Nutztiere Haushühner
Innerhalb der Klasse der Vögel zählen Hühner zur Ordnung der Hühnervögel (Galliformes), der unter anderem auch Fasan, Wachtel und Rebhuhn angehören. Unser Haushuhn (Gallus gallus domesticus) stammt vom Bankiva-Huhn (Gallus gallus) ab. Dieses Wildhuhn lebt heute noch frei in vielen Teilen Südostasiens.
Ursprung & Biologie
Die Domestikation des Huhns begann bereits vor über 4.000 Jahren in Indien. In Europa gibt es rund 200 anerkannte Hühnerrassen, darunter spezielle leichtgewichtige Legerassen wie `Italiener`, `Brakel` und `Leghorn` sowie besonders schwere Fleischrassen wie `Cochin`, `Brahma` und `Deutsche Langschan`. Wie viele Hühnerrassen weltweit existieren, ist nicht bekannt. Innerhalb der einzelnen Rassen gibt es wiederum diverse unterschiedliche Farbschläge. Auch Mischlingen aus verschiedenen Rassen sind häufig anzutreffen.
Je nach Rasse wiegen Hühner zwischen 500 Gramm (z.B. Serama-Zwerghuhn) und 5,5 kg (z.B. Jersey Giant). Meist sind die Hähne größer und mit einem prächtigeren Gefieder ausgestattet als die Hennen (Geschlechtsdimorphismus). Beide Geschlechter tragen, sobald sie ausgewachsen sind, auf dem Kopf einen roten Hautlappen (den Kamm), der unterschiedliche Formen haben kann. Weitere Hautfortsätze befinden sich unter dem Schnabel (Kinnlappen) und an den Schläfen hinter den Augen (Ohrlappen). Die Ohrlappen dienen dem Schutz des Gehörgangs. Sämtliche Kopfanhängsel sind bei männlichen Hühnern stärker ausgebildet als bei weiblichen. Ausgewachsene Hähne sind außerdem, im Gegensatz zu den Hennen, mit einem meist sichelförmig gebogenen Schwanz aus langen Federn sowie einen Sporn über den Hinterzehen ausgestattet.
Haushühner sind gut zu Fuß und primär am Boden unterwegs. Ihre Flugfähigkeit beschränkt sich auf ein gelegentliches Herumgeflattern in Bodennähe. Für die Nacht suchen sie gerne erhöhte Sitzgelegenheiten auf, wo sie sich sicher fühlen. Hühner sind natürlicherweise sozial lebende Gruppentiere mit einer ausgeprägten Rangordnung, die durch kleine Kämpfe immer wieder neu festgelegt wird. Grundsätzlich sind sie jedoch friedfertige und liebenswerte Geschöpfe, die auch recht zahm werden können. Wenn es allerdings ums Futter oder den besten Sitzplatz geht, kennen Hühner keine Freunde. Übrigens findet sich auch eine nur aus Hennen bestehende Gemeinschaft gut zurecht. Ein Hahn muss nicht grundsätzlich dabei sein es sei denn, man möchte Nachwuchs. Allerdings ist es zumindest für mich immer wieder rührend mit anzusehen, wie sehr Hähne um ihre „Frauen“ bemüht sind. Sie bewachen und beschützen ihren Harem und wenn sie etwas Fressbares gefunden haben stoßen sie laute Lockrufe aus, die alle Hennen sofort in Bewegung setzen. Selbstlos überlassen sie den Leckerbissen ihren Damen, die sich dann darum streiten.
