Endlich ist es vorbei. Am 10. November 2011 beschlagnahmen die Behörden über 100 Hunde in einer alten Kaserne bei Vitzeroda. Die Tiere lebten dort ohne Tageslicht zusammengepfercht, mit verwesenden Schlachtabfälle gefüttert, krank und traumatisiert. aktion tier und sein Projektpartner Tierheim Meißen-Winkwitz waren mit dabei und haben 63 Hunde übernommen.
Es ist eine lange und leider nur allzu typische Animal-Hoarding-Geschichte über das Versagen einer selbsternannten Tierschützerin und die Passivität der Behörden, die nun hoffentlich für immer ihr Ende gefunden hat. Hauptfigur des Dramas ist Marietta P., eine erwerbslose ältere Frau. Schon seit Mitte der 90er Jahre ist sie den Behörden als Animal Hoarderin bekannt. Zuerst betreibt sie ein „SOS-Hundeheim“ in Frankfurt am Main. Etwa 1994 zieht Frau P. in das hessische Herbstein, wo ihre Tierhaltung dann völlig aus dem Ruder läuft und mehrfach den Behörden angezeigt wird. Als die Luft dünn wird, flüchtet sie mit über 30 Hunden, 20 Ziegen und anderen Tieren im Jahr 1997 nach Hirschfeld in Thüringen, wo sie ein kleines Gehöft in der Ortsmitte bezieht. Auch hier ist die Versorgung und Pflege der vielen Tiere mehr als mangelhaft, das Gelände vermüllt zusehends, die Gebäude verfallen, es gibt weder Strom noch Wasser. Schließlich lässt der Bürgermeister ABM-Kräfte das Gras an den Wegrändern mähen, damit die hungernden Ziegen etwas zu fressen bekommen. Als die Behörden schließlich eingreifen wollen, ist Marietta P. über Nacht verschwunden – nach Vitzeroda in Thüringen, wo sie am Rande des kleinen Dorfes eine ehemalige Kaserne mit großem Gelände gepachtet hat.
Im Dezember 2009 erreichen aktion tier zahlreiche Mails über die Zustände auf dem sogenannten „Gnadenhof“. Über 100 Hunde sowie einige Pferde, Ziegen, Ponys und Katzen sollen unzureichend ernährt, katastrophal untergebracht und nicht angemessen tierärztlich betreut sein. Die den Mails beigefügten Fotos zeigen provisorische Bretterverschläge, Schlachtabfälle, Knochen, Müll und Gerümpel. Dazwischen verdreckte, ängstliche Hunde, die knietief im Matsch stehen. Wir bieten dem zuständigen Veterinäramt des Wartburgkreises an, sofort 16 Hunde zu übernehmen. Voraussetzung für unsere Hilfe ist allerdings, dass seitens der Behörden konsequent Auflagen zur Bestandsreduzierung und zur Verbesserung der Haltungsbedingungen des verbleibenden Tierbestands erteilt werden. Es zeigt sich, dass Marietta P. keine §11-Genehmigung für ihren tierheimähnlichen „Gnadenhof“ besitzt, obwohl sie Tiere aufnimmt und abgibt. Die Tierhaltung wird als reine Privathaltung eingestuft. Außerdem wurde der Animal Hoarderin bereits Mitte 2007 ein Aufnahmestopp für Tiere auferlegt und eine Bestandregulierung durch Kastration der vorhandenen Tiere angeordnet. Frau P. hätte angeblich immer Hunde abgeben wollen, jedoch keine Abnehmer gefunden.