aktion tier Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen

Die Autoschlange – Einsatz auf der Autobahn

Und los geht’s. Mit Blaulicht und Martinshorn ohne Rücksicht auf rote Ampeln von der Wildtierstation bis zur Autobahnauffahrt Rehren. Umsteigen in einen anderen Einsatzwagen der Feuerwehr und durch eine Gasse im Stau auf der A 2 bis zu einem Mietwagen, dessen Fahrer vor weniger als einer halben Stunde den Notruf gewählt hatte. Keine alltägliche Situation.

Erste Untersuchung des Autos.
Erste Untersuchung des Autos. Foto: © aktion tier Wildtierstation Sachsenhagen

Was war passiert? Während er im Stau stand, bemerkte der Fahrer des Mietwagens plötzlich den Kopf einer Schlange zwischen seinen Füßen. Geschockt verließ er sofort das Fahrzeug und rief die Polizei. Die Rettungsleitstelle wiederum bat die Wildtier- und Artenschutzstation um Hilfe bei dieser ungewöhnlichen Situation.

Schließlich sind Polizeibeamte und Feuerwehrkräfte nicht für den Umgang mit solchen, möglicherweise gefährlichen Exoten, ausgebildet. Vor Ort untersuchte ich das Fahrzeug, schnell stellte sich jedoch heraus, dass die Schlange sich unter die Verkleidung im Innenraum zurückgezogen haben muss. Da ich anhand eines Handyfotos des Fahrers die Schlange recht sicher als ungiftig bestimmen konnte, erklärte ich mich bereit, den Wagen zur nächsten Werkstatt zu fahren. Dort wurde mit Hilfe eines Mechanikers die Innenverkleidung der Mittelkonsole abgenommen, und die Schlange konnte gesund geborgen werden. Es handelte sich um eine Boa constrictor oder Abgottschlange. Diese in Süd- und Mittelamerika beheimatete Art wird häufig in Privathand gehalten. Während die Polizei versuchte, den Besitzer zu ermitteln, konnte die Schlange sich in der Quarantäne der Wildtier- und Artenschutzstation erholen.

Dr. Florian Brandes

Stationsleiter, Fachtierarzt für Wildtiere und Artenschutz