Sozialverhalten
Gewährt man seiner Hühnerschar Freilauf, so sind die Vögel gemeinsam den ganzen Tag hindurch unterwegs, nehmen Sandbäder zur Gefiederpflege, fressen Körner und Gras, scharren am Boden nach Würmern und Insekten und legen immer wieder Pausen ein, um sich zu putzen und zu ruhen. Die Tiere verständigen sich untereinander durch vielfältige Lautäußerungen, die nur unzureichend als `Gackern` bezeichnet werden können. Besonders auffällig ist das Krähen, zu dem nur die Hähne fähig sind. Der Kikeriki-Schrei erschallt nicht nur morgens, sondern über den Tag verteilt immer wieder. Hähne markieren durch Krähen nicht nur ihr Revier, sondern wollen dadurch auch den Hennen imponieren und mögliche Rivalen rein akustisch in die Flucht schlagen. Althähne tolerieren in der Regel keine ausgewachsenen Nebenbuhler in ihrer Nähe. Nur die Junghähne vertragen sich meistens bis zu einem gewissen Alter ganz gut miteinander, wenn genügend Weibchen und ausreichend Platz zum Ausweichen vorhanden ist. Es kann jedoch „unter Männern“ zu erbitterten Hahnenkämpfen kommen, bei denen der Verlierer viele Federn lässt.
Huhn & Ei
Ein weibliches Haushuhn legt je nach Rasse zwischen 80 und 220 Eier pro Jahr. Also beileibe nicht jeden Tag. Nimmt man der Henne das Ei nicht weg, so legt sie noch 6-8 weitere ins Nest und brütet. Nach etwa 21 Tagen schlüpfen die Küken, die als Nestflüchter von Anfang an sehr mobil sind und bald mit der Glucke mitlaufen, um nach Futter zu suchen. Bei diversen Hühnerrassen wurde der natürliche Bruttrieb jedoch weitgehend weggezüchtet, da das Zuchtziel ausschließlich in einer möglichst hohe Eierproduktion bestand.
Die Farbe der Kalkschale des Hühnereis ist genetisch bedingt und hängt von der Rasse ab. Es gibt weiße und braune, grünliche und bläuliche Eier. Nur bei den reinrassigen Hühnern gibt die Farbe des Ohrlappens an den Schläfen hinter den Augen Auskunft über die Farbe der Eierschale. Hühner mit weißem Ohrlappen legen weiße Eier, Tiere mit rotem Lappen meist braune. Bei Mischlingshühnern können die unterschiedlichsten Kombinationen vorkommen.
Federkleid
Wie alle Vögel müssen auch Hühner ihr Federkleid erneuern, da es sich im Laufe der Zeit abnutzt. Diesen durch Hormone gesteuerten Vorgang des Abwerfens und Neuwachsen der Vogelfedern nennt man Mauser. Normalerweise mausern Haushühner im Herbst. Während der ca. 5 Wochen andauernden Mauserzeit legen die Hennen keine Eier, da ihr Körper vollauf mit der Erneuerung des Federkleids beschäftigt ist.
Lebenserwartung
Über das maximale Alter von Haushühnern gibt es keine einheitlichen Angaben. Im Durchschnitt können sie wohl zwischen 5 und 8 Jahre alt werden. Das permanente Eierlegen ist auf Dauer sehr anstrengend und mindert die Lebenserwartung erheblich. Denn Haushühner, die wie ihre wilden Vorfahren nur zweimal pro Jahr Eier legen und diese dann ausbrüten, sollen angeblich bis zu 25 Jahre alt werden.
Bezeichnungen
Das weibliche Tier wird Henne genannt, das männliche heißt Hahn oder Gockel. Den Hühnernachwuchs nennt man Küken. Hennen, die Küken führen, sind sogenannte Glucken. Kastrierte Hähne werden als Kapaun bezeichnet. Bei einigen schweren Fleischrassen wie beispielsweise `Brahma` oder `Jersey Giant` wurden früher die Hähne kastriert, damit sie noch mehr Fleisch ansetzen. Diese Kapaune hatten zum Teil ein Schlachtgewicht von 9 kg und waren damit fast so schwer wie Puten.
