Die Einzelkäfige wurden 2010 durch die sogenannte Kleingruppenhaltung bzw. ausgestaltete Käfige abgelöst, in denen Tiere in Gruppen von bis zu 60 Hennen gemeinsam eingestallt werden. Immerhin werden sie hier nicht mehr isoliert, doch das Platzangebot hat sich kaum verbessert – die Auslebung arttypischer Verhaltensweisen wie Picken, Scharren oder Sandbaden ist weiterhin nicht möglich. Aus diesem Grund hat das Bundesverfassungsgericht auch die Kleingruppenhaltung als unvereinbar mit dem Tierschutzgesetz erklärt. Dass die Käfighaltung keine Zukunft hat, zeigt auch die Marktentwicklung: Nach offiziellen Angaben leben nur noch knapp 13 % der deutschen Legehennen in Käfigen.
Heute finden sich Käfigeier nahezu nur noch in verarbeiteter Form, etwa in Teigoder Backwaren. Die sinkende Bedeutung der Käfigeier ist erfreulich, spiegelt sie doch auch den Erfolg jahrelanger Aufklärungsarbeit wider. Doch gleichzeitig hat diese Entwicklung bedenkliche Folgen: 1992 machte der Anteil der in Käfighaltung lebenden Hühner in Deutschland noch 96 % aus – in der sogenannten Bodenhaltung lebten damals knapp 3,5 % aller Legehennen. Heute macht diese Haltungsform mit 64 %, also fast genau 2/3 aller Legehennen, die große Mehrheit aus. Aber was bedeutet das eigentlich?
Aktuell kosten zehn Eier aus Bodenhaltung bei den großen Discountern oft weniger als einen Euro, das entspricht fast dem Preis der Käfigeier noch vor wenigen Jahren. Wenn aber der Verbraucher den Preis nicht zahlen muss, wer dann? Jüngst gelang es Tierschützern anhand der Herkunftsangabe des Eierstempels, den Weg des Eis vom Discounter bis in den Stall zurückzuverfolgen. Für viele Verbraucher sind die dabei entstandenen Bilder ein Schock. Denn Bodenhaltung bedeutet, vor allem in Massenproduktion: riesige Hallen, auf mehreren Ebenen voll mit dichtgedrängten Hühnern. Obwohl viele Verbraucher mit dem Begriff „Bodenhaltung“ etwas ganz anderes verbinden, können die Hühner den Boden tatsächlich oft kaum erahnen. Fast 80 % der Hühner leben in Betrieben mit bis zu 200.000 Tieren, bis zu 10 Tiere pro m2. Der Stress, dem die Tiere hier ausgesetzt sind, ist alles andere als artgerecht: Hennen sind soziale Tiere und brauchen eine Rangordnung innerhalb ihrer Herde. Bei mehreren 10.000 Tieren pro Halle ist die Bildung einer solchen jedoch unmöglich.
Damit sich kein Kot sammelt, leben die Hennen hauptsächlich auf Gitterrosten – das führt, wie in allen anderen Fällen von Gitterhaltung auch, zu schweren Gesundheitsproblemen, zu Verletzungen und verursacht häufig Haltungsschäden. In den meisten Anlagen mit „Bodenhaltung“ werden die Hühner bis unter die Hallendecke gestapelt. Dies bewirkt, dass die Tiere besonders häufig mit dem Kot ihrer Artgenossen in Kontakt kommen – was eine schnelle Ausbreitung von Parasiten und Krankheiten begünstigt. Etwas zynisch mutet dabei die Erinnerung daran an, dass die Lobby der Eiererzeuger lange Zeit genau dieses Argument als Grund für die Aufrechterhaltung der Käfigbatterien angeführt hat.
Der massive Anstieg der Nachfrage nach Eiern aus Bodenhaltung hat zur Folge, dass große Mengen Eier auch aus dem Ausland importiert werden. Diese Bilder stammen aus einer Anlage in den Niederlanden, die nach eigenen Angaben für Aldi, Lidl, Rewe und Metro produziert. Jede Woche liefert alleine dieser Betrieb 700.000 Eier nach Deutschland. Hier wird deutlich, dass eine moderne Bodenhaltungsanlage nichts mit der Bauernhofidylle zu tun hat, die leichtgläubige Kunden erwarten. Deutlich wird damit auch, dass nicht nur die Tiere leiden – auch die Verbraucher werden getäuscht oder bewusst im Unwissen darüber gelassen, woher die Eier eigentlich stammen. Wer diese Tierquälerei nicht unterstützen möchte, sollte keine Eier aus Bodenhaltung kaufen und darauf achten, dass auch die „versteckten Eier“ in Nudeln, Süßspeisen und anderen Lebensmitteln nicht aus dieser Haltungsform kommen.