Haushunde | Welpenhandel

Welpenhandel: Das große Geschäft mit den kleinen Hunden

Hunde sind gleich hinter Katzen das zweitliebste Haustier der Deutschen. Besonders hoch im Kurs stehen ganz junge Vierbeiner, die man nach seinen eigenen Vorstellungen erziehen kann. Doch woher bekommt man einen Welpen, und welche Gefahren lauern beim Kauf?

 

Das brutale Geschäft auf Kosten der Tiere lässt sich nur austrocknen, wenn die Nachfrage versiegt. Foto: © Jan Peifer

Mafiöse Strukturen

Früher holten sich viele Deutsche ihre Hundewelpen auf grenznahen Märkten, zum Beispiel im osteuropäischen Ausland. Heute hat sich das Geschäft fast vollständig ins Internet verlagert, wo man auf Plattformen wie Quoka und eBay Kleinanzeigen schnell fündig wird. Schätzungen zufolge sollen monatlich mehrere 10.000 junge Hunde aus ganz Europa online gehandelt werden. Da hierbei immense Gewinne herausspringen, haben Kriminelle komplexe mafiöse Strukturen aufgebaut, gegen die deutsche Behörden weitestgehend machtlos sind. Der organisierte Verkauf von Hunden und Katzen soll inzwischen ähnliche lukrativ sein wie der Drogen- und Waffenhandel. Involviert sind nicht nur die Vermehrer und diverse Zwischenhändler, sondern auch Transporteure und sogar Tierärzte, die falsche Impfpässe ausstellen.

Woher kommen die Welpen?

Natürlich gibt es auch hierzulande Menschen, die auf die „Geschäftsidee“ der Hundezucht kommen, sich ein möglichst reinrassiges Tier besorgen und dann eifrig vermehren. In der Regel ohne Sachverstand und ohne die erforderliche Genehmigung nach dem Tierschutzgesetz. Den Großteil der via Internet angebotenen Hundebabys liefern allerdings Händler, die im europäischen Ausland Welpen im ländlichen Bereich für wenig Geld einsammeln.

Dort hält fast jeder einen unkastrierten Hund und freut sich über ein paar Euro. Daneben kaufen die Händler ihre Ware auch in regelrechten Hundefarmen, wo ganz gezielt viele Rassehündinnen auf engstem Raum gehalten werden und permanent gebären müssen.

Die Zeit der Billigwelpen ist vorbei

Vor allem auf osteuropäischen Märkten wurden Welpen von Privatpersonen oder Kleinhändlern in der Vergangenheit für einen lächerlichen Preis abgegeben, und selbst angeblich reinrassige Huskys und Malteser kosteten selten mehr als 50 Euro.

Nachdem das Thema `Billigwelpen´ in den Medien groß thematisiert wurde und im Kopf des potenziellen Käufers hängen blieb, dass ein billiger Hund ein „schlechter“, weil kranker Hund ist, haben die Händler einfach die Preise ordentlich angehoben. Die in Deutschland angebotenen Welpen kosten mittlerweile meist zwischen 500 und 1.000 Euro.

Wer glaubt, dass der teure Hund gesund ist und aus einer seriösen Quelle stammt, ist leider auf dem Holzweg. Die höheren Preise bedienen einfach nur die weit verbreitete Meinung „teuer = gut“. Durch diese Praxis wächst lediglich die Gewinnspanne der Händler, ihre Ware ist, wie die früheren Billigwelpen, natürlich ebenfalls meistens zu jung und krank.

Viele Hunde sind todkrank

Sowohl auf den Hundefarmen als auch bei den Händlern und Transporteuren gibt es weder Quarantäne- oder Hygienekonzepte, so dass die jungen Tiere einer Vielzahl von Bakterien, Viren und Parasiten ausgesetzt sind. Die in der ersten Zeit über die Muttermilch übertragenen Antikörper gewähren ihnen nur bis etwa zur vierten Lebenswoche einen gewissen Schutz, danach vermehren sich die Krankheitserreger jedoch rasant.

Bei diesem skrupellosen Geschäft werden die Babys bewusst viel zu früh von ihren Müttern getrennt, um die kurze Zeitspanne von der fünften bis zur sechsten Lebenswoche zwischen Ende des Immunschutzes und Ausbruch der tödlichen Krankheiten zum Verkauf der Tiere zu nutzen. Denn dann sehen die Kleinen noch recht gesund und munter aus.

Gemäß den Schätzungen deutscher Tierärzte sind über 50% der vorrangig aus Rumänien, Ungarn, Tschechien, Polen und der Slowakei stammenden Welpen dem Tod geweiht, da kurz nach dem Kauf zum Beispiel Parvovirose oder Staupe ausbrechen, zwei hoch ansteckende und meist tödlich verlaufende Infektionskrankheiten. Ein starker Parasitenbefall kommt häufig dazu, da kaum ein Tier geimpft oder entwurmt ist. Zusätzlich traumatisieren der frühe Verlust der Mutter und die schrecklichen Erlebnisse in den ersten Lebenswochen die jungen Hunde derart, dass viele von ihnen ihr Leben lang unter Verhaltensstörungen leiden.

Illegal importiert

Die im Ausland „produzierten“ Welpen werden hierzulande über Anzeigen im Internet angeboten, die mit niedlichen Fotos garniert sind, damit sich schnell ein Hundefreund unsterblich „verliebt“. Oft stellen die Bilder nicht das angebotene, kranke Tier dar, und es wird meist verschwiegen, dass die Ware aus dem Ausland stammt. Papiere zur Abstammung, Chipnummern und Impfpässe sind in den meisten Fällen gefälscht.

Für den Transport werden in der Regel ahnungslose Fahrer rekrutiert, die sich dann mit Kleintransportern voller Welpen in kleinen Käfigen auf den Weg nach Deutschland machen, wo Endverkäufer und Kunden schon warten. Die offenen EU-Grenzen machen es den Kriminellen leicht, und amtliche Kontrollen finden nur stichprobenartig statt. Wird doch einmal ein illegaler Hundetransport gestoppt, droht meist nur ein kleines Bußgeld.

Auch die Käufer machen sich strafbar

Gemäß der Deutschen Tierschutz- Hundeverordnung darf ein Welpe erst im Alter von über acht Wochen vom Muttertier getrennt und weitergegeben werden. Wer ein jüngeres Tier, unabhängig vom Herkunftsland, ersteht, handelt ordnungswidrig und kann bestraft werden! Sämtliche Hunde, die aus einem EU-Mitgliedsstaat nach Deutschland eingeführt werden, müssen einen EU-Heimtierausweis besitzen, gechipt und gegen Tollwut geimpft sein. Wer gegen diese Einfuhrbestimmungen verstößt oder einen illegal importierten Hund kauft, macht sich strafbar!

Die Einfuhr von Welpen unter 15 Wochen ist verboten, da Welpen frühestens mit 12 Wochen gegen Tollwut geimpft werden dürfen und der Impfschutz erst nach weiteren 3 Wochen wirksam ist. Also Hände weg von Hundebabys, die nicht ganz sicher mindestens 8 Wochen alt und in Deutschland zur Welt gekommen sind! Hunde der Rassen Pit-Bullterrier, American Staffordshire-Terrier, Staffordshire-Bullterrier, Bullterrier sowie deren Kreuzungen dürfen nicht nach Deutschland eingeführt werden, und auch die Haltung einer Reihe sogenannter gefährlicher Hunde ist in verschiedenen Bundesländern ohne spezielle Genehmigung verboten.

Hände weg!

aktion tier rät dringend von einem Welpenkauf auf der Straße, auf einem Markt oder übers Internet ab! Wer auf einem dieser Wege einen Vierbeiner erwirbt, unterstützt womöglich die kriminelle Hundemafia. Das brutale Geschäft auf Kosten der Tiere lässt sich nur austrocknen, wenn die Nachfrage versiegt.

Einen Welpen von deutschen Züchtern?

Grundsätzlich sinkt die Gefahr, einen kranken oder illegal importierten Welpen zu kaufen, wenn man sich an einen hiesigen seriösen Züchter wendet, der seine Hunde gut betreut und eine maßvolle Vermehrung betreibt. Aber auch unter den deutschen Züchtern finden sich viele schwarze Schafe, die Masse mit Klasse verwechseln und meist mit mehreren Rassen züchten, was das Zeug hält. Am besten besucht man den Züchter persönlich und verschafft sich einen eigenen Eindruck. Wie viele Hunde werden gehalten? Wo und wie leben die Tiere? Sind auch die Elterntiere vor Ort oder lediglich Welpen? Dürfen sich Interessenten wirklich alles ansehen oder werden nur ausgewählte Hundebabys in einem „Showroom“ präsentiert? Sind die Hunde gesund und ausgeglichen oder kränklich und verängstigt? Im Zweifelsfall lieber vom Kauf Abstand nehmen.

Oder aus dem hiesigen Fachhandel?

Im Herbst 2008 wurde im nordrhein-westfälischen Dorsten ein Welpenkaufhaus eröffnet, die „Welpenstube Winkel“. Hier werden Welpen von mehr als 30 Hunderassen sowie diverse Mischlingswelpen angeboten, die angeblich aus Deutschland und Ungarn stammen. Die über 12-stündige Fahrt von Ungarn nach Dorsten ist für die Tierkinder eine Zumutung, und ungeklärt bleibt auch, was aus den nicht verkauften Hunden wird, die ja mit zunehmendem Alter für Käufer weniger attraktiv sind? Der Betrieb verfügt jedoch über eine behördliche Genehmigung und ist somit legal.

Dem Gesetz nach dürfte auch jede genehmigte deutsche Zoohandlung Hunde und Katzen verkaufen. Die dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) angehörigen Zoohandlungen (ca. 30% aller Zoogeschäfte) verzichten jedoch freiwillig auf den Handel mit diesen Tieren. Dass man in den übrigen Geschäften kaum Hunde- oder Katzenwelpen findet, liegt wahrscheinlich an der zu erwartenden massiven Kritik.

Muss es überhaupt ein Welpe sein?

Erwachsene Hunde haben gegenüber dem „jungen Gemüse“ ganz klare Vorteile. Sie sind stubenrein, haben ihre „Ich-muss-alles-zerbeißen- Phase“ hinter sich und stehen in der Regel schon mehr über den Dingen. Außerdem müssen sich ältere Vierbeiner gegenüber Artgenossen nicht mehr ständig beweisen und ihre Menschen nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit herausfordern. Wo finden Sie solch ein Goldstück? In jedem Tierheim!

 

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.