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Sommerzeit für Igel

Wie verläuft eigentlich ein Igeljahr? Wann paaren sich Igel? Wann bekommen sie ihre Jungen? Wie bereiten sich die Igel auf den Winterschlaf vor? Wie lange dauert so ein Winterschlaf eigentlich? Wir nehmen Sie mit durch’s Igeljahr und beginnen im Sommer.

Sommerzeit für Igel

Was machen Igel im Sommer?

Im Sommer ist bei Igeln Paarungszeit. Mit etwa neun bis zehn Monaten erreichen sie die Geschlechtsreife. Anschließend können sie sich jedes Jahr bis zum Lebensende fortpflanzen. Die Fortpflanzungszeit der Igel erstreckt sich von April bis September, mit dem Höhepunkt in den Monaten Mai und Juni

Während der Paarungszeit wandern die Igelmännchen weite Strecken auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen. Dann umkreist das Igelmännchen das Weibchen oft stundenlang. Man nennt diese Werbung das „Igel-Karussell“. Das Igelmännchen beginnt, das Weibchen zu umkreisen, während sie ihm hartnäckig die Flanke zudreht. Unbeirrt setzt er sein Werben fort, während sie ihn konsequent abweist. Das Ganze wird von den typischen schnaubenden und schnaufenden Lauten begleitet, die vor allem das Weibchen äußert, wenn es das Männchen abwehrt. Der Lärm lockt oft weitere Männchen an. Häufig tauchen Rivalen auf, sodass die Balz durch ihre Ankunft unterbrochen wird. Dann kann es zu Auseinandersetzungen kommen, bei denen sich die Männchen aufbauen, gegenseitig schubsen oder auch Kopfstöße austeilen. Manchmal setzt sich der Neuankömmling durch, manchmal endet das Duell ergebnislos – insbesondere, wenn das Weibchen in der Zwischenzeit einfach verschwunden ist.

Beim Igelkarussell wirbt das Männchen stundenlang um das Igelweibchen.
Beim Igelkarussell wirbt das Männchen stundenlang um das Igelweibchen. (Bild: Pixabay, Ralph)

Die Paarung bei Igeln ist nicht einfach, da beide Tiere eine genau abgestimmte Haltung einnehmen müssen. Schon kleinste Abweichungen können den Akt unmöglich machen. Das Weibchen kann jederzeit die Stacheln aufstellen oder den Partner abwehren. Selbst wenn es zur Paarung kommt, führt sie nicht zwangsläufig zur Befruchtung. Viele Weibchen werden auch nach mehreren Versuchen nicht trächtig, und einige bringen nie Nachwuchs zur Welt. 

Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Igel Paare bilden. Nach der Paarung bleibt das Männchen, wenn überhaupt, nur für wenige Stunden beim Weibchen. Oft sucht einer von beiden noch in derselben Nacht einen neuen Partner. Wechselnde Paarungspartner scheinen die Norm zu sein. Die meisten Geburten finden im August statt. 

Kurz vor der Geburt, nach einer Tragzeit von rund 35 Tagen, sucht das Weibchen einen geschützten Platz, um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Dafür hat sie ein gut gepolstertes Nest aus trockenem Gras und Laub angelegt, das sie später auch nutzt, wenn sie ihre Jungtiere während der Nahrungssuche zurücklässt. Ein Wurf umfasst 2 bis 10, durchschnittlich 5 Junge. Die Jungtiersterblichkeit ist sehr hoch. Es ist normal, dass nicht alle überleben, denn die Mutter kann nur so viele aufziehen, wie sie mit den verfügbaren Futterressourcen ernähren kann. Zudem sind neugierige und unvorsichtige Jungtiere gefährdet, da sie sich zu weit vom Nest entfernen und Raubtieren oder Greifvögeln zum Opfer fallen könnten. 

Die neugeborenen Igel liegen blind und taub im Nest, ihre Stacheln sind noch von einer geschwollenen Hautschicht bedeckt. So stellt die Natur sicher, dass die Jungtiere bereits Stacheln haben, diese die Mutter bei der Geburt aber nicht verletzen. Innerhalb der ersten 24 Stunden trocknet diese Haut, sodass die ersten weißen Stacheln sichtbar werden, mit denen die Jungtiere sich direkt schützen können.

Nach etwa 16 Tagen öffnen sich Augen und Ohren, während sich die zuvor rosa Haut allmählich grau färbt. Die ersten graubraunen Stacheln brechen durch, und auch das Bauchfell beginnt zu wachsen. Haben die Jungen Hunger oder fühlen sich bedroht, rufen sie die Mutter mit schrillen Fieptönen. Für rund sechs Wochen säugt die Igelin ihre Nachkommen. Etwa nach vier Wochen nimmt sie die Kleinen erstmals auf Futtersuche mit, bis sie schließlich lernen, sich selbst zu versorgen. Nach ungefähr acht Wochen verlässt die Mutter ihren Nachwuchs endgültig.

Igeljunge, die früher im Jahr geboren werden, haben es aufgrund des reichlichen Nahrungsvorkommens deutlich leichter als spät geborene.
Igeljungen, die früher im Jahr geboren werden, haben es aufgrund des reichlichenNahrungsvorkommens deutlich leichter als spät geborene. (Bild: Pixabay, Markito)

Was gefährdet Igel im Sommer besonders?

In den warmen Monaten sind Igel besonders aktiv, vor allem die Männchen legen auf der Suche nach Paarungspartnerinnen weite Strecken zurück. Dabei geraten viele in Gefahr – vor allem im Straßenverkehr, wo sie oft von Autos erfasst werden.

Diese Wirbelsäulenfraktur kann durch einen Verkehrsunfall entstanden sein.
Diese Wirbelsäulenfraktur kann durch einen Verkehrsunfall entstanden sein. (Bild: Karolin Schütte)

Menschen sind im Sommer gern in ihren Gärten, arbeiten dort oder kühlen sich im Pool ab, weshalb einige Gefahren im Sommer häufiger vorkommen: Mähroboter, Rasentrimmer und andere Gartengeräte verletzen die Tiere oft schwer und auch tödlich. Offene Wasserstellen wie Pools oder Teiche ohne flache Ausstiegsmöglichkeiten bergen zusätzlich ein hohes Risiko des Ertrinkens. Zudem kann anhaltende Trockenheit die Futter- und Wassersuche erschweren, weshalb die Tiere besonders geschwächt und ausgetrocknet sind.

Was ist im Sommer im Igelzentrum los?

Im Igelzentrum kommen im Sommer viele Igel mit Verletzungen zu uns. Rasentrimmer, Mähroboter und Co fügen den Tieren oft schwere Verletzungen zu, die zusätzlich oft von Maden befallen werden. Besonders schwache Igel können unter dem Befall von Fliegeneiern leiden.

Dieses junge Igelmännchen wurde im Juni letzten Jahres zu uns gebracht. Im Nacken hatte er eine große Wunde, die bereits von Maden befallen war. Als Erstes bekommt solch ein schwerverletzter Igel von uns Schmerzmittel und wird stabilisiert. Danach wurde er in Narkose gelegt und die Wunde wurde von Maden befreit und gereinigt. Obwohl sich die Wunde an einer schwierigen Stelle befindet und infiziert ist, haben wir uns dazu entschieden, sie teilweise zu nähen, damit eine größere Heilungschance besteht.

In unserer Sommerpause wird das Igelzentrum grundgereinigt und saniert. Natürlich brauchen die Mitarbeitenden auch etwas Erholung und können in dieser Zeit Urlaub nehmen, um Kraft für die stressige Herbstsaison zu tanken.

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Wie kann man Igel im Sommer unterstützen?

Im Sommer können wir Igeln auf verschiedene Weise helfen. Besonders wichtig ist es, ihnen stets frisches Wasser anzubieten, da Igel bei Hitze schnell dehydrieren. Dazu kann man im Garten eine flache Schale mit Wasser platzieren. Sie sollte regelmäßig gereinigt werden und das Wasser sollte aufgefüllt oder ausgewechselt werden. Um Insekten vor dem Ertrinken zu schützen, werden auch ein paar Steine mit hineingelegt, die aus dem Wasser herausragen. 
Eine selbstgebaute Rohrtränke hilft auch anderen Wildtieren, genug Wasser zu bekommen. Eine Anleitung dazu finden Sie hier: Pilotprojekt Wildtiertränke mit Bauanleitung.

An einer selbstgebauten Rohrtränke können Igel und viele andere Wildtiere ihren Durst stillen.
An einer selbstgebauten Rohrtränke können Igel und viele andere Wildtiere ihren Durst stillen. (Bild: Pixabay, Devil-su)

Beim Autofahren sollte man besonders vorsichtig sein, da Igel vor allem nachts auf Straßen unterwegs sind und leicht übersehen werden können.

Die Gefahr von Autounfällen ist für Igel im Sommer besonders hoch.
Die Gefahr von Autounfällen ist für Igel im Sommer besonders hoch.

Zudem ist es hilfreich, Unterschlüpfe wie Laubhaufen oder spezielle Igelhäuser anzubieten, die den Tieren Schutz bieten und später sogar als Aufzuchtsnester für den Nachwuchs genutzt werden können.

Diese kleinen Maßnahmen können einen großen Unterschied im Leben der Igel machen.

Anne Sopart

Grafikerin und Content Managerin