Hybridhühner
Hühner sind heute vorrangig Eier- und Fleischlieferanten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde damit begonnen, sogenannte Hybridhühner zu züchten. Hierbei handelt es sich nicht um Rassehühner, sondern um durch gezielte Inzucht entstandene Hühner mit bestimmten Eigenschaften wie hohe Legeleistung (Legehybriden) oder schnellen Fleischzuwachs (Masthybriden). Traditionelle Hühnerrassen werden heute meist nur noch in der Hobbyzucht eingesetzt, was zur Folge hat, dass viele alte Rassen auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen stehen. Mit der Konzentration auf einige wenige Rassen mit hoher Lege- oder Fleischleistung, die zur Produktion moderner, uniformer „Kunsthühner“ verwendet werden, gehen die alten Hühnerrassen allmählich verloren. Und damit nicht nur die wichtige genetische Vielfalt sondern auch die wundervolle und schier unerschöpfliche Formen- und Farbenvielfalt unserer Rassehühner. Diese sind zwar nicht so leistungsstark wie Hybridhühner, haben dafür jedoch diverse andere wichtige Eigenschaften. So haben sich die Vertreter alter Hühnerrassen teilweise seit Jahrhunderten bewährt, sind robust und anspruchslos, können im Freien gehalten werden, wo sie ihr Futter selbst suchen, legen bis zu 5 Jahre Eier und sind in der Lage, zu brüten und ihre Jungen großzuziehen. Dagegen sind die durch künstliche Befruchtung im Labor erzeugten Hybrid-Turbohühner sehr anfällig für Krankheitserreger, weshalb häufig Antibiotika prophylaktisch ins Futter gemischt wird. Ohne spezielles Leistungsfutter zeigen sie schnell Mangelerscheinungen und neigen zu Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus, weshalb der Mehrzahl der Lege- und Masthybriden schon als Küken ein Teil des Schnabels amputiert wird.
Wenn sich Hybridhühner vermehren, vererben sie ihre Zuchteigenschaften nicht. Daß heißt, die Eier- und Fleischproduzenten können diese Hühner nicht selber nachzüchten sondern müssen kontinuierlich neue Tiere kaufen. Nur einige wenige Konzerne haben sich auf die Herstellung von leistungsstarken Hybrid-Züchtungen spezialisiert. Sie bestimmen den Markt und profitieren natürlich von der Abhängigkeit ihrer Kunden. Oft sind die unterschiedlichen Hybridhühner auch auf das passende Kraftfutter angewiesen, welches ebenfalls nur von der jeweiligen Zuchtfirma hergestellt wird.
Aus für massenhaftes Kükentöten
Diese wenigen Großkonzerne betreiben Zuchtfarmen, in denen sie Elterntiere halten, die dann entsprechend miteinander gekreuzt werden, um die gewünschten Hybridtypen zu erhalten. Die Eier werden in Brutschränken ausgebrütet. Bei der Produktion von Legehennen-Hybriden schlüpfen natürlich immer auch viele Millionen männliche Küken. Da Hähne keine Eier legen, wurden sie lange Zeit direkt nach dem Schlüpfen vergast oder geschreddert. Seit dem 01.01.2022 ist das Töten männlicher Küken unmittelbar nach dem Schlüpfen nicht mehr erlaubt.
Schnabelkürzung
Das Kürzen der Schnäbel mit einem Laser oder einer heißen Drahtschlinge ist in der Massentierhaltung eine gängige Praxis, obwohl die teilweise Amputation von Körperteilen gemäß §6 Tierschutzgesetz nur in Einzelfälle mit Ausnahmegenehmigung erlaubt ist. In der Realität wird diese grausame Verstümmelung jedoch millionenfach routinemäßig durchgeführt. Das ohne Betäubung durchgeführte Beschneiden der empfindlichen und als primäres Tastorgan äußerst wichtigen Schnabelspitze ist Tierquälerei und nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar. Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben das Schnabelkürzen per Erlass zum 31.12.2016 verboten. Die Organisation KAT (Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen) hat daraufhin mitgeteilt, dass dieses Verbot auch für alle von KAT-zertivizierten Betriebe gelten soll, die ihre Eier an deutsche Supermärkte verkaufen. Die hiesigen Supermarktketten kaufen inzwischen nur noch Eier mit KAT-Zertifikat, weshalb die Organisation in der glücklichen Lage ist, Anforderung wie den Verzicht auf das Schnabelkürzen festzulegen. Legehennenhalter, die weiter Schnäbel kürzen, erhalten in Zukunft kein KAT-Zertifikat mehr, was den Eierverkauf an Kaufhallen fast unmöglich macht.
