Jörg Beckmann, stellvertretender Direktor des Tiergartens Nürnberg, schaut zurück: „Der Wüstenluchs wurde vor gut vier Wochen nach einer anonymen Anzeige in einer Mietwohnung gefunden!“. In einer anonymen Mail an das Veterinäramt Weiden stand: „In einem Wohngebiet mitten in Weiden hält eine Frau einen Wüstenluchs”, berichtet Veterinärin Barbara Bäumler. Bei einer von der Polizei unterstützten Kontrolle vor Ort wurde tatsächlich ein Karakal in der Mietwohnung gefunden. In der Küche standen eine Hundehütte und ein Katzenklo als Einrichtung für den fauchenden und alles andere als zahmen Karakal. Mit einem Blasrohr konnte das Tier betäubt werden. Der Tiergarten Nürnberg stimmte der kurzfristigen Unterbringung des Karakal im Tiergarten zu.
Die Mieterin zeigte sich überrascht, dass sie einen Wüstenluchs nicht einfach so halten darf. „Sie war sich keiner Schuld bewusst, hat sich aber bei der Wegnahme kooperativ verhalten.” Berichtet Veterinärin Bäumler. Für die Polizei hat sich der Einsatz doppelt gelohnt: Zufälligerweise hielt sich bei der 44-jährigen Mieterin noch ein per Haftbefehl gesuchter Mann auf, den die Beamten festnahmen.
Am Donnerstag, den 04.03.2021, erreichte der Karakal „Philipp“ die Wildtierstation, da im Tiergarten Nürnberg kein Platz für eine längere Unterbringung vorhanden war. „Er war neugierig, als wir ihn ins Gehege gelassen haben. Dort untersuchte er erst einmal alles“, sagt Dr. Florian Brandes, Leiter der Auffangstation und Fachtierarzt für Wildtiere und Artenschutz. Die vom Land Niedersachsen anerkannte Auffangstation für Wildtiere in Sachsenhagen wird voraussichtlich auch nur eine Zwischenstation für den Wüstenluchs. Die Mitarbeiter der Wildtierstation werden eine passende dauerhafte Unterbringung in einer zoologischen Einrichtung für das Tier suchen.