Hausschafe

Das Hausschaf (Ovis orientalis aries)

Schafe zählen zu unseren ältesten Haustieren. Ihre Domestizierung begann bereits vor etwa 11.000 Jahren in Vorderasien. Aktuell soll es weltweit zwischen 500-600 unterschiedliche Schafrassen geben.

Schafe auf der Wiese. Foto: © Ursula Bauer

Abstammung & Biologie

Über die Abstammung unserer Hausschafe (Ovis orientalis aries) sind sich die Wissenschaftler nicht ganz einig. Gemäß der vorherrschenden Meinung sollen sie jedoch an verschiedenen Orten auf der Welt aus mehreren Unterarten des Mufflon entstanden sein. Als „Mufflon“ wird eine ganze Gruppe von Wildschafen bezeichnet – darunter der Europäische Mufflon, der Armenische Mufflon und der Zypern-Mufflon. Unser Hausschaf gehört zur Familie der Hornträger (Bovidae). Bei den meisten Schafrassen tragen die männlichen Tiere Hörner. Die der Weibchen sind in der Regel deutlich kleiner oder fehlen ganz. Die Hörner der Böcke sind oft beeindruckend mächtig und können über 1 Meter lang werden. Teilweise sind sie spiralig gedreht wie beim Ungarischen Zackelschaf oder schneckenförmig gebogen wie bei der Ostpreußischen Skudde. Es gibt jedoch auch Schafrassen, bei denen beide Geschlechter hornlos sind (z.B. Moorschnucke, Villnösser Brillenschaf).

Hausschafe sind als Wiederkäuer reine Pflanzenfresser und besitzen, wie Rinder, ein vierteiliges Magensystem, bestehend aus dem Pansen, dem Netzmagen, dem Blättermagen und dem Labmagen. Außerdem sind Schafe wie etwa Schweine, Rinder und Ziegen paarhufige Säugetiere. Die Bezeichnungen „Paarhufer“ oder auch „Klauentier“ leiten sich vom Bau der Gliedmaßen ab. Bei Tieren, die dieser Ordnung der Säugetiere angehören, tritt jeder Fuß mit 2 gleich stark entwickelten Zehen auf, die am Ende durch eine Hornscheide (Klaue) geschützt sind.

Natürlicherweise sind Schafe ausgesprochene Gruppentiere, die niemals alleine gehalten werden dürfen. Bei den Wildschafen leben die weiblichen Tiere und ihre Lämmer als Herde zusammen. Die Männchen sind in der Regel Einzelgänger und gesellen sich nur zur Paarungszeit zur Gruppe. Auch unsere Hausschafe werden in der Regel so gehalten. Die männlichen Schafe sind auch hier nur während der Brunftzeit in der Herde. Schafe paaren sich meistens im Herbst. Nach 6 bis 7 Monaten Tragzeit bringt das Mutterschaf je nach Rasse 1 bis 4 Lämmer zur Welt. Unsere Hausschafe haben eine natürliche Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren.

 

Bezeichnungen

Bis zu einem Alter von 1 Jahr nennt man das Hausschaf Lamm. Danach heißt das unkastrierte männliche Tier Bock oder Widder. Nach der Kastration spricht man von einem Hammel. Das weibliche, über 1 Jahr alte Tier wird als Schaf oder Zibbe bezeichnet.

Nutzung und Haltungsformen

Bei der heutigen Schafhaltung steht die Erzeugung von Fleisch und Wolle im Vordergrund. Auf diese Eigenschaften hin wurden spezielle Fleisch- und Wollschafe gezüchtet.

Fleischschafe

Bei Fleischschafen sind das Wachstum und die Bemuskelung wichtig, während die Wollleistung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Typische Fleischschaf-Rassen sind beispielsweise Charollaisschaf, Suffolk, Leineschaf sowie Weißköpfiges Fleischschaf.

In Vordergrund der Schaffleisch- Erzeugung steht heute die Mastlämmerhaltung. In Deutschland findet diese in 3 Varianten statt, die teilweise auch miteinander kombiniert werden:

  • Intensivmast
  • Extensiv- oder Wirtschaftsmast
  • Weidelämmermast

Bei der Intensivmast werden die Lämmer nur etwa 8 Wochen von den Mutterschafen gesäugt und bereits während der Säugezeit mit Mastfutter zugefüttert. Nach der Trennung vom Muttertier werden die Lämmer in Gruppen meist ausschließlich im Stall gehalten und mit Heu und Kraftfutter gemästet, bis sie im Alter von etwa 4 Monaten ein Schlachtgewicht von 38 bis 43 kg erreicht haben.

Bei der Extensivmast werden die Lämmer bis zu 12 Wochen von ihren Müttern gesäugt und dann getrennt. Danach erhalten sie Gras- oder Maissilage, ergänzt durch Kraftfutter. Bis zum Erreichen des Schlachtgewichts von etwa 40 kg dauert es etwas länger als in der Intensivmast (Schlachtalter 6-7 Monate). Bei der Weidelämmermast dürfen die Lämmer bei ihren Müttern bleiben und mit der Herde auf der Weide leben. Sie erhalten kein zusätzliches Kraftfutter. Das Schlachtalter der Weidelämmer liegt bei 8 bis 12 Monaten.