Hybridhühner in der Biohaltung
Was viele nicht wissen - da die Öko-Richtlinien Hybridhühner nicht verbieten, werden diese in der Regel auch im Biobereich gehalten. Das liegt vor allem daran, dass Rassehühner mit relativ hoher Legeleistung bzw. gutem Fleischansatz oder sogenannte Zweinutzungsrassen, bei denen die Hennen ein hohes Legevermögen aufweisen und die Hähne mit einer guten Futterverwertung gemästet werden können, relativ schwer zu haben sind. Schon gar nicht in der erforderlichen Anzahl, denn auch im Biosektor werden überwiegend riesige Hühnerbestände gehalten. Beispiel Legehennen: Fast 65% der insgesamt 241 Betriebe, die 2013 in Deutschland Bio-Eier erzeugten, hielten jeweils 10.000 bis über 30.000 Legehennen. Auch der Kostenfaktor spielt eine Rolle, denn Rassehühner sind teurer und nie so leistungsstark wie Hybridhühner.
Die Biohaltung mag zwar stressfreier für die Tiere sein und das Leben der Hähnchen in der Mast dauert etwas länger als in Intensivhaltungen. An dem grundsätzlichen Problem Hybridhuhn, angefangen von der künstliche Produktion über das schrecklicher Töten der männlichen Eintagsküken bis zur Monopolstellung einiger weniger „Hybridhuhn-Hersteller“ ändert dies jedoch nichts. Die Masthybriden haben aufgrund ihrer unnatürlich schnellen Gewichtszunahme auch in der Biohaltung ähnliche körperliche Probleme (z.B. Kreislauf- und Gelenkerkrankungen, Neigung zu Entzündungen) wie in der Intensivmast. Und die Hybrid-Legehennen werden auch in der Biohaltung meist nicht älter als 1 Jahr, da sie genetisch auf das Eierlegen im Akkord getrimmt und nach einer gewissen Zeit völlig ausgezehrt sind. Eine bessere Haltung kann an diese Tatsachen nichts ändern. Außerdem benötigen die überzüchteten Hybridhühner aufgrund ihres hohen Nährstoffbedarfs spezielles Kraftfutter, welches Biohalter nicht verwenden dürfen. In der Folge erhalten die „Kunsthühner“ notgedrungen für sie ungeeignetes Futter, wodurch sie schnell unter Mangelerscheinungen leiden und vermehrt zu Kannibalismus und Federpicken neigen. Die herkömmliche Gegenmaßnahme, das Schnabelkürzen, ist in der ökologischen Landwirtschaft jedoch verboten.
Die Biobranche muss hinsichtlich der verwendeten Hühner in Zukunft umdenken, um sich konsequent von den konventionellen Hühnerbauern abzuheben. Erfreulicherweise gibt es bereits neben vereinzelten Biohöfen, die Rassehühner halten, größer angelegte Bestrebungen, um in Zukunft auf die üblichen Turbo-Hybridhühner verzichten zu können. So will die von den Bioverbänden Demeter und Bioland initiierte `Ökologische Tierzucht GmbH` (ÖTZ) unter anderem eine Hühner-Linie züchten, die mit den Werten und Zielen der ökologischen Landwirtschaft vereinbar ist. Auch die `Bruderhahn Initiative Deutschland`, in der sich 23 Bioland- und Demeter-Erzeuger sowie neun Groß-und Einzelhändler der Naturkostbranche engagieren, setzt sich für eine eigenständige, ökologische Geflügelzucht ein. Dabei stehen Aspekte wie Ausgewogenheit von Legeleistung und Fleischansatz, Futterverwertung von 100% Biofutter, Tiergesundheit (auch im Verhalten) und eine Zucht, die von Anfang an unter ökologischen Haltungsbedingungen erfolgt, im Vordergrund.
