Reise und Urlaub | Nachhaltig leben und einkaufen | Zirkus ohne Wildtiere

Zirkus ohne Tiere – Zirkusspaß für Tierfreunde

Wenn ich an Zirkus denke, erinnere ich mich an eine festliche Manege, den Geruch von Sägespänen, aufregende Musik, bunte Lichter und viel Trubel. Zirkus ist etwas Besonderes ...

Foto: © Circus Roncalli GmbH

Ich erinnere mich auch an ein Foto. Es zeigt mich als Kind: Über das ganze Gesicht strahlend neben einem angeketteten Braunbären. Das war etwas ganz Besonderes. So ganz nah an diesem wilden Tier. Als Kind hinterfragt man solche Dinge nicht. Man genießt sie und weiß, dass es in Ordnung ist, weil alle Spaß in dieser bunten Welt haben.

Mein Papa musste damals mit mir in jeden Zirkus fahren, und auch von Tierparks war ich total begeistert.
Mein Papa musste damals mit mir in jeden Zirkus fahren, und auch von Tierparks war ich total begeistert. Foto: © privat

Mit der Empathie mit Tieren hat es bei mir lange gedauert. Erst mit Ende 20 war ich bereit, zu erkennen, welche Konsequenzen mein Handeln hat. Ich erkannte, dass jedes Schwein, jede Maus und auch jeder Löwe ein Recht auf ein schönes und freies Leben hat. Ich sah plötzlich auch die Tierschützer mit ihren Botschaften vor den Zirkussen. Ich war danach nicht mehr im Zirkus. Weil ich dachte: „Nur Artisten? Langweilig! Clowns? Wie schrecklich!“ Weil ich dachte, dass ein Zirkusbesuch ohne Tiere, ohne den Geruch von Sägespänen, ohne dieses vermeintlich „Besondere“ kein Vergleich zu früher wäre. Dann hörte ich zum ersten Mal von diesem Zirkus ohne Tiere – aber mit Hologrammen von Tieren! Das fand ich toll. Das war neu.

Foto: © Circus Roncalli GmbH

Der Circus Roncalli lässt seit 2018 keine Tiere mehr in der Manege auftreten.

Davor verabschiedete man sich schrittweise von Tieren, bis dann der Schritt in eine Show ganz ohne Tiere gewagt wurde. Und seit diesem Zeitpunkt ist auch die Holografie Teil der Show. Im letzten Jahr gastierte Circus Roncalli endlich auch in meiner Stadt. Großartig! Ich wollte den Zirkus endlich live erleben. Und der Besuch ist mir noch jetzt in lebhafter Erinnerung.

Foto: © Circus Roncalli GmbH

Als ich das Zirkusareal betrat, betrat ich auch eine andere Welt. Edel gekleidetes Zirkuspersonal geleitete die Besucher in diese Zirkuswelt. Festliche Trompetenmusik lag in der Luft. Der Geruch von Popcorn in meiner Nase. Kuriose, bunt geschminkte Clowns gesellten sich unter die Gäste. Es glänzten bunte und goldene Lichter am Zirkuszelt und den historischen Zirkuswägen. Alles wirkte so echt und so liebevoll. Es war vollkommen. Es fehlten keine Tiere. Im Gegenteil! Es beruhigte mich, dass kein Tier mit der bunten und wunderlichen Welt überfordert war. Die Sitzplätze rund um die Manege waren mit Besuchern gut gefüllt. Es herrschte aufgeregte Stimmung. Die Holografie wurde gleich zu Beginn stimmungsvoll in Szene gesetzt. Sie ist wirklich etwas Besonderes, und ich bin froh, sie erlebt zu haben.

Für die Holografie wird eine dünne Gaze rund um die Manege gespannt, und per Beamer werden 3D-Tiermodelle projiziert.
Für die Holografie wird eine dünne Gaze rund um die Manege gespannt, und per Beamer werden 3D-Tiermodelle projiziert. Zusammen mit harmonierender Musik wird diese Holografie zu einem ganz besonderen Erlebnis. Foto: © Circus Roncalli GmbH

Kein Tier wird mit schmerzhaften Methoden gezwungen, Kunststücke für Menschen aufzuführen. 
Kein Tier muss sein Leben in einem engen Käfig verbringen. 
Kein Tier wird von grellen Lichtern und lautem Applaus überfordert.

Mein Tipp: Das Holografie-Erlebnis wird immer besser, je weiter man in der Mitte sitzt!

Ganz verschiedene eigentümliche Clowns begeisterten Kinder und Erwachsene. Und sogar ich ließ meine Vorurteile Clowns gegenüber hinter mir! Artisten verrenkten sich in der Manege, schwangen sich in großer Höhe durch das Zelt, wirbelten durch die Luft, bewiesen unglaubliche Kräfte, Balance und Körperbeherrschung. Es war ein richtiger Zirkus. Ein moderner Zirkus. Ein Zirkus, in dem alle Stars freiwillig auftreten und Spaß haben.

Foto: © Circus Roncalli GmbH

Ich behalte diesen Zirkusbesuch in bester Erinnerung und freue mich sehr, wenn Circus Roncalli das nächste Mal in meiner Stadt ist.

Wer vor Ort etwas essen möchte, findet auch vegane Angebote. Es ist für jeden etwas dabei. Übrigens reist das Circus Theater Roncalli als einziger Zirkus in Europa mit dem Zug von Stadt zu Stadt. Das schont die Umwelt.

Das sind die Termine vom Circus Roncalli für dieses Jahr:

19.03.–06.04.2025 in Oberhausen 
11.04.–04.05.2025 in Bonn 
09.05.–01.06.2025 in Aachen 
06.06.–29.06.2025 in Frankfurt 
06.08.–31.08.2025 in Lübeck 
05.09.–12.10.2025 in Hannover 
24.10.–07.12.2025 in München

Warum Tiere nicht in den Zirkus gehören:

Wildtiere haben sich über Jahrtausende hinweg ihrem natürlichen Lebensraum angepasst. Sie sind, selbst wenn sie in Gefangenschaft geboren wurden, hinsichtlich ihres Verhaltens und ihrer Bedürfnisse noch sehr nah an ihren wilden Verwandten, die frei im Ursprungsland leben. Eine Haltung im Zirkus kann den natürlichen Bedürfnissen von Wildtieren daher nicht ansatzweise gerecht werden.

Allein in den letzten zehn Jahren ist etwa ein Drittel des gesamten Bestandes an Elefanten im Zirkus vorzeitig verstorben.
Allein in den letzten zehn Jahren ist etwa ein Drittel des gesamten Bestandes an Elefanten im Zirkus vorzeitig verstorben. Foto: © Ursula Bauer

Die mitgeführten Wildtiere verbringen einen großen Teil ihres Lebens in engen und dunklen Transportwagen. An den Gastspielorten herrscht meist Platzmangel, so dass viele Zirkustiere über 90 % ihrer Zeit in den Transportfahrzeugen verbringen. Wenn überhaupt Außengehege errichtet werden, so sind diese meist sehr klein und nicht mit ausreichend Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet. Angeborene Verhaltensweisen der Wildtiere wie Graben, Klettern, Schwimmen und Jagen werden daher permanent unterbunden.

Statt auf ein vielleicht nie kommendes bundesweites Wildtierverbot zu warten, haben bereits rund 80 deutsche Städte wie Köln, Bonn, Leipzig, Stuttgart, sowie zehn Berliner Bezirke eigenverantwortlich entschieden, keine kommunalen Flächen mehr an Zirkusbetriebe zu vermieten, die Wildtiere mitführen.

Auch auf die sozialen Bedürfnisse der Tiere wird selten Rücksicht genommen. Gruppentierewie Affen, Elefanten und Zebras werden häufig einzeln gehalten, Einzelgänger wie Großkatzen dagegen in Gruppen zusammengesperrt. Arttypische Ruhephasen wie die Winterruhe vieler Bärenarten passen zudem nicht in den Zirkusalltag, und die hiesigen Witterungs- und Klimaverhältnisse bereiten kälteempfindlichen Arten wie Elefanten große Probleme.

Das fast ununterbrochene Eingepferchtsein und die artwidrigen Dressuren haben schwerwiegende Auswirkungen auf den physischen und psychischen Zustand der Zirkustiere.
Das fast ununterbrochene Eingepferchtseinund die artwidrigen Dressuren haben schwerwiegende Auswirkungen auf den physischen und psychischen Zustand der Zirkustiere. Foto: © Ursula Bauer

Kein wildlebender Elefant macht einen Kopfstand, kein Bär balanciert freiwillig auf einem Ball, kein Löwe würde aus freien Stücken durch einen brennenden Reifen springen. Damit Wildtiere derartige „Kunststücke“ vorführen, bedarf es äußerst fragwürdiger Trainingsmethoden unter Einsatz physischer und psychischer Gewalt.

Für Wildtiere bedeutet Dressur keine „willkommene Abwechslung“ im monotonen Alltag, sondern erheblichen Stress. Aus Angst vor Verletzungen werden außerdem Elefanten die Enden der Stoßzähne abgesägt, Bären und Raubkatzen die Zähne und Krallen entfernt.

Das fast ununterbrochene Eingepferchtsein und die artwidrigen Dressuren haben schwerwiegende Auswirkungen auf den physischen und psychischen Zustand der Zirkustiere. Weit verbreitet sind stereotype Verhaltensstörungen wie zwanghaftes Hin- und Herlaufen oder das sogenannte Weben bei Elefanten.

Aufgrund des häufigen Ortswechsels sind amtliche Kontrollen von Zirkusbetrieben sehr schwierig. Wenn sie denn stattfinden, werden angeblich bei fast jeder zweiten Visite Missstände und teilweise gravierende Verstöße gegen geltende Tierschutzvorschriften festgestellt. In vielen Zirkussen fehlt es an Fachwissen, finanziellen Mitteln und der Bereitschaft, die minimalen Tierschutzvorgaben zu erfüllen.

Wenn überhaupt Außengehege errichtet werden, so sind diese meist sehr klein und nicht mit ausreichend Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet.
Wenn überhaupt Außengehege errichtet werden, so sind diese meist sehr klein und nicht mit ausreichend Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet. Foto: © Ursula Bauer

Ein bundesweites gesetzliches Verbot von Wildtieren im Zirkus würde das Leiden der betroffenen Lebewesen dauerhaft und nachhaltig beenden. Derartige nationale Vorschriften gibt es bereits in zahlreichen Ländern, wie z. B. Bulgarien, Dänemark, Irland, Österreich, Costa Rica, Israel und Peru.

Das können Sie tun:

  • Besuchen Sie keinen Zirkus mit Wildtiernummern und Tierschauen.
  • Schreiben Sie an Zirkusunternehmen, die mit Wildtieren arbeiten, und kritisieren Sie offen diese Praxis.
  • Wenden Sie sich mit Leserbriefen an die lokale Presse, wenn solche Zirkusse in Ihrer Heimatstadt auftreten.
  • Fordern Sie Ihre Bundestagsabgeordneten auf, sich für ein Wildtierverbot in Zirkussen einzusetzen.
  • Melden Sie Zirkusunternehmen mit Missständen in der Tierhaltung dem zuständigen Veterinäramt.

Mehr zum Thema „Spaß im Zirkus – ohne Wildtiere!“ finden Sie in unserem Flyer, den Sie kostenfrei im aktion tier Shop bestellen oder herunterladen können. Alternativ ist der Flyer auch telefonisch unter 030 3011162-55 oder per E-Mail an shop[at]aktiontier.org erhältlich.

Anne Sopart

Grafikerin und Content Managerin