Artenschutz | Exotische Haustiere

Coronabedingte Folge – Exotenhandel boomt

Auch in der Coronakrise boomt der Handel mit exotischen Tieren. Zu den Exoten zählen vor allem Reptilien, aber auch Affen, Kängurus, Flughunde und viele andere mehr. Einer der Hauptgründe neben der Lust auf exotische Tiere ist die fehlende rechtliche Begrenzung. Zwar gibt es das Washingtoner Artenschutzabkommen, das Bundesnaturschutzgesetz und die Bundesartenschutzverordnung. Hierunter fallen jedoch nur diejenigen Tierarten, die als bedroht gelten. Alle anderen Tierarten dürfen importiert und gehandelt werden. Sie unterliegen keinerlei Kontrolle und werden behördlich nicht einmal erfasst. Lediglich der Import von Wildvögeln ist in der EU seit 2007 untersagt – eine Folge der Vogelgrippe.

Symbolbild Foto: DomenicBlair/Pixabay

Wie viele Exoten in deutschen Wohnzimmern und Gärten leben, ist schwer zu sagen.

Jedes Jahr finden in Deutschland hunderte Tierbörsen statt, die größte ist die Terraristika in Hamm (NRW). Sie ist gleichzeitig die größte Terrarienbörse Europas, nach eigenen Aussagen sogar die größte Börse der Welt. Viermal im Jahr findet sie statt. Wildtiere aus aller Welt werden hier zumeist in kleinen Plastikboxen verkauft. Aufgrund der Covid-19-Pandemie konnte die Börse im vergangenen Jahr nicht stattfinden – rund um das Messegelände boomte dafür der Verkauf von Tieren aller Art aus Kofferräumen, auf Parkplätzen und in Wohnungen.

So wurden beispielsweise im vergangenen März mehr als 100 Pfeilgiftfrösche beschlagnahmt, die ohne Genehmigung aus einem Hotelzimmer verkauft wurden. Es handelte sich um eine Art, die in Panama erst vor zwei Jahren entdeckt worden war. Seit drei Jahren jedoch ist der Wildtierexport aus Panama verboten, erklärte ein Zollsprecher. Das eine erst jung entdeckte Art bereits im europäischen Wildtierhandel auftauchte, wunderte Experten nicht. Nach Angaben des Statistischen Amts der EU wurden im Jahr 2020 mehr als 350.000 Reptilien aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland importiert. Das ist nahezu eine Verdoppelung der Zahlen der Vorjahre, die zwischen 170.000 und 180.000 lagen. Die Dunkelziffer, so vermuten Experten, liegt wahrscheinlich noch wesentlich höher.

Der Handel mit Exoten hat viele Schattenseiten

Rund ein Drittel der gehandelten nicht heimischen Tiere sind Wildfänge. Sterberaten bei Fang und Transport von über 70% sind in dieser Branche völlig normal. Besonders grausam: Viele Tierbabys gelangen erst in die Hände von Wilderern und Tierfängern, wenn diese ihre Eltern getötet haben. Doch zu alledem sind die Tiere nicht die einzigen Leidtragenden. Viele Krankheiten werden von Tieren übertragen; rund 75% der neu auftretenden Infektionskrankheiten haben einen tierischen Ursprung. Hierzu gehören zum Beispiel SARS, Ebola, HIV, die Vogelgrippe und auch die noch immer wütende Covid19-Pandemie. Reptilien übertragen zudem Hautpilze und Salmonellen, die besonders für immungeschwächte Personen lebensgefährlich werden können.

Besonders angesichts der Corona-Entwicklung ist nicht nur für viele Tierschützer und Wissenschaftler völlig unverständlich, warum der weltweite Handel mit lebenden Tieren keinen strengeren Kontrollen unterzogen wird. Zwar hat die chinesische Regierung die Haltung, den Transport und Verkauf von Wildtieren als Lebensmittel untersagt, das Verbot gilt aber beispielsweise nicht für den Bereich der traditionellen Medizin. Hier dürfen auch bedrohte Arten weiterhin gefangen gehalten und gehandelt werden. So werden auch hier Tiere unter artwidrigsten Bedingungen auf engstem Raum zusammengepfercht, die sich in der freien Natur nie begegnen würden. Durch Enge, Stress, Verletzungen und Kontakt mit verschiedensten Ausscheidungen können sich Krankheiten und Viren weiterhin ungehindert ausbreiten. Als Reaktion haben sich nur kurze Zeit später knapp 80 internationale Organisationen zusammengeschlossen, die dem Wildtierhandel einen Riegel vorschieben möchten. Auch in Deutschland forderten zwölf Tier- und Artenschutzorganisationen eine Neuregelung. Ob die neue Bundesregierung der Forderung nachkommt, ist völlig ungewiss. Laut Koalitionsvertrag möchte sie die „Leitlinien für Tierbörsen“ aktualisieren. Bereits 2013 hatte sich die damalige Regierung zum Ziel gesetzt, zumindest Wildfangimporte zu verbieten. Umgesetzt wurde das Verbot bis heute nicht.

Jan Peifer