Haltungssysteme von Legehennen
In Deutschland wurden im Jahr 2014 insgesamt 39,6 Millionen Legehennen gehalten. Für die industrielle Eierproduktion werden gerne Hybridlegehennen zum Beispiel vom Typ `Lohmann Brown-Classic` oder Hybriden aus der Rasse `Leghorn` verwendet. Lohmann Brown Hybridhühner können 320 Eier pro Jahr legen. Wir haben uns die Legeleistung von 112 unterschiedlichen Rassehühnern angesehen und daraus einen Mittelwert von jährlich 156 Eiern errechnet. Ein Lohmann Brown Hybridhuhn legt somit fast doppelt so viele Eier wie ein Rassehuhn. Und es benötigt zur Produktion von 1 kg Ei auch nur 2 Kilogramm Leistungsfutter, während ein Huhn einer alten Rasse dafür 4-5 kg Futter erhalten muss. Doch das Eierlegen im Akkord halten die Legehybriden nur 1 bis 2 Jahre durch. Dann lässt die Produktionsfähigkeit stark nach, die ausgezehrten Vögel werden geschlachtet und als Suppenhühner oder Tierfutter verarbeitet.
Nachdem die weiblichen Legehennen-Küken in Aufzuchtfarmen großgezogen wurden, werden sie als sogenannte Junghennen verkauft und gelangen in die unterschiedlichen Haltungssysteme.
Käfighaltung
Die konventionelle Käfighaltung in sogenannten Legebatterien, wo je 4-6 Hennen in mehrfach über- und aneinander gereihten Käfigen mit Drahtgitterboden leben und pro Tier nur 550 cm² Platz (weniger als 1 DIN A4-Blatt) zur Verfügung steht, ist die grausamste Halteform. Seit Januar 2010 sind in Deutschland Legebatterien verboten, ab Anfang 2012 gilt dieses Verbot für die gesamte EU. Dessen ungeachtet betreiben jedoch mehrere Mitgliedsstaaten bis heute die inzwischen illegalen Legebatterien.
Das Nachfolgemodell der Legebatterie ist die Haltung von Legehennen in Kleingruppen von jeweils bis zu 60 Tieren in Käfigen. Jeder Henne stehen nur 800 cm² Platz (etwas mehr als 1 DIN A4-Blatt) zur Verfügung. Die Käfige sind in mehreren Etagen angeordnet und mit Sitzstangen, Nestern und Einstreubereichen ausgestattet. Dennoch – Käfig bleibt Käfig und wenn man bedenkt, dass ein Huhn, welches sich nur um sich selbst drehen möchte, mindestens 1.300 cm² Platz benötigt, wird klar, dass in der Kleingruppenhaltung weder ein artgerechtes Verhalten möglich noch essenzielle Grundbedürfnisse befriedigt werden können.
Im Jahr 2014 lebten etwa 4,4 Millionen (11,3% der in Deutschland gehaltenen Legehennen) im Kleingruppen-Käfig. Nachdem auch die Politik endlich erkannt hat, dass die Käfighaltung von Legehennen tierschutzwidrig ist, sollen die Kleingruppen-Käfige ab 2025 in Deutschland verboten werden. In besonderen Fällen soll es Ausnahmeverlängerungen um maximal 3 Jahre geben. Bereits heute werden keinen neuen Käfighaltungen mehr genehmigt.
Bodenhaltung
Die überwiegende Mehrheit (24,8 Millionen Tiere = 62,7%) der deutschen Legehennen lebt in dieser Haltungsform, bei der maximal 6.000 Hennen in großen Hallen ohne Auslauf im Freien untergebracht sind. Es dürfen höchstens 9 Hennen pro Quadratmeter gehalten werden. Das entspricht einer Fläche von 1.111 cm². Deutlicher wird diese Zahl, wenn man sich eine Fläche vorstellt, deren Kanten etwas mehr als 33 cm lang sind. Wie bei der Käfighaltung dargestellt genügt ein derart kleines Areal nicht einmal zum entspannten Umdrehen eines Huhnes. Aufgrund der bedrückenden Enge sind Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus häufig. Krankheiten breiten sich schnell aus, was einen hohen Arzneimitteleinsatz erforderlich macht. Der Stallboden ist auch nur teilweise eingestreut und besteht ansonsten aus Latten- oder Gitterrost.