Wollschafe

Das Haarkleid der Wildschafe besteht aus Deckhaar und Unterwolle und wird im Frühjahr und im Herbst gewechselt. Erst im Rahmen der Domestikation und durch intensive tierzüchterische Maßnahmen wurde diversen Schafrassen die Bildung eines Wollvlieses angezüchtet. Dieses Wollvlies besteht zum Großteil oder ausschließlich aus den Haaren der ursprünglichen Unterwolle. Die Deckhaare wurden im Rahmen des Selektionsprozesses weitestgehend „entfernt“. Weggezüchtet wurde außerdem der jährliche Fellwechsel. Die unnatürliche und kontinuierliche Wollbildung ist für die Tiere im Grunde eher lästig. Im Sommer verhindert das dicke Wollvlies die Luftzirkulation, so dass ein Hitzestau droht.

Außerdem steigt mit wachsender Wollmasse die Gefahr des Parasitenbefalls. Den Wollschafen entstehen also Schmerzen und Leiden, wenn sie nicht geschoren und regelmäßig von ihrer Wolle befreit werden. Daher ist es in Deutschland Pflicht, dass die erwachsenen Tiere aller Wollschafrassen einschließlich Moor- und Heidschnucken mindestens einmal im Jahr vollständig geschoren werden müssen. Eine unterlassene Schafschur ist hierzulande also ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Das wohl bedeutendste Wollschaf ist das feinwollige, ursprünglich aus Nordamerika stammende Merinoschaf, welches heute vor allem in Australien und Neuseeland eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielt. Ein Merinoschaf kann pro Jahr bis zu 10 kg Wolle produzieren. Die industrielle Produktion von Merinowolle gibt uns Tierschützern immer wieder Anlass zu Kritik. So werden die Schafe im Akkord geschoren und dabei teilweise schwer misshandelt. Außerdem ist es vor allem in Australien und Neuseeland üblich, den Lämmern die Hautfalten am Schwanz ohne Betäubung weg zu schneiden, um den Befall mit Parasiten (v.a. Fliegenmaden) zu verhindern. Dieses sogenannte Mulesing ist grausam und unnötig und wurde in Neuseeland inzwischen gesetzlich verboten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich nicht alle Farmer an das Verbot halten.

TODSCHICK – Thema Wolle

In unserer Kampagne "Todschick – So viel Tierleid steckt in unserer Kleidung" widmen wir uns unter anderem dem Thema Wolle.

Welche Arten von Wolle es gibt, wie sie hergestellt wird, welches Tierleid sich dahinter verbirgt und worauf man beim Kauf von Wolle achten sollte, erfahren Sie hier.

Milchschafe

Auch zur Gewinnung von Milch werden Schafrassen wie beispielsweise das ostfriesische Milchschaf gehalten. Milchschafe spielen in Deutschland jedoch nur eine sehr geringe wirtschaftliche Bedeutung, und in der Regel wird deren Milch zu Schafskäse weiter verarbeitet.

Schafe in der Landschaftspflege

Heute werden Schafe auch vielerorts zur Landschaftspflege eingesetzt, um seltene Biotope wie Magerrasen und Heideflächen, die ursprünglich durch Schafbeweidung entstanden sind, zu erhalten. Hierfür werden in der Regel Schafherden, die von Hunden und einem Schäfer begleitet werden, regelmäßig über diese Flächen geführt (Wanderschäferei), um sie kurz zu halten und vor der Verbuschung zu bewahren. Für die Landschaftspflege eignen sich Schafrassen wie Waldschaf, Rhönschaf, Skudde und Moorschnucke (Weiße Hornlose Heidschnucke).

Schaf oder Ziege?

Innerhalb der Familie der Hornträger zählen sowohl Schafe als auch Ziegen zur Unterfamilie der Ziegenartigen (Caprinae). Manchen Menschen fällt es schwer, diese beiden Tierarten voneinander zu unterscheiden. Es gibt jedoch 2 gute Unterscheidungsmerkmale, die auch für den Laien leicht zu erkennen sind: Bei Ziegen haben zumindest die Böcke immer einen sogenannten Ziegenbart, bei Schafen kommt dieser Kinnbart jedoch nie vor. Außerdem hängt der Schwanz bei Schafen immer herunter. Sie können damit „Wedeln“, was vor allem bei Lämmern zu sehen ist, wenn sie bei ihren Müttern Milch trinken. Schafe können ihren Schwanz jedoch nie senkrecht aufstellen. Das können nur Ziegen. Ziegen besitzen im Gegensatz zu Schafen außerdem Duftdrüsen an der Schwanzunterseite, aber dieses Merkmal ist von außen nicht sichtbar.