Die konventionelle Legehennen-Haltung in Deutschland weist gravierende Defizite auf, die dazu führen, dass sich die Tiere selbst Federn ausrupfen und an Artgenossen herumpicken. Kommt es dabei zu Verletzungen, wird das Opfer gnadenlos verfolgt, unter Umständen getötet und zumindest teilweise gefressen.
Federpicken: Ursachen und Prävention
Bei Legehennen gelten vor allem Unwohlsein und Stress als Auslöser für Verhaltensstörungen wie Federpicken, Kannibalismus und aggressive Auseinandersetzungen.

Enge macht krank
Hühner brauchen ausreichend Platz, Licht und Beschäftigung. Die geselligen Vögel müssen sich sehen und eine soziale Rangordnung aufbauen können. Tiere, die sich sympathisch sind, bilden Gruppen und unter Freunden herrscht meistens Frieden. Zu Streitereien mit Verletzungen kommt es in der Regel zwischen Hennen, die sich nicht kennen oder mögen und aufgrund der Enge nicht aus dem Weg gehen können.
Daneben wird auch durch die züchterische Selektion auf hohe Legeleistung indirekt das neurotische Federpicken gefördert.
Frühe Weichenstellung
Eine beengte Stallhaltung ohne Beschäftigung führt oft schon bei Küken zu irreversiblen Neurosen. Daher zeigen selbst Hennen in Biohaltung Verhaltensauffälligkeiten, wenn sie nicht artgerecht aufgewachsen sind. Unter anderem kann sich in einer reizarmen Aufzucht das Nervengerüst nicht richtig ausbilden, so dass sich ängstliche, nervöse und panikanfällige Tiere entwickeln, die zu Federpicken neigen.
Fehlgeleitete Nahrungssuche
An den Federn anderer Hühner herumzupicken, wird von Fachleuten oft als fehlgeleitete Nahrungssuche interpretiert. Wer schon einmal Hühner draußen bei der Futtersuche beobachtet hat weiß, welche vielfältigen Aktivitäten vor allem mit dem Schnabel hierfür nötig sind. Da wird gezupft, gezerrt, gehackt und gestochert. Diese genetisch festgelegten Verhaltensweisen können in konventionellen Haltungssystemen durch das langweilige, immer gleiche Aufpicken von Körnern aus einem Trog nicht befriedigend ausgelebt werden. Als Ersatzhandlung dient dann das Federpicken.
In Zukunft mit Schnabel
Der Mensch macht es sich gerne leicht. Ist der Schnabel lästig, weil sich haltungsbedingt gestörte Tiere damit verletzen, wird die Spitze abgeschnitten. Seit diese routinemäßige Tierquälerei nicht mehr möglich ist, sind Maßnahmen zur Verhinderung von Streß und Unwohlsein bei den Hühnern gefragt und zum Glück gibt es verschiedene positive Entwicklungstendenzen. Jede Verbesserung in der Haltung kostet jedoch Geld. Die Bereitschaft der Verbraucher, etwas mehr für Eier zu zahlen, ist daher entscheidend für mehr Tierwohl.
Das Beste: Freilauf im Freien
In der Bio- und Freilandhaltung, wo sich Hennen so oft wie möglich draußen aufhalten, kommt es im Vergleich zu anderen Haltungsformen viel seltener zu Federpicken und Kannibalismus. Hier haben die Tiere Bewegungsfreiheit, wechselnde Klimareize, können Nahrung selbst suchen, scharren, picken und im Sand baden. Es gibt etwas zu sehen und zu erleben, das Leben ist insgesamt gesünder und das Wohlbefinden größer als in der reinen Stallhaltung.
Mehr Platz im Stall
Vor allem in der Bodenhaltung ausschließlich im Stall, wo 9 Henne pro Quadratmeter und Gruppen von maximal 6.000 Hennen erlaubt sind, kann es gar nicht artgerecht zugehen. Hier können Landwirte freiwillig die Besatzdichte deutlich reduzieren und für auseichend Tageslicht sorgen.
Bei länger anhaltender Stallpflicht, etwa wegen Vogelgrippe, leiden auch Freiland- und Biohühner ähnlich wie in Bodenhaltung. Ein Wintergarten oder Kaltscharraum, der relativ einfach am Stall angebaut werden kann, schafft Abhilfe und ermöglicht Zugang zu Luft, Licht und Sonne.
Beschäftigung
Ein wildlebendes Huhn würde die meiste Zeit des Tages mit der Futtersuche und der Nahrungsaufnahme verbringen. Beschäftigungsmaterial, das Legehennen zu ähnlichen Verhaltensweisen animiert, trägt daher wesentlich zu Wohlbefinden und Stressvermeidung und daher zur Verhinderung von Neurosen bei.
Das Material sollte in sämtlichen Altersphasen zur Verfügung gestellt werden und von den Tieren veränderbar sein. Heuraufen, hängende Netze mit Luzernestreu, Strohballen, Pickblöcke und ganze Maiskolben sind hier nur einige Beispiele. Die Tiere können ruhig ein wenig gefordert werden. Die natürliche Futtersuche ist schließlich auch anstrengend.
Des Weiteren kann durch eine geeignete Einstreu die Futteraufnahme mit Beschäftigung verbunden werden. Die Bodenabdeckung sollte ausreichend hoch, locker und mit Getreidekörnern versetzt sein, so dass die Hennen Picken, Scharren und Sandbaden können.




Artgerechte Ausstattung
Auch Sitzstangen sowie andere Möglichkeiten, erhöht zu sitzen, sollten nicht fehlen, da sie dem natürlichen Bedürfnis der Tiere entsprechen, sich vor Freßfeinden am Boden zu schützen.