Freilandhaltung
Etwa 6,9 Millionen, also ca. 17,5% der Legehennen leben in Deutschland in dieser Haltungsform. Bei der Freilandhaltung sind die Vorschriften für den Stall die gleichen wie in der Bodenhaltung. Ein großer Vorteil ist hier jedoch, dass den Legehennen tagsüber Auslauf im Freien gewährt wird, auch wenn dieser vom Halter zeitlich beschränkt werden kann. Im Auslauf, der zum überwiegenden Teil bewachsen sein soll, muss jeder Henne 4 m² Fläche zur Verfügung stehen.
Biohaltung
Die wenigsten deutschen Legehennen (ca. 3,3 Millionen = etwa 8,5%) leben in dieser tierfreundlichsten Haltungsform. Es dürfen maximal 3.000 Tiere in einer Gruppe gehalten werden und alle Hennen müssen ständig Zugang zu Freigelände haben, welches überwiegend bewachsen und mit Schutzvorrichtungen (z.B. Bäume, Sträucher oder Unterstände) versehen sein muss. Pro Quadratmeter Stallfläche dürfen maximal 6 Tiere gehalten werden und jeder Henne stehen mindestens 4 m² im Auslauf zu. In der ökologischen Legehennenhaltung ist das Schnabelkürzen verboten, das Futter muss zu 95% aus biologischem Anbau stammen und Medikamente dürfen nur im tatsächlichen Krankheitsfall in Maßen eingesetzt werden.
Haltungssysteme von Masthühnern
In Deutschland wurden im Jahr 2013 mehr als 97 Millionen Masthühner gehalten, die sich auf 4.500 Betriebe verteilt haben. Während die Anzahl kleinerer Mastbetriebe mit weniger als 10.000 Tieren in den vergangenen 10 Jahren abnimmt hat der Anteil an Großmästereien mit über 50.000 Hühnern deutlich zugenommen (über 70%). Zur Geflügelfleischerzeugung werden sowohl männliche als auch weibliche Hühner gehalten. Wie bei den Legehennen dominieren auch in der Mast Hybridhühner. Selbst wenn in der Hühnermast die Küken beider Geschlechter überleben dürfen haben Masthühner keine Aussicht auf ein langes Leben. Denn sie werden im Akkord zur Schlachtreife gemästet und dürfen nur 32 bis höchstens 90 Tage alt werden.
Konventionelle Intensivhaltung
Durch das Hochleistungsfutter und ihre speziellen Zuchteigenschaften nehmen Masthybriden in der Intensivmast extrem schnell zu. So wiegen sie nach 4 Wochen das 26-fache und nach 6 Wochen das 48-fache ihres Schlupfgewichts. Vor allem der Brustmuskel wächst zuchtbedingt bei diesen Tieren überdimensional stark, da das fettarme Fleisch besonders begehrt ist. Aufgrund des abnorm schweren Körpers verbringen schon die jungen Masthühner einen Großteil des Tages im Sitzen und Liegen. Es kommt zu Brüchen und Knochendeformationen, die Sehnen und Bänder sind zunehmend überdehnt. Außerdem verwenden viele Mäster trotz Verbot nach wie vor Antibiotika als Wachstumsförderer.
In der Intensivhaltung leben die Masthühner ganzjährig im Stall in Bodenhaltung, wobei es keine Herdenobergrenze gibt und 20.000 bis 30.000 Tiere pro Stall die Regel sind. Die meist künstlich beleuchteten Hallen sind nur mit dem Allernötigsten ausgestattet: Einstreu sowie vollautomatische Futter- und Trinkvorrichtungen. Es gibt nichts, was die Hühner zum Ausleben ihrer natürlichen Bedürfnisse nutzen könnten. Keine Möglichkeit zum Scharren und Picken, keine Sitzstangen, keine Kuhlen zum Sandbaden.
