Die Honigbiene -
Kleines Insekt mit großer Bedeutung
Honigbiene ist nicht nur unser kleinstes, sondern auch unser ältestes Nutztier. Bereits im 7ten Jahrtausend vor Christus hielten Menschen Bienenvölker zur Gewinnung von Honig und anderer Bienenprodukte.
Die emsigen Insekten sind jedoch viel mehr als nur Honigproduzenten. Honigbienen bestäuben Nutz- und Wildpflanzen. Gemäß des Deutschen Imkerbundes hängen rund 80% der landwirtschaftlichen Erträge von der Bestäubung durch Honigbienen ab. Die Zahl der in Deutschland gehaltenen Bienenvölker nimmt jedoch ab. Während im Jahr 1991 noch etwa 1,2 Millionen Bienenvölker ihre wichtige Bestäubungsarbeit verrichteten, waren es 2012 nur noch ca. 700.000.
Das Bienenvolk
Gattung der Honigbiene (Apis) umfasst weltweit 8 Arten, die in größeren Gemeinschaften leben (staatenbildende Arten). In Deutschland kommt nur eine Art vor – die Westliche Honigbiene (Apis mellifera). Bei dieser Bienenart haben sich regional unterschiedliche Rassen herausgebildet. Von größter Bedeutung für die Imkerei war früher die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera), die inzwischen jedoch durch die Kärntner Biene (Apis mellifera carnica) weitgehend ersetzt wurde.
Ein Bienenvolk ist ein hoch entwickelter, gut organisierter Insektenstaat mit ausgeprägter Arbeitsteilung. Im Winter besteht das Volk aus 10.000 bis 40.000 Individuen, im Sommer kann die Zahl auf bis zu 50.000 Bienen anwachsen. Die meiste Zeit des Jahres lebt nur die Königin mit Tausenden von weiblichen Arbeitsbienen im Stock. Während die einzige Bestimmung der Königin darin besteht, Eier zu legen, haben die Arbeitsbienen viele, streng zugeordnete Tätigkeitsbereiche. Sie sammeln Nektar und Pollen, bringen Wasser in den Stock und ziehen die Brut auf. Die wenigen männlichen Bienen (Drohnen) haben die Aufgabe, die im Sommer herangezüchteten Jungköniginnen während des Hochzeitsfluges zu begatten.
Der Honig
Bienenhonig besteht aus etwa 200 Inhaltstoffen in unterschiedlichen Zusammensetzungen, darunter 24 verschiedene Zuckerarten, von denen Fruchtzucker und Traubenzucker den größten Anteil haben. Honig enthält außerdem Wasser, Pollen (Blütenstaub), Mineralstoffe, Proteine, Enzyme und Vitamine. Das Wort „Honig“ stammt von einem alten indogermanischen Begriff ab, der in etwa mit „Goldfarbener“ übersetzt werden kann. Der im Honig enthaltene Frucht- und Traubenzucker liefert Energie und ist wertvoller als herkömmlicher, aus Zuckerrüben und Zuckerrohr gewonnener Industriezucker. Naturbelassener Honig ist nicht nur süß und lecker, sondern heilt auch Wunden und hilft bei Erkältung und Magen-Darm-Beschwerden.
Honigbienen produzieren Honig, indem die sogenannten Sammelbienen den von vielen Pflanzen vorrangig in den Blüten als Lockstoff ausgeschiedenen Nektar mit ihrem langen Rüssel aufsaugen und in ihrer Honigblase speichern. Was sie selbst als Nahrung brauchen wird heruntergeschluckt und verdaut. Der Rest wird in den Bienenstock gebracht und dort an andere Arbeiterinnen weiter gegeben. Schon während des Rückflugs zum Stock fügen die Bienen dem Nektar körpereigene Stoffe wie Enzyme zur Verhinderung von Bakterienwachstum bei und verringern dessen Wassergehalt. Der vorbereitete und eingedickte Nektar wird von den Stockbienen zur weiteren Trocknung in leeren Wabenzellen ausgebreitet. Liegt der Wassergehalt unter 20%, ist der Honig fertig und wird von den Stockbienen in Wachswaben eingelagert. Jede Honigzelle wird mit einer luftundurchlässigen Wachschicht verdeckelt. Der Honig dient der aktuellen Ernährung des Bienenvolkes, der Aufzucht der Brut und als Vorrat für den Winter.
