Die Ausschlachtung beginnt mit den größeren Teilen, die bei uns keine Verwendung mehr finden. So werden etwa Köpfe und Füße, welche hierzulande mittlerweile nurmehr zur Tierfutterherstellung verwendet werden können, genau wie Hühnerköpfe, ‑Hälse und ‑Füße, gewinnbringend nach Fernost verkauft: Früher ein wichtiger Bestandteil der ursprünglichen Küche auch bei uns, werden diese in China noch immer als besonderer Leckerbissen geliebt. Die Massentierhaltung hat jedoch die größtmögliche Verwertung eines wertvollen geschlachteten Tieres verdrängt: Heute wird ausgeschlachtet, weil die Verfügbarkeit enorm ist; die Preise für das, was als Schlachtabfall deklariert werden müsste, lächerlich gering.
Doch abgesehen vom Geschäft mit den direkt verwertbaren Schlachtteilen spielt das Schwein auch eine große Rolle im Unsichtbaren. Das wohl bekannteste Produkt vom Schwein dürfte die Gelatine sein, die bis zur BSE-Krise auch vom Rind stammte (und im Übrigen mittlerweile auch aus Geflügel und sogar Fischen hergestellt wird). Sie wird aus Schweineschwarten, Haut und Knochen gekocht und sorgt für Stabilität etwa in Nachtischen, in Tortenguss und Gummibärchen. Verwendung findet Gelatine auch in der Medizin, wo sie aufgrund des schnellen biologischen Abbaus beispielsweise in Medikamentenkapseln zum Einsatz kommt. Weitgehend unbekannt dürfte sein, dass Gelatine bei der Produktion von Fotofilmen ebenso eingesetzt wird wie in der Fertigung von Druckerpatronen. Abgesehen davon, dass bei der Herstellung von Gelatine weitere Nebenprodukte entstehen, die für die Produktion von Kosmetika und Ähnliches verwendet werden (zum Beispiel Knochenfett, welches in der Seifenherstellung verarbeitet wird, oder Kollagen, was besonders für die Herstellung von Schönheitscremes und -masken beliebt ist, da sich Kunden eine hautstraffende Wirkung versprechen), werden jedoch auch noch andere, weniger bekannte Substanzen genutzt. Dazu gehören Fettsäuren, die für die Waschmittelproduktion benötigt werden, aber auch tierisches Insulin für die Diabetestherapie. In der Medizin kommen zudem etwas größere Teile des Schweins zum Einsatz: Wegen einer hohen genetischen Ähnlichkeit werden Schweine in der Transplantationsmedizin geschätzt. Noch gibt es keine Verfahren zur dauerhaften Verpflanzung von Organen. Dennoch gibt es unterschiedliche Ansätze, von denen Forscher sich Erfolge versprechen, darunter etwa die Ausstattung von Schweinen mit menschlichen Zellmerkmalen, um die Abstoßung eines tierischen Organs oder Bestandteiles durch den menschlichen Körper zu verhindern.
Was steckt im Produkt?
In der Medizin mag die Forschung angesichts eines chronischen Mangels an Organspendern in gewissen Kreisen von Interesse sein. Doch viele Menschen, die auf tierische Produkte verzichten möchten, kommen oft nicht um ein genaues Studium der Inhaltsangaben auf Kosmetika, Lebensmitteln und vielem mehr herum, wollen sie nicht unbemerkt versteckte tierische Produkte zu sich nehmen. Doch sind Hinweise wie „biologische Herkunft“ allein nicht immer hilfreich, zudem sind viele tierische Inhaltsstoffe mit lateinischem Namen angegeben. Solange Gelatine zudem nur als Hilfsmittel während der Produktion zum Einsatz kommt, ist die Angabe als Inhaltsstoff nicht notwendig. Meist hilft daher nur die direkte Nachfrage beim Hersteller – oder die konsequente Suche nach rein veganen Produkten, wie sie in diversen Reformhäusern, Bioläden und natürlich zahlreichen Internetshops vertrieben werden. Auch beim Vergleich der vielen Kennzeichnungen für Naturkosmetika sollte sich der Verbraucher dabei informieren: Das BDIH-Siegel für Naturkosmetik etwa erlaubt den Einsatz von tierischen Produkten wie Milch oder Honig, verbietet jedoch Substanzen, die von toten Tieren gewonnen werden. Das demeter-Logo verbietet den Einsatz komplett, ebenso kündet das Zeichen der Vegan-Blume vom Verzicht auf tierische Bestandteile. Wie in vielen anderen Gebieten ist also auch in diesem Bereich die Verantwortung des Einzelnen gefragt, das Ausschlachten nicht ungewollt und unnötig zu unterstützen!