. Die Lachsfarmen setzen eine Vielzahl von Medikamenten und Pestiziden ein, um Krankheiten und Parasiten in den überfüllten Gehegen zu bekämpfen. Diese Chemikalien finden sich dann im Fischfleisch wieder und können beim Verzehr gesundheitliche Probleme verursachen. Schwangeren Frauen, Kindern und Jugendlichen wird empfohlen, auf Zuchtlachs zu verzichten, da die in ihm enthaltenen Schadstoffe die Gehirnentwicklung beeinträchtigen, mit Autismus in Verbindung stehen und andere gesundheitliche Probleme verursachen können.

Foto: © Alexandra Pfitzmann

Die Auswirkungen der Lachsfarmen auf die Umwelt sind ebenfalls besorgniserregend. Die Farmen liegen oft in offenen Gewässern, was es unmöglich macht, die Verschmutzung zu kontrollieren. Untersuchungen von Lachsfarmen in norwegischen Fjorden haben eine 15 Meter hohe Schicht aus Bakterien, Medikamenten und Pestiziden aufgedeckt. Zusätzlich dazu erhöht die Überfischung von Wildlachsen den Druck auf die Bestände in natürlichen Gewässern. Ironischerweise sind es oft die Zuchtlachse, die die Wildlachse gefährden, indem sie Krankheiten und Parasiten in die Umwelt freisetzen.

Kaviar von Lachsforellen.
Kaviar von Lachsforellen. Foto: © Alexandra Pfitzmann

Angesichts dieser alarmierenden Fakten stellt sich die Frage, ob der Verzehr von Zuchtlachs wirklich vertretbar ist. Die Antwort liegt möglicherweise im Verzicht auf dieses toxische Nahrungsmittel. Es ist nicht nur die beste Möglichkeit, die eigene Gesundheit zu schützen, sondern auch einen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten. In einer Zeit, in der wir immer bewusster darüber werden, was auf unseren Tellern landet und wie es produziert wird, ist es wichtiger denn je, informierte Entscheidungen zu treffen. Der Verzicht auf Zuchtlachs kann nicht nur die eigene Gesundheit schützen, sondern auch dazu beitragen, die Umweltbelastung durch die Lachszuchtindustrie zu reduzieren.

Alexandra Pfitzmann

Redaktion "mensch & tier"