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„Vegan ist ungesund!“

Mit ihrem Youtube-Channel „Vegan ist ungesund“ sorgen die beiden Hamburger Gordon Prox und Aljosha Muttardi für Aufmerksamkeit in der Start-up-Szene, in der Youtube-Community und auch in anderen Medien. In ihren Clips möchten sie die vegane Lebensweise einer größeren Zielgruppe näherbringen und damit das Gegenteil von dem verbreiten, was der Name ihres Projekts zunächst vermuten lässt. Viele ihrer Beiträge widmen sich dem Thema Veganismus mit Witz und Leichtigkeit, andere sind sehr ernst.

Zuchtsauen in Kastenständen
In diesem Betrieb werden ca. 500 Zuchtsauen gehalten, die fast die Hälfte ihres Lebens in engen und viel zu kleinen Kastenständen ausharren müssen, um immer wieder Ferkel für die Fleischproduktion zu gebären. Foto: Jan Peifer

Eine große Öffentlichkeit erreichten sie zuletzt mit einem Video, welches sie in Kooperation mit Tierschutzaktivisten erstellten. Von ihnen begleitet besuchten die Youtuber in einer Nacht im vergangenen Herbst einen Schweinezuchtbetrieb – natürlich unangemeldet. Schon vor dem Betreten der Anlage waren die beiden nervös, wie sie uns erzählten. Nur die Geräusche der unzähligen Ferkel, welche durch die Fensterritzen zu hören waren, übertönten den Herzschlag. Durch eine unverschlossene Tür gelangten sie in das Innere des Betriebs. „Die Tür ging auf, und es war als würde man sich in einem Horrorfilm befinden.“ So beschreiben sie den ersten Eindruck.

Die Luft ist voller Ammoniak, der von den Ausscheidungen der Tiere unter den Spaltenböden aufsteigt. Es ist warm und stickig, man bekommt kaum Luft, der Gestank beißt in der Nase.

Es dauert nicht lange, bis die ersten toten Ferkel zu sehen sind. Zwischen ihren Geschwistern liegen sie auf dem Boden, die Muttersauen sind im sogenannten Ferkelkorb fixiert, sie können sich nicht bewegen, ihre Kinder teilweise nicht einmal sehen. Die beiden sonst so munteren Youtuber sind geschockt, sie sehen die sterbenden Tiere und kämpfen mit den Tränen. Sie fühlen sich sichtlich unwohl, die Worte bleiben im Halse stecken. Auch in der nächsten Halle sind die Zustände schrecklich. In Kastenständen fixiert, stehen und sitzen Muttersauen zur künstlichen Besamung; Tag und Nacht müssen sie ihr halbes Leben so verbringen, in ihren eigenen Exkrementen. Bewegen können sie sich kaum, ein Hinlegen ist nicht möglich. Die Kastenstände sind 66cm breit, die Sauen fast einen Meter hoch – ein klarer Verstoß gegen das Gesetz. In einem Kühlschrank nebenan werden Medikamente gelagert. Aljosha, der eigentlich Arzt und ausgerechnet Anästhesist ist, erkennt sofort die Antibiotika. Sie werden prophylaktisch verabreicht, die Tiere werden unter diesen Haltungsbedingungen schnell krank. Auch dieser Umgang mit Medikamenten ist verboten.

2000 Stunden Videomaterial dokumentieren unsägliches Tierleid.

Um den Alltag in der Schweinemast zu dokumentieren, installieren die Aktivisten versteckte Kameras. Über 2.000 Stunden Videomaterial kommen hier schließlich zusammen, zahlreiche Verstöße werden aufgezeichnet. Unter anderem werden regelmäßig überzählige oder kranke Ferkel getötet, in dem sie von Mitarbeitern an den Beinen gepackt und mit dem Kopf auf den Boden geschlagen werden. Teilweise noch lebendig werden sie anschließend in Müllcontainer geworfen und warten auf die Abholung. Die entstandenen Aufnahmen spielen die Tierschützer der Landestierschutzbeauftragten von Hessen, Dr. Madeleine Martin, vor. Auch sie ist schockiert vom Umgang mit den Tieren, doch ist sie nicht überrascht. Dieser Umgang, die vielen toten Tiere, das sei systemimmanent und insbesondere für die Schweinemast typisch. Auch der Betriebsleiter der Schweinemast wird mit den schockierenden Bildern konfrontiert. Er jedoch streitet alle Vorwürfe ab, über den Rechtsanwalt lässt er ausrichten, die dokumentierten Missstände seien lediglich unzutreffende Behauptungen und persönliche Rechtsauffassungen. Das informierte Veterinäramt bestätigt nach mehrstündiger Kontrolle jedoch die Mängel, insbesondere die Kastenstände sind zu klein, außerdem sind Tiere verletzt. Eine Strafanzeige gegen den Betreiber wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ist noch anhängig.

Die Youtuber sind nach der Recherche sichtlich mitgenommen; es fehlen ihnen die Worte, das Leid wiederzugeben. Die Missstände sind so gravierend, dass auch das Fernsehen berichtet. Auch diese Plattform nutzen die beiden Filmemacher, um an Verbraucher zu appellieren.

„Vegan ist ungesund“

Auf humorvolle Weise wollen die beiden Youtuber Gordon Prox und Aljosha Muttardi auf das Thema Veganismus aufmerksam machen. Mit lustigen Videos nehmen sie Veganer, Fleischesser und sich selbst auf die Schippe und bauen damit Vorurteile gegenüber der pflanzlichen Ernährung ab. Das Ziel der beiden ist es, ein ernstes und wichtiges Thema locker und verspielt rüberbringen und sich dabei selbst nicht ganz so ernst nehmen. Die Idee der beiden Hamburger kommt gut an, mehrere hunderttausende haben sich schon ihre Videos bei Youtube, Instagram und Facebook angeschaut.

Unser Tipp:

Einfach mal reinschauen und sich selbst ein Bild machen! Wir wünschen gute Unterhaltung.

Facebook: www.facebook.com/VeganIstUngesund/

Website + Youtube: www.veganistungesund.de

Gordon und Aljosha
Gordon und Aljosha machen auf humorvolle Art auf die Sinnhaftigkeit des veganen Lebens aufmerksam. Foto: Vegan ist ungesund.

Gordons Meinung:

„Tag für Tag leiden Milliarden von Tieren unter schrecklichen Bedingungen in Tierfabriken, obwohl wir nicht auf tierische Produkte angewiesen sind und es in Hülle und Fülle leckere Alternativen gibt! Ich wünsche mir, dass Menschen nicht mehr wegschauen, sondern die Augen und Herzen öffnen, um zu verstehen, dass alle Lebewesen respektiert werden müssen“.

Aljoshas Meinung:

„Kein Wort und keine Beschreibung kann dem jemals gerecht werden, was wir diesen Lebewesen täglich antun. Ja ich wünsche mir Gesetze, ja die Politik soll etwas ändern … aber was ich mir am meisten wünsche ist, dass Menschen anfangen ihre Augen zu öffnen und wieder Empathie und Mitgefühl zeigen, damit diese Hölle auf Erden endlich ein Ende nimmt“

Ein Appell an alle:

Nehmt Euch ein Herz, unterstützt diese Quälerei nicht. Jeder kann und sollte die Veränderung sein, die er sich in der Welt wünscht. Für unseren Planeten, für unsere Gesundheit, für die nachfolgenden Generationen – und vor allem: für die Lebewesen, unsere Mitgeschöpfe.

Jan Peifer