Pressemitteilung

Tierversuche in Tübingen

Die Veröffentlichung der Undercover-Filmaufnahmen von Tierversuchen an Rhesus- und Javaneraffen im Max-Planck-Institut (MPI) in Tübingen lösten Entsetzen und Empörung aus und entfachte erneut die Debatte über die Notwendigkeit von Tierversuchen.

Das Filmmaterial dokumentiert, welche Qualen die Affen für die sogenannte „Grundlagenforschung am Gehirn“ erleiden müssen. Unter anderem werden den Tieren die Schädeldecken aufgebohrt, um später beim Versuch Elektroden direkt ins Gehirn einführen zu können. Mit Hilfe eines dauerhaft auf den Affenschädel geschraubten Metallbolzens werden die Tiere in einem sogenannten „Primatenstuhl“ fixiert und müssen stundenlang Aufgaben lösen oder auf visuelle Reize reagieren. Als Belohnung für richtig gelöste Aufgabe erhalten sie etwas Saft oder Wasser. Angeblich steht den Affen außerhalb der Aufgaben keine Flüssigkeit zur Verfügung, damit sie vor Durst kooperieren. Die Aufnahmen zeigen außerdem ein Tier mit blutigem Kopf, einen sich mehrfach erbrechenden Affen sowie den gewaltsamen Umgang eines Pflegers mit einem Affen bei dem Versuch, diesen an seinem Halsring mit einer Führstange aus dem Käfig zu ziehen. 

Bekanntermaßen werden derartige grausame Tierversuche an Affen nicht nur in Tübingen, sondern auch an diversen anderen Deutschen Instituten durchgeführt. Fachleute behaupten, dass bei der Hirnforschung an Affen weltweit mehr oder weniger die gleichen Versuche an unterschiedlichen Standorten durchgeführt werden. Das muss nicht sein, zumal sogar die Aussagefähigkeit der Ergebnisse äußerst fragwürdig zu sein scheint, da die Unterschiede zwischen einem Affen- und einem Menschengehirn sehr groß sind.

Zweifelhafte Aussagekraft

Die Wissenschaft weiß seit den 1990er Jahren, dass es in der Medizin bei uns Menschen geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Dass Männer und Frauen erwiesenermaßen unterschiedliche Ausprägungen und Symptome von Krankheiten zeigen ist in den verschiedenartigen biologischen und genetischen Voraussetzungen begründet. Inzwischen wird diesem Aspekt auch teilweise in Deutschland durch die geschlechtsangepasste medizinische Behandlung von Männern und Frauen Rechnung getragen (Gender Medicine). Wenn selbst der Unterschied zwischen Mann und Frau so groß ist steht zu befürchten, dass Ergebnisse von Tierversuchen in der Grundlagenforschung und in der Medikamentenprüfung in großen Teilen nicht einmal auf den Menschen an sich übertragbar und daher völlig sinnlos sind. Der wohl bis heute bekannteste Fall für die Sinnlosigkeit von Tierversuchen ist der Contergan-Skandal der sechziger Jahre. Der Wirkstoff des Schlafmittels war in Tierversuchen ohne Nebenwirkungen getestet worden – der Einsatz des Medikamentes vor allem bei Schwangeren hatte aber die Geburt tausender behinderter Kinder zufolge.

Es ist beschämend, dass wir das primitiv und antiquiert wirkende Foltern von Tieren im Tierversuch als moderne Forschung bezeichnen. Statt Milliarden Steuergelder in die tierexperimentelle Forschung zu stecken, sollte die Entwicklung von alternativen Methoden massiv gefördert und vorangetrieben werden, damit in Zukunft auf die Verwendung von Tieren verzichtet werden kann.

Jan Peifer