Ratgeber Tiermedizin

Erste Hilfe Tipp – Was tun beim Epilepsieanfall?

Erst denkt man, „Das haben eh nur die anderen!“, und eines Tages steht man selbst vor seinem krampfenden Tier. Gerade noch jagt die Katze fröhlich der Spielmaus hinterher oder der Hund fängt das Stöckchen aus der Luft. Alles ist fein, nichts deutet daraufhin, dass gleich die Katastrophe eintritt. Von einer Sekunde auf die andere liegt der Vierbeiner jedoch plötzlich auf dem Boden, verdreht die Augen und ist nicht mehr ansprechbar.

Symbolbild Foto: Pezibear/Pixabay

Der Besitzer bekommt Panik und kniet hilflos neben seinem Tier. Wie man in dieser angsteinflößenden Situation richtig reagiert, wissen die wenigsten. Im Gegenteil, die meisten machen alles falsch. Sie kuscheln sich eng an ihren Liebling, reden auf ihn ein, streicheln ihn, weitere Menschen kommen hinzu, um zu helfen, geben zudem gute Ratschläge, die Aufregung ist groß. Es wird beschlossen, das Tier in die Klinik oder zum Tierarzt zu bringen, dazu heben es die Helfer auf und schleppen es zum Auto. All dies ist zumindest im ersten Moment falsch.

Hat ein Tier oder auch ein Mensch einen epileptischen Anfall, wird das Geschehen durch jeden Reiz, der beim Betroffenen ankommt, verschlimmert.

Kontinuierliches Beruhigen hilft bei einem Epilepsie-Anfall nicht.
Kontinuierliches Beruhigen hilft bei einem Epilepsie-Anfall nicht. Foto: Dr. Tina Hölscher

Im Umkehrschluss heißt das: Eine ruhige Umgebung ist der vorteilhafteste Weg, um das Anfallsgeschehen abzukürzen. Am besten man verdunkelt den Raum oder legt eine Decke oder Jacke unter den Kopf und über die Augen. Der Körper sollte darüber hinaus nicht angefasst werden, außer um den Patienten so zu sichern, dass er sich nicht verletzt oder irgendwo hinunterfällt. Auch die direkte Ansprache hilft wenig und schadet eher. In aller Regel kommen die Sorgenkinder von allein nach kurzer Zeit aus dem Anfall heraus. Sie sind danach etwas ermattet und erschöpft, eventuell ein bisschen verwirrt. Da die Muskelkontraktionen sehr anstrengend sind, kann sich am Folgetag Muskelkater einstellen. Doch ansonsten machen die Tiere meist einen völlig unbeschwerten Eindruck.

Ist das akute Geschehen vorüber, setzt man sich am besten mit seinem Tierarzt in Verbindung und bespricht, wie weiter vorgegangen wird. Die Ursachen für epileptische Anfälle sind mannigfaltig. Vergiftungen, Infektionskrankheiten, Tumore oder auch Stoffwechselentgleisungen können Gründe für das Auftreten eines epileptischen Anfalls sein. Oft findet man keine Ursache, gelegentlich aber schon, die sollte dann natürlich sofern möglich therapiert werden. Manchmal bleibt es bei einem einzigen Anfall, wobei es auch sein kann, dass die Ereignisse ab dem Zeitpunkt häufiger auftreten. Dann bedarf es einer medikamentösen Behandlung. Was gefährlich werden kann, ist der sogenannte „Status epilepticus“. Darunter versteht man einen Anfall, aus dem das Tier nicht mehr herauskommt, sondern stetig weiter krampft. Für diese Fälle sollte der Tierhalter, der weiß, dass sein Tier anfallsgefährdet ist, ein Notfallmedikament parat haben und bei sich tragen. Es wird während des epileptiformen Anfalls wie ein Klistier in den Anus gegeben und wirkt innerhalb kurzer Zeit. Damit kann eigentlich fast jeder Epileptiker unter den Tieren gerettet werden.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.