Projekt Kitty | Tierheim 'aktion tier Zossen'

Straßenkatze mit Darmvorfall: aktion tier im Einsatz

Vor einiger Zeit wandte sich eine ältere Dame hilfesuchend an das aktion tier-Straßenkatzenprojekt „Kitty“ in Zossen. Sie berichtete, dass in Ihrem Garten in Petershagen bei Berlin schon seit längerer Zeit einige Katzen leben, die niemandem gehörten und um die sich, abgesehen von ihr, auch keiner kümmern möchte.

Mit einer Lebendfalle wird die verletzte Katze eingefangen. Foto: © aktion tier Tierheim Zossen e.V.

Neben 4 adulten Tieren machten derzeit auch noch 4 Jungtiere ihren Garten unsicher und waren alterstypisch sehr aktiv und munter. Eines der Jungtiere aber machte ihr Sorgen und fiel besonders auf, da ihm etwas aus dem After hing. Es lag nahe, dass das Tier kurzfristig medizinisch versorgt werden musste.

Nachdem klar wurde, dass ein schnelles Einfangen mittels Kescher leider nicht möglich war, machte sich eine Mitarbeiterin aus dem aktion tier-Tierheim in Zossen mit einer Lebendfalle auf den Weg nach Petershagen. Sie wollte beim Sichern des Katzenjungen unterstützen und brachte auch schon einige Fallen für die anderen Katzen mit, welche im Rahmen des Kitty-Projektes kastriert werden sollten. Erfahrungsgemäß gelingt das Einfangen mit Lebendfallen nicht sofort, weil die Katzen erst nach und nach an die Fallen gewöhnt werden müssen. So war es auch in diesem Fall.

Gestern nun rief die Gartenbesitzerin erneut in der Geschäftsstelle an und berichtete, dass sie den ersten Fangerfolg hatte. Wir hatten doppelt Glück, denn es war genau die Katze in die Falle gegangen, um die wir uns in der Zwischenzeit alle schon große Sorgen gemacht hatten.

Also machte sich eine Mitarbeiterin aus unserer Geschäftsstelle in Berlin schnell auf den Weg, holte die eingefangene Katze ab und brachte sie in unser aktion tier- Tierheim in Zossen. Dort angekommen, stellte unsere Tierärztin bei der Untersuchung des Tieres einen Rektumprolaps fest, der auch als Darmvorfall bezeichnet wird. Das bedeutet, dass 5 Zentimeter des Enddarms aus dem Köper, in diesem Fall dem After, ausgetreten waren. Eine mögliche Ursache für den Darmvorfall kann ein sehr starker Parasitenbefall oder auch eine Darmentzündung sein, was einen ständigen Drang zum Pressen zur Folge haben kann.

Der Rektrumprolaps wurde von unserer Tierärztin fachkundig versorgt und der ausgetretene Darm konnte nach einer Untersuchung, Reinigung und Desinfizierung vorsichtig repositioniert werden. Nach der Behandlung wurde die junge Katze noch gewaschen und der bereits recht kotverschmierte Po rasiert.

Da der Darm noch sehr geschwollen ist, wird die Katze noch mit Kortison, Antibiose und Antiparasitenmitteln versorgt. Zudem gibt es jetzt erstmal spezielles Gastro-Futter mit Lactolose im Futternapf, damit der Kot schön weich bleibt und sich leicht absetzen lässt. Wir hoffen, dass diese Behandlungen dazu führen, dass die kleine Katze nicht auch noch operiert werden muss. Aktuell erholt sie sich von den ganzen Strapazen auf unserer Quarantänestation und wird dort liebevoll von unseren Mitarbeitern umsorgt.

Wie lange die kleine Katze mit dem Darmvorfall und ohne tiermedizinische Betreuung noch draußen überlebt hätte, können wir nicht sagen. Fakt ist aber, dass das Leben auf der Straße mit solch einer Diagnose kurz ist. Umso mehr freuen wir uns, dass sie in unserem Tierheim nun in Sicherheit ist. Es bleibt abzuwarten, ob die kleine Katze bei uns sogar so zutraulich wird, dass wir sie in ein schönes Zuhause vermitteln können. Alternativ darf sie nach ihrer Genesung wieder zurück in „ihren“ Garten nach Petershagen. Wir halten euch auf dem Laufenden, wie sich die kleine Katze entwickelt!

Der Darmvorfall – ein echter Notfall

Ein Darmvorfall wird in der Fachsprache auch Rektumprolaps genannt. Hierbei stülpt sich das Innere des Darms nach außen. Man sieht im Bereich des Afters eine rötliche Vorwölbung. Meist wird dies durch übermäßiges Pressen beim Kot- oder auch Harnabsatz verursacht. Auslöser für diese Situation können Durchfallerkrankungen, Blasensteine, Verstopfungen oder auch anatomische Besonderheiten sein. Damit das herausgetretene Gewebe keinen Schaden nimmt, muss es möglichst schnell wieder ins Innere der Katze zurückbefördert also reponiert werden. Das kann der Tierarzt manuell mit Hilfe von Gleitmitteln und Massagen versuchen. Leider neigt der Darm aber dazu, beim nächsten Pressen erneut vorzufallen. Passiert dies wiederholt, muss operiert und der Darm fixiert werden. Keine leichte Operation, noch dazu risikobehaftet. Ganz wichtig ist aber in aller erster Linie, die Ursache zu identifizieren und zu beseitigen. Nur dann gelingt es, Rezidive - also neue Darmvorfälle - zu vermeiden.

Ann Kari Sieme

aktion tier-Geschäftsstelle Berlin