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Das stumme Leiden der Hälterfische

Immer häufiger werden im Einzelhandel, in Konsumtempeln und Gaststätten lebende Forellen, Karpfen und Aale angeboten. In viel zu kleinen Wasserbecken, dicht gedrängt und nach Luft schnappend warten die Fische auf ihren Tod.

Karpfen in einem engen Wasserbecken
Bedrückende Enge in einem Wasserbecken mit lebenden Karpfen. Foto: © Ursula Bauer

Angesichts diverser Fleischskandale ist Fisch als Lebensmittel wieder sehr beliebt. Besonders zur Weihnachtszeit floriert das Geschäft vor allem mit dem traditionellen Weihnachts- oder Silvesterkarpfen. Um Speisefische frisch anbieten zu können, halten viele Händler und Gastronomen die Tiere lebend in Wasserbecken, so dass der Kunde gezielt auswählen kann, welcher Fisch zur Mitnahme geschlachtet werden soll. Denn lebendig dürfen nur Zierfische mitgegeben werden. Und auch die Schlachtung eines Speisefischs muss fachgerecht und nach vorheriger Betäubung erfolgen.

Man nennt die zeitlich begrenzte Form der Aufbewahrung in Wasserbecken „Hältern“. Die Hälterung von Speisefischen im Einzelhandel ist leider gesetzlich erlaubt. Praktiziert wird sie außer bei Speisefischen wie Karpfen, Hechte und Forellen auch noch bei Hummern, Krabben und anderen Schalentieren.

Laut Tierschutz-Schlachtverordnung dürfen lebendige Speisefische nur in Behältern aufbewahrt werden, deren Wasservolumen den Tieren ausreichende Bewegungsmöglichkeiten bietet. In der Realität sind die Besatzdichten jedoch meistens viel zu hoch. Außerdem gibt es häufig keine Belüftung und bei vielen Becken wird zwecks Wassereinsparung ein Teil des Wassers nur umgewälzt und nicht ausgetauscht, wodurch der Sauerstoffgehalt sinkt und im Gegenzug Verschmutzungsgrad und Wassertemperatur steigen. Infolge Sauerstoffmangels schwimmen die Fische dann an die Oberfläche und schnappen nach Luft. Die Zersetzung von Kot und Futterresten führt zu einer Erhöhung des Ammoniakgehalts, was zu Vergiftungen führen kann. Schauaquarien sind häufig auch noch bis in die späten Abendstunden hinein beleuchtet – ein zusätzlicher Stressfaktor für die Fische.

Trotz dieser offenkundig schlechten Bedingungen für die gehälterten Fische werben manche großen Einkaufsketten mit ihren Lebendfischbecken als Highlight und Hingucker für die Kunden. Einkaufen als Event – da ersetzt ein Bummel im Großhandel doch glatt den Zoobesuch, zumal man hier auch noch hautnah an die Becken herankommt und ganz ungeniert an die Becken klopfen kann.

Fische sind leidensfähige Lebewesen, die unseren Respekt verdienen. Nicht zuletzt, da sie ihr Leben lassen, um uns als Nahrung zu dienen. Selbst wenn es sich beim Hältern nur um „eine Vorstufe zur Bratpfanne“ (Zitat einer Amtveterinärin aus Berlin) handelt, ist diese Form der Aufbewahrung aus Sicht des Tierschutzes mehr als bedenklich. Die Hälterfische leider unter erheblichem Dauerstress, welcher früher oder später zu Krankheit führt, was sich letztendlich auch auf die Qualität auswirken kann.

Wenn Sie dieses zur Schau gestellte Leid in Zukunft verhindern wollten, dann sprechen Sie bitte mit den Geschäftsihabern. Sollten Sie als Tierschützer und Kunde auf taube Ohren stoßen können Sie ihr Geld in Zukunft auch woanders ausgeben.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.