Um Nektar zu sammeln, fliegen Honigbienen Blüten im Umkreis von 3-5 km um den Standort des Volkes herum an. Für 500 g Blüten-Honig werden etwa 40.000 Sammelflüge unternommen, das entspricht einer Strecke von etwa 120.000 km. Dabei werden zwischen 2 und 7 Millionen Blüten be sucht. Hat eine Sammelbiene eine günstige Nektarquelle gefunden, bleibt sie teilweise tagelang dieser Pflanzenart treu und übermittelt die Nektarquelle mittels eines Tanzes auch an andere Bienen ihres Stockes.
Hintergrundvideo zur Kampagne
Pollen
Während ihrer Suche nach Nektar sammeln Bienen auch den Blütenpollen (Blütenstaub) ein, den sie als wichtige Eiweißquelle zur Ernährung ihrer Brut und der Jungbienen benötigen. Pollen nennt man die männlichen Keimzellen der Blütenpflanzen, der sich in den Staubbeuteln der Blüten bildet. Bei ihrem Flug von Blüte zu Blüte verfängt sich der Pollen im Haarkleid der Biene, wird von ihr mit Hilfe der Beine zusammengestrichen und als kleine Pollenpäckchen an die Hinterbeine geheftet. Mit diesen aus tausenden kleinster Pollenkörnchen bestehenden „Höschen“ kehren die Bienen zum Stock zurück, wo andere Arbeitsbienen den Pollen übernehmen und, mit körpereigenen Substanzen vermengt, in Waben lagern, um sie später als „Bienenbrot“ an die Brut zu verfüttern. Jedes Bienenvolk benötigt pro Jahr über 30 kg Pollen, den es in weit über 1,5 Millionen Sammelflügen zusammenträgt.
Pflanzenbestäubung
Etwas von dem Pollen, der sich an jeder Blüte im Haarkleid der Biene verfängt, wird automatisch beim Besuch dieser oder der nächsten Blüte auf den Fruchtknoten der Pflanze übertragen. Diese Befruchtung oder Bestäubung ist die Voraussetzung für das Heranreifen der Früchte.
In der warmen Jahreszeit fliegt eine Sammelbiene je nach Witterung etwa 20-30 Mal pro Tag aus und besucht dabei zwischen 200 und 300 Blüten, die sie bestäubt. Ein durchschnittliches Bienenvolk mit etwa 10.000 Sammelbienen kann täglich bis zu 3 Millionen Blüten befruchten. Eine Hochleistung!
Fast alle Obst- und Gemüsesorten, Beeren, Futterpflanzen für Nutztiere und Ölpflanzen wie Raps und Sonnenblumen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Da Bienen im Gegensatz zu Hummeln, Wespen oder Schmetterlingen blütenstet sind, also immer wieder die gleiche Pflanzen art anfliegen, liegt ihr Anteil an der Pflanzenbestäubung gegenüber anderen Insekten bei etwa 80%. Denn nur arteigener Blütenstaub führt auch zur Befruchtung. Das HelmholtzZentrum für Umweltforschung in Halle hat berechnet, dass der weltweite ökonomische Wert, den Insekten wie die Honigbiene durch die Bestäubung von Agrarpflanzen schaffen, rund 153 Milliarden Euro pro Jahr beträgt. 80% hiervon haben wir der Honigbiene zu verdanken.
Der Nutzen der Biene durch die Bestäubung von Kulturpflanzen ist somit um ein Vielfaches höher als der direkte Nutzen aus Honig und anderen Bienenprodukten. Honigbienen sorgen nicht nur dafür, dass unser Tisch reichlich gedeckt ist, sondern bestäuben auch unzählige Wildpflanzen, die ihrerseits die Nahrungsgrundlage für Wildtiere darstellen. Durch ihre Bestäubungsleistung tragen Honigbienen maßgeblich zum Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt bei.
Bienenbestände in Gefahr
Weltweit sterben Bienenvölker. Gründe sind Parasiten wie die Varroa-Milbe und der Einzeller Nosema sowie verschiedene Viren und Bakterien. Die gefürchtete Faulbrut, bei der bestimmte Bakterien die Bienenlarven befallen, führt zum Verlust ganzer Bienenvölker. Ein weiterer Faktor ist die intensive Landwirtschaft, denn in unseren monotonen Agrarsteppen finden Honigbienen zu wenige Blütenpflanzen. Auch der verstärkte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bedroht die Bienen.
Obwohl die Bienenschutz-Verordnung durch die Regelung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln die Gefahr für Bienen minimieren soll, führen immer wieder nicht fachgerechte Insektizideinsätze zu verheerenden Bienenvergiftungen. Der Nachweis, dass auch bisher zugelassene Pflanzenschutzmittel für Bienen gefährlich sein können, ist schwer zu erbringen, da sterbende Bienen in der Regel nicht zum Stock zurückfliegen und von den Imkern nicht untersucht werden können. Nicht zuletzt steht auch der bisher nicht bewiesene Verdacht im Raum, dass genmanipulierte Pflanzen ein Problem für die Honigbiene darstellen könnten. Letztendlich ist auch die Zahl der hauptberuflichen Imker in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Erfreulicherweise betätigen sich jedoch immer mehr Menschen als Hobby- oder Nebenerwerbsimker.
Ökologische Bienenhaltung
Bei der konventionellen Imkerei steht der Ertrag, also die Menge des produzierten Honigs sowie anderer Bienenprodukte wie Wachs und Pollen im Vordergrund. Die ökologische Imkerei setzt dagegen auf Qualität statt Quantität, Nachhaltigkeit und eine tierschutzgerechte, umweltschonende Bienenhaltung. In Deutschland bewirtschaften etwa 75.000 Imker ca. 800.000 Bienenvölker in konventioneller Haltung. Nur etwa 250 deutsche Imker wirtschaften ökologisch.
Der Standort von Öko-Bienenstöcken muss so gewählt werden, dass Nektar- und Pollenquellen in einem Radius von 3km möglichst unbelastet sind. Bienenbehausungen müssen aus natürlichen Materialien wie Holz bestehen. Die Vernichtung von Bienen in den Waben als Methode zur Ernte der Imkereierzeugnisse ist untersagt. Zur Schwarmverhinderung werden in der konventionellen Imkerei der Königin häufig die Flügel gestutzt. Dies ist in der ökologischen Bienenhaltung nicht erlaubt. Verboten sind auch chemisch-synthetische Arzneimittel zur Vorbeugung gegen Bienenkrankheit.
Verschiedene Öko-Verbände wie Bioland, Demeter und Naturland haben ihre Richtlinien zur Bienenhaltung noch wesentlich strenger gefasst und über die EU-Mindestanforderungen hinausgehende Regelungen erlassen.
Helfen Sie mit, die Bienen zu schützen!
Pflanzen Sie heimische Obstgehölze sowie verschiedene Gemüse an, lassen Sie „wilde“ Ecken zu, und sähen Sie Wildblumenmischungen mit Samen heimischer Arten aus. Je größer die Struktur- und Pflanzenartenvielfalt in Ihrem Garten ist, umso mehr Bienen und andere Tiere werden ihn besuchen. Stellen Sie Nisthilfen für Hummeln, Wildbienen, Wespen und Hornissen auf, denn auch diese Insekten bestäuben Pflanzen und tragen zur ökologischen Vielfalt bei. Anstelle des minderwertigen Supermarkt-Honigs sollten Sie Honig aus der Region kaufen. Damit tun Sie sich selbst etwas Gutes und unterstützen die lokalen Imker in ihrem Bemühen um den Erhalt der Honigbienen.
Alle Wildbienen, darunter die Hummel und unsere Honigbienen, sind durch das Bundesnaturschutzgesetz und die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt
Aktion "Kostenlose Saatgutmischung"
Schon zum Kampagnenstart in Potsdam hatten wir zahlreiche Tütchen mit einer bienenfreundlichen Saatgutmischung verteilt. Das Prinzip ist einfach: Den Inhalt des Tütchens Mitte April bis Ende Juni direkt ins Freiland aussähen. Die Samen dabei leicht in die Erde drücken und keine Erde drüber streuen. Dadurch kann sich im Idealfall eine bienenfreundliche Fauna entwickeln.
Nachdem wir bereits im August 2013 unsere Saatgutmischung auf Nachfrage kostenlos versandten, priesen wir dies im März 2014 nochmals über "Facebook" an, um die Restbestände zu verteilen. Überraschenderweise wurde diese zweite Veröffentlichung zu einem riesen Erfolg: Tausende Bestellungen erreichten unsere Berliner Geschäftsstelle, sodass wir am Ende nur mit Hilfe von Überstunden und Freiwilligen die vielen Anfragen bewältigen konnten.
Obwohl wir Ende März alle Bestellmöglichkeiten sperren mussten und mit dem Versand in enormen Zeitverzug gerieten, freuen wir uns riesig über die vielen positiven Reaktionen zu unserer Aktion und hoffen, dass wir mit der Hilfe vieler Menschen, die die Saatgutmischung nun aussäen, einen kleinen Beitrag zum Erhalt unserer heimischen Honigbiene leisten können.
Insgesamt haben wir über 4.000 unserer kostenlosen Samentütchen bundesweit verschickt. In jedem Tütchen befanden sich 6 Gramm Pflanzensamen – ausreichend für 3 Quadratmeter Bienenweide. Wir gehen davon aus, dass alle Samen verwendet wurden, was eine Fläche von 12.000 Quadratmeter „blühenden Wildwuchs“ ergibt. Mehr als 2 Fussballfelder voll artenreicher Pflanzenpracht, in der sich Honigbienen Solitärbienen, Hummeln, Wespen, Schwebfliegen, Schmetterlinge, Schnecken, Käfer, Spinnen und Raupen tummeln.
Wer diese Aktion noch immer unterstützen möchte, kann die bienenfreundliche Saatgutmischung auf eigene Kosten auch hier bestellen: http://www.bluehende-landschaft.de/
Informationen zu der Saatgutmischung
Die Saatgutmischung „Blühende Landschaft“ ist garantiert gentechnikfrei! In der Mischung sind größtenteils Wildpflanzen enthalten. Die Samen dieser Pflanzen werden von fachkundigen Sammlern in der freien Natur eingesammelt und dann, nach Art getrennt, auf größeren Flächen kultiviert. Auf diesen Feldern können dann die artreinen Samen geerntet werden. Es findet hierbei jedoch ausschließlich eine unmittelbare Vermehrung und keine Züchtung (selektive Vermehrung von Pflanzen mit bestimmten Eigenschaften) statt. Auch die in der Mischung enthaltenen Kulturpflanzen werden ausschließlich angebaut, um das Saatgut zu gewinnen. Die gentechnische Veränderung von Pflanzen hat immer das Ziel, die Erträge zu steigern. Die Gene werden so verändert, dass die Pflanzen z.B. resistent gegenüber Pilzen und Viren sind oder Gifte produzieren, die gegen „Schädlinge“ wirken.
Die Rieger-Hofmann GmbH, bei der wir die Saatgutmischung für unsere Samentütchen bestellt haben, hat die Mischung „Blühende Landschaft“ in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Blühende Landschaft entwickelt. Bei Rieger-Hofmann werden ausschließlich Samen und Pflanzen gebietsheimischer Wildkräuter und Wildgräser aus gesicherten Herkünften verkauft. Das Netzwerk Blühende Landschaft hat zum Ziel, die Nahrungs- versorgung von Wildbienen, Honigbienen, Schmetterlingen und anderen blütenbesuchenden Insekten nachhaltig zu verbessern. Da wäre es äußerst kontraproduktiv, gentechnisch veränderte Pflanzen zu verwenden. Denn es steht der begründete Verdacht im Raum, dass genmanipulierte Pflanzen auch unseren Honigbienen schaden.