aktion tier Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen

Wildtierstation appelliert: Junge Feldhasen nicht stören!

Für die Mitarbeiter der aktion tier-Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen hat die Jungtierzeit begonnen. In den vergangenen Wochen kamen die ersten telefonischen Anfragen von besorgten Tierfreunden, die „verlassene“ junge Feldhasen gefunden haben. Auch die ersten Tiere mussten bereits in der Station aufgenommen werden.

Junge Feldhasen.
Junge Feldhasen: Trotz guter Tarnung werden junge Feldhasen immer wieder von Spaziergängern entdeckt und aus Unkenntnis mitgenommen. Foto: © aktion tier Wildtierstation Sachsenhagen

Stationsleiter Dr. Florian Brandes nimmt dies zum Anlass, dringend darauf hinzuweisen, dass gerade junge Feldhasen, die noch keine Fluchtreaktion zeigen, häufig von Spaziergängern entdeckt und aus Unkenntnis unnötigerweise mitgenommen werden. Hier fehlt oft das Wissen über die natürlichen Verhältnisse. Junge Feldhasen kommen in der freien Landschaft mit offenen Augen und vollständig behaart zur Welt. Die Häsin kehrt ausschließlich zum Säugen ein- bis zweimal täglich zu ihnen zurück. Es ist also völlig normal, wenn solche Junghasen allein in Feldern und Wiesen herumsitzen. Besonders schwierig ist es, wohlmeinenden Tierfreunden verständlich zu machen, dass auch ein verlassen wirkendes Hasenjunges nicht verwaist ist und sofort wieder zurück in die winterliche Natur gebracht werden muss, damit seine Mutter es wieder finden kann. Das dichte Fell ist auf schlechte Witterung ausgelegt und auch dass es angefasst wurde, ist kein Argument gegen das Zurückbringen. Versehentlich gefundene, gesunde Feldhasenjunge dürfen auf keinen Fall gestört werden. Spaziergänger sollten sich so schnell wie möglich entfernen und Hunde an die Leine nehmen.

Auch die Eichhörnchen bringen zeitig im März den ersten Wurf zur Welt. Immer wieder werden beim „Frühjahrsputz“ im Garten durch Fällarbeiten und Heckenschneiden ihre Kobel, in denen sich schon Jungtiere befinden, kaputt gemacht. Ist der Kobel entdeckt, aber noch nicht ganz zerstört, sollten die Arbeiten unbedingt unterbrochen werden. Man muss dem Muttertier Zeit und Ruhe geben, um zum Nest zurückzukehren. Auch wenn der Kobel oder Jungtiere angefasst wurden, wird das Muttertier sich weiter um die Jungen kümmern und diese in ein anderes Quartier tragen. Erst wenn die Mutter nach mehreren Stunden nicht zurückgekehrt ist oder die Jungen unterkühlt sind, dürfen sie zur Pflege zu uns gebracht werden. Trotzdem wir „unnötige Findeltiere“ so gut es geht vermeiden, bekommen wir jedes Jahr viele wirklich in Not geratene Findlinge, denen wir helfen müssen. Gerade die Aufzucht von Feldhasen verlangt unserem Team viel ab. Die oft nur wenige Tage alten Hasen benötigen eine spezielle Aufzuchtmilch, vorbeugende Medikamente und sind trotz höchster Hygiene und Sauberkeit sehr anfällig für Durchfallerkrankungen, die im Zweifelsfall tödlich enden können!

Dr. Florian Brandes

Stationsleiter, Fachtierarzt für Wildtiere und Artenschutz