Waidmänner waren ebenfalls nicht erfreut, diese stummelschwänzige, große Katzenart in ihrem Revier anzutreffen, denn sie fürchteten um ihren Wildbestand. Es wurde zur Jagd geblasen mit dem Ergebnis, dass etwa Mitte des 20. Jahrhunderts die Luchspopulation im wahrsten Sinne des Wortes am Boden lag. Da nutzte den Tieren auch nicht ihr schönes Fell, das sie durch viele eisige Winter gebracht hatte. Im Gegenteil, diese sehr geschätzten Felle waren ein wichtiges Handelsgut und fast ein Statussymbol in höchsten Adelskreisen. Gut situierte Bürger, die ein höheres Amt bekleideten und es sich leisten konnten, wandelten ebenfalls in Luchspelzen einher. Unkundige werden die Frage stellen, wer wohl auf die absurde Idee gekommen sei, ein Raubtier mit dem Prädikat „Wildtier des Jahres 2011“ auszuzeichnen. Wozu soll dieses wilde Tier nützlich sein, dessen Fleisch man nicht verzehren darf? Ganz abgesehen von dem schönen Fell, das in früheren Zeiten zu Edelpelzen verarbeitet wurde. Der Tierforscher Alfred Brehm (1829-1884) schrieb einst: „Der Balg des Luchses gehört zu den schönsten und teuersten Pelzwerken ...“ Da ist es nicht verwunderlich, dass den Luchsen damals so zu sagen das Fell über die Ohren gezogen wurde, zumal auch das Wildbret sehr schmackhaft gewesen sein soll.
Der Luchs und seine Wiedereinbürgerung
Nachdem der Luchs verfolgt und fast ausgerottet wurde, hat ein Umdenken stattgefunden. Ökologisch geschulte Jäger sehen es nun als ihre Aufgabe und ethische Pflicht, zum Schutz unserer Mitgeschöpfe auch dem Luchs dauerhaft einen Platz in entsprechenden Revieren zu gewähren. Jedoch müssen die Sorgen anderer Interessensgruppen ernst genommen werden. Unkundige Jäger, die eine Ausrottung des Rehwildes befürchten, müssen angehört werden, wie auch Landwirte, welche um ihre Nutztiere fürchten. Mehrere gesellschaftliche Gruppen und Verbände wie Forst, Jagd, Landwirtschaft und Artenschutz haben etliche verschiedene Interessensgebiete. Das brisante Thema „Der Luchs und seine Wiedereinbürgerung“ wäre nicht ohne Kompromissbereitschaft der Beteiligten zur Zufriedenheit aller schwer zu lösen gewesen. Etliche Interessengemeinschaften wie etwa das Luchsprojekt Bayern und Versuche in Österreich, Frankreich und der Schweiz, den Luchs wieder einzubürgern, zeigen Erfolge.
Fazit: Fast ausgerottet, hat der Luchs inzwischen auch in Deutschland seinen festen Platz im Ökosystem. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist er besonders und streng geschützt. Weltweit ist er auch im Washingtoner Artenschutzabkommen gelistet. Das heißt, jede Aus- und Einfuhr von lebenden Exemplaren oder deren Teile und Erzeugnisse sind anzeige- und genehmigungspflichtig.
Eine kleine Luchs-Biologie:
Zur Gattung der Luchse gehören vier Arten:
- Rotluchs (Lynx rufus)
- Pardelluchs (Lynx pardinus)
- Kanadaluchs (Lynx canadensis)
- Eurasischer Luchs (Lynx lynx)
Männlicher Luchs = Kuder
Weiblicher Luchs = Katze
Schulterhöhe 50-70cm
Mehr oder weniger geflecktes Fell, rundlicher Kopf Pinselohren, Stummelschwanz
Luchse leben als Einzelgänger in festen wald- und wildreichen Revieren. Das Revier des Kuders umfasst etwa 200-400 km², das der Katze 50-150 km² und ist abhängig vom jeweiligen Nahrungsangebot. Diese besteht aus Säugetieren von der Maus bis Junghirschgröße und auch aus Nichtsäugern. Nach der Paarungszeit (Ranzzeit) Februar/März werden 1-4 Junge geboren. Sie werden zehn Monate lang von der Mutter geführt.
entnommen aus: Luchsprojekt Bayern, Tierlexikon „World of animals"