Stadttauben: Gefiederte Obdachlose
Stadttauben haben es in Deutschland schwer. Sie werden gehasst und verfolgt, weil sie in Schwärmen auftreten, in den Innenstädten nach Nahrung suchen, mit ihren Exkrementen Wege und Gebäude verschmutzen und angeblich Krankheiten verbreiten. Es wird viel unternommen, um die Vögel zu vertreiben, aber wenig, um ihnen zu helfen.
Dieser Flyer liefert Informationen und Fakten gegen weit verbreitete Vorurteile gegenüber Stadttauben. Er möchte Verständnis und Mitgefühl wecken und Wege aufzeigen, wie ein friedliches Miteinander möglich ist.
- Wildtauben
- Haustauben
- Aus Felsentauben wurden Haustauben
- Stadttauben sind verwilderte Haustauben
- Aussehen und Lebensweise der Stadttauben
- Angezüchtetes Brutverhalten
- Ernährung
- Das harte Leben auf der Straße
- Es werden nicht „immer mehr“
- Stadttauben sind keine Gesundheitsgefährder!
- Hier einige Beispiele von Erregern/Parasiten, die häufig in Verbindung mit Tauben genannt werden:
- Taubenkot verursacht keine Schäden an der Bausubstanz
- Ungeeignete Maßnahmen
- Hier einige Beispiele:
- Sinnvolles und tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement
- Wer soll das bezahlen?
- Verursacher in die Pflicht nehmen
- Das können Sie tun
- Taubennest auf dem Balkon – was tun?
- aktion tier-Kampagnenstart
- Broschüre zum Herunterladen
- Kampagnenvideo
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Wildtauben
Wildtauben Wildtauben sind nicht domestizierte Wildtiere und leben frei in der Natur. Bei uns in Mitteleuropa kommen diese vier Wildtaubenarten vor:
- Türkentaube (Streptopelia decaocto)
- Ringeltaube (Columba palumbus).
- Hohltaube (Columba oenas).
- Turteltaube (Streptopelia turtur).
Haustauben
Haustauben (Columba livia domestica) sind die domestizierte Form der Felsentaube (Columba livia), die natürlicherweise im Mittelmeerraum lebt. Aus Felsentauben wurden über 800 Haustauben-Rassen gezüchtet, die als Brieftauben, zur