Etwa 95 % der deutschen Hähnchen werden nach diesen drei Mastverfahren erzeugt, wobei gemäß den tierschutzrechtlichen Vorgaben eine maximale Besatzdichte von 39kg pro Quadratmeter Stallboden nicht überschritten werden:
In der Kurzmast zur Erzeugung des klassischen Hähnchens werden die Tiere innerhalb von 32 bis 34 Tagen auf ein Schlachtgewicht von ca. 1,5kg gemästet. Hier werden ca. 26 Tiere pro Quadratmeter gehalten (= 384,6 cm² pro Tier).
Bei der sogenannten Mittellangmast werden die Hühner in 38 bis 42 Tagen auf ein Schlachtgewicht von ca. 2kg gemästet. Hier werden ca. 19,5 Tiere pro Quadratmeter gehalten (= 512,82 cm² pro Tier). Diese Hähnchen werden als schwerere Brathähnchen oder in Teilstücken vermarktet.
In der über 50 Tage dauernden Langmast erreichen die Tiere ein Endgewicht von ca. 2,5kg. Hier werden ca. 15,6 Tiere pro Quadratmeter gehalten (= 641 cm² pro Tier). In der in Deutschland eher selten praktizierten Langmast werden die Hühner nach Geschlecht getrennt gemästet, da Hennen ab einem gewissen Körpergewicht zu starkem Fettansatz neigen und daher rationiert gefüttert werden. Diese schweren Masthähnchen werden hierzulande kaum nachgefragt und daher vorrangig nach Übersee exportiert.
Masthybriden wachsen zwar dreimal so schnell wie Legehybriden, haben aber weitaus weniger Platz. Mit 9 Tieren pro Quadratmeter (1.111 cm² pro Henne) ist es in der Legehennen-Bodenhaltung schon richtig eng. Legehybriden wiegen etwa 2kg, sind also mit Masthähnchen in der Mittellangmast vergleichbar, wo sich jedoch mehr als doppelt so viele Tiere, nämlich 19,5, einen Quadratmeter Bodenfläche teilen müssen. Der jedem Masthuhn in der Mittellangmast zugestandene Lebensraum ist mit knapp 513 cm² sogar kleiner als 1 Din A4-Blatt (625 cm²). Selbst in der tierfeindlichsten Käfig-Gruppenhaltung hat eine Legehenne mit 800 cm² mehr Platz als ein Masthuhn in der Mittellangmast. Das ist nicht nur tierfeindlich und grausam, sondern auch ungerecht.
Ökologische Haltung/Biohaltung
Nur etwa 0,6% der deutschen Masthühner lebt in ökologischer Haltung. Hier ist die Mastzeit pro Tier mit 56 bis 90 Tagen länger als in der Intensivmast. Es sind maximal 4.800 Masthühner pro Stall erlaubt, in welchem pro Quadratmeter 10 Tiere, die höchstens ein Gesamtgewicht von 21kg aufweisen, gehalten werden dürfen. Theoretisch muss Biogeflügel stets Auslauf gewährt werden, wobei jedem Masthuhn mindestens 4 m² im Freilauf zusteht. Allerdings gilt die Freilaufpflicht nur mindestens während eines Drittels der Lebenszeit des Tieres und auch nur, wenn die klimatischen Bedingungen dies erlauben. Innerhalb des nur höchstens 90 Tage andauernden Masthuhn-Lebens bedeutet das also: vielleicht nur 30 Tage Auslauf. Bei schlechtem Wetter oder während der kalten Jahreszeit kann es vorkommen, dass ein Bio-Masthuhn niemals nach draußen kommt und sein kurzes Leben ausschließlich im Stall verbringt. Gemäß Ökoverordnung müssen Tiere in der ökologischen Erzeugung zu 95 % mit gentechnikfreiem Biofutter gefüttert werden, wobei 20% des Futters aus dem eigenen Betrieb oder aus der Region stammen muss. Außerdem sind 5% konventionelles Eiweißfutter erlaubt.