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Gefahr Monokultur – Bienen sterben für Mandelmilch

Viele Menschen verzichten aus ethischen Tierschutzgründen oder auch wegen einer vorliegenden Laktose-Intoleranz auf tierische Milchprodukte. Das ist prinzipiell erfreulich. Im Supermarkt finden sich mittlerweile zahlreiche pflanzliche Alternativen. Ob Soja-, Hafer- oder Mandeldrinks – hier kann sich jeder Verbraucher herauspicken, was am ehesten den persönlichen Geschmack trifft. Alles richtig gemacht, oder?

Biene auf Mandelblüte Foto: Thoma Wolter / Lizenz: Pixabay

Im Ranking liegt die Mandelmilch bei den pflanzlichen Alternativen zur herkömmlichen Milch von der Kuh ganz vorne. Wichtig ist allerdings, darauf zu achten, woher die Mandeln kommen, die für Mandelmilch oder andere Produkte mit Mandeln verwendet werden. Denn in nicht nachhaltig hergestellten Produkten kommen ca. 80% der für die Herstellung benötigten Mandeln aus Monokulturen in Kalifornien (USA). Die Mandeln wachsen hier in der Regel auf mit Pestiziden verseuchten Plantagen und benötigen sehr viel Wasser (917 Liter Wasser pro Liter Mandelmilch).

Dann kommen die Bienen ins Spiel.

Diese sind nämlich für die Bestäubung der Bäume zuständig. Nur fliegen Bienen nicht alle freiwillig nach Kalifornien, um diesen „Job“ zu erledigen. Nein – jeden Winter werden Milliarden der fleißigen Insekten verfrüht aus ihrem Winterschlaf bei Imkern geweckt und in den „Sunshine State“ gefahren oder geflogen und einer giftigen Umgebung ausgesetzt. Es werden ganze Bienenvölker gemietet, und in diesem Geschäft wird hart gehandelt. Schließlich geht es um Millionengewinne. Ca. ein Drittel der Bienen überlebt die Strapazen dabei nicht. Eine ökologische Katastrophe.

Tod durch Pestizide

Mandelplantagen in Kalifornien werden sehr viel mehr gedüngt als andere Anbaugebiete. In erster Linie wird das Pestizid „Herbizid Glyphosat“, auch als „Roundup“ bekannt, verwen - det – leider tödlich für Bienen und krebserregend für den Menschen. Die Bienen sind also mit zwei extremen Problemen konfrontiert. Erstens werden sie ca. zwei Monate früher aus ihrem Winterschlaf geweckt, um sich dann zweitens in einer verseuchten Umwelt zu bewegen und ausgebeutet zu werden. Es werden auch Chemikalien verwendet, die nicht toxisch sind, dennoch aber das Immunsystem der Bienen schwächen. Die „Saisonbienen“ mögen die Zeit überleben, tragen aber Stoffe wiederum zurück und vergiften am Ende ihr ganzes Volk.

Wie eine Umfrage unter kommerziellen Imkern ergab, starben in den USA allein im Winter 2018/2019 ca. 50 Milliarden Bienen.* Die Bienen werden vom US-Landwirtschaftsministerium als Nutztiere eingestuft und auf rund 500.000 Hektar Mandelplantagen verteilt, die einen Ertrag von rund 2,3 Milliarden Pfund Mandeln erbringen und weltweit verkauft werden. Denn mehr als in jedem andere Land auf der Welt, isst der durchschnittliche Amerikaner ca. 2 Pfund Mandeln pro Jahr, und auch der Verkauf von Mandelmilch ist in den letzten fünf Jahren insgesamt um 250% gestiegen.
* Quelle: https://connectiv.events/referent/arthur-traenkle

Für alle Imker steigen die Kosten kontinuierlich an. Sie müssen die jährliche Verlustrate der verstorbenen Bienen durch den Kauf neuer Bienenstöcke ausgleichen, geben viel Geld aus, um gegen Milbenbildung vorzugehen, investieren in die Mast von Bienen auf Mais-Sirup oder anderen Pollenstoffen und kaufen Pestizide. Das relativ neue Bestäuberschutz-Gesetz in Kalifornien schreibt vor, dass alle Imker den Standort ihrer Bienenstöcke und die Pläne zum Sprühen von Pestiziden beim Landwirtschaftskommissar melden müssen. Dies gehört zur neuen „BeeWhere“ Initiative Kaliforniens.

Bienenfreundliche Alternativen

Natürlich gibt es bienenfreundliche Alternativen. Und auch in Kalifornien findet ein Umdenken statt. Hier liegt die Hoffnung im „Bee better“-Zertifizierungsprogramm, was Verbrauchern helfen soll, bienenfreundliche Produkte wählen zu können. Das Programm wurde von der gemeinnützigen Organisation „Xerces Society“ ins Leben gerufen, die Mandelzüchtern helfen, auf biologische Vielfalt mittels Klee, Wildblumen und Senfpflanzen zu setzen. Dadurch verringert sich automatisch die Zahl der Schädlinge, und weniger Pestizide kommen zum Einsatz.

Wenn zwischen Mandelbäumen Wildblumen, Senf und Klee wachsen, werden auf natürliche Weise Schädlinge reduziert, und Bienen können sich von ihnen ernähren.

Was können Sie tun?

Die nachhaltigste Option ist es, statt Mandelmilch z.B. Haferdrinks zu verwenden. Hafer benötigt gar keine Bienen als Bestäuber. Allerdings gibt es in vielen Supermärkten (auch Discountern) und Bio-Geschäften bienenfreundliche Mandel-Produkte. Leider ist auf den Zutatenlisten der Verpackungen nicht immer gekennzeichnet, woher die verwendeten Mandeln stammen. Daher ist es wichtig, hier genau nachzufragen oder die Website des Unternehmens zu besuchen.

Ökologisch gute Mandelmilch wird aus europäischen Mandeln hergestellt. Foto: Alexandra Pfitzmann

Danone (Alpro) gibt sich grün und will eine “bienenfreundlichen Zertifizierung” einführen. 2017 wurden die Marken Alpro und Provamel vom US-Großkonzern Danone übernommen, der natürlich viele nicht-vegane Produkte vertreibt und dadurch bei Veganern stark in die Kritik geraten ist. Alpro versichert aber zumindest auf der Website, dass die verwendeten Mandeln zu 100% mediterran seien, also nicht aus Kalifornien stammen.

Wer 100%ig sicher sein möchte, kann Mandelmilch natürlich auch selbst herstellen.

Das Etikett von diesem Mandelmus ist versehen mit dem Siegel der Biozertifizierung nach EG-Ökoverordnung und auf der Rückseite mit einem Hinweis der Prüfstelle der ABCERT AG in Esslingen (DE-ÖKO-006), eine Kontrollstelle für ökologisch erzeugte Lebensmittel. Es gibt aber keinen Aufschluss über die Herkunft der Mandeln. Auf Anfrage bei EDEKA wurde mitgeteilt, dass die verwendeten Mandeln ausschließlich aus Spanien und Italien stammen.

Haferdrink ohne Zucker.
Haferdrink ohne Zucker. Foto: Alexandra Pfitzmann

Im Kaffee z.B. schmeckt Hafermilch richtig gut. Hafer gehört zu den Selbstbestäubern. Die Haferblüte kann sich also selbst befruchten

Alexandra Pfitzmann

Redaktion "mensch & tier"