Papageienvögel | Exotische Haustiere

Papageien und Kakadus - Als Haustiere ungeeignet

Zu Anfang steht die Unwissenheit. So oder so ähnlich könnte die traurige und endlos lange Geschichte unzähliger Papageienvögel in Gefangenschaft beginnen. Denn die meisten Tierfreunde, die sich ein derartiges Haustier zulegen, wissen nicht, was sie tun. Wären sie sich bewusst, was an einer artgerechten Papageienhaltung alles dranhängt, würden sie sich keinen derartigen Vogel anschaffen. Ausbaden muss es dann der Vogel.

Womit wir schon bei Punkt eins, der Katastrophe wären. Papageien und Kakadus sind Schwarmvögel. Ihre Gruppen in der freien Wildbahn umfassen je nach Art mehrere hundert Tiere. Einzelhaltung für Papageienartige ist Einzelhaft. Ihnen fehlen Artgenossen. Sie entwickeln Verhaltensstörungen. In der milderen Form führt dies zum vom Menschen so sehr ersehnten Nachplappern von Lauten. Im verzweifelten Versuch eine Kommunikation aufzubauen, ahmen die Tiere nach, was sie hören. Doch ein Vogel kann nicht wirklich mit einem Menschen kommunizieren. Echter Austausch gelingt nur mit Artgenossen.

Die etwas verschärftere Verhaltensstörungsvariante der Einzelhaft ist das Feder rupfen. Hierbei reißt sich der vereinsamte Vogel selbst die Federn aus, um seinen Schmerz über den fehlenden Vogelfreund zu betäuben. In der Vollversion resultieren daraus nackte Papageienkörper, ein Bild des Jammers. Deshalb dürfen Papageienvögel keinesfalls allein gehalten werden. Dies wiederum bedingt, dass die Tiere eine entsprechend große Voliere benötigen.

Beim Versuch, den Schmerz über den fehlenden Vogelfreund zu betäuben, reißen sich manche Papageien fast alle Federn aus. Foto: © Privat

Nur um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen: Wir sprechen hier bei Großpapageien von mindestens acht Quadratmetern Grundfläche für ein Papageienpaar mit Minimum zwei Metern Höhe. Außerdem muss ihnen täglich Freiflug gewährt werden. Und dabei geht einiges zu Bruch oder wird angeknabbert. Auch dessen muss sich der Vogelliebhaber bewusst sein.

Die Ausstattung der Voliere ist regelmäßig auszutauschen, damit keine Langeweile aufkommt. Die Tiere brauchen eine Bademöglichkeit, und je nach Art muss die Luftfeuchtigkeit angepasst werden. Die Reinigung des gesamten Käfigs erfolgt wöchentlich.

Verdorbenes Futter muss der Tierhalter hingegen täglich entfernen. In dem Raum, in dem die Vögel leben, sollte kein Fernseher oder PC in Betrieb sein. Die Tiere haben einen regelmäßigen Tag-Nachtrhythmus, der nicht durch elektronische Geräte gestört werden sollte. Auch die Fütterung von Kakadus und Papageien ist anspruchsvoll. Viele Arten benötigen große Mengen an frischem Obst und Gemüse, auch das übrige Futter in Form von Nüssen und Sämereien sollte immer von bester Qualität und frisch sein. Auf den Punkt gebracht: Ein potenzieller Papageienhalter braucht viel Platz und Geld. Und wer hat das schon?

Ach ja, kein Problem? Dann kommt jetzt das K.-o.-Kriterium, warum eine Papageienhaltung in 99 % der Fälle abzulehnen ist. Die Tiere werden alt. Steinalt! Je nach Art haben sie eine Lebenserwartung von 40 bis 100 Jahren. Die Pflege eines Vogels bzw. mehrerer dieser Tiere über einen derart langen Zeitraum wird kaum ein Tierliebhaber zuverlässig gewährleisten können.

Deshalb Finger weg von der Papageienhaltung. In den meisten Fällen sind alle Beteiligten unglücklich – Mensch und Tier!

O-Ton einer liebenden Papageienbesitzerin

"Ich habe Coco schon 36 Jahre und kann nur dazu sagen: Man schafft sich einen Papagei für sein ganzes Leben an. Dies sollte gut überlegt sein. Wenn man im Urlaub ist und die Bezugsperson fehlt, haben manche Vögel nach zwei Wochen keine Federn mehr. Sie leiden sehr unter der Abwesenheit ihrer Bezugsperson. Bei uns war immer meine Mutter im Haus und hat sich sehr um ihn gekümmert. Trotzdem hat er sich gerupft. Trotz allem Lärm und Schmutz, den die Haltung eines Papageis so mit sich bringt (von kaputten Einrichtungsgegenständen ganz zu schweigen), liebe ich meinen Coco und werde ihn bis an sein Lebensende bei mir behalten. Leider werden aber viele Papageien wieder aus vorgenannten Gründen abgegeben. Aber wenn sie meine Familienmitglieder fragen, so würden sie Ihnen antworten: „Nie im Leben würden wir uns wieder einen Papageien anschaffen!“. Und dass, obwohl alle aus meiner Familie Tiere wirklich lieben." (Anmerkung der Redaktion: Der Tierbesitzer weiß, dass Coco mit einem Partner vergesellschaftet werden sollte, aber bisher hat er sich mit keinem anderen Tier verstanden, vermutlich aufgrund der langjährigen Einzelhaltung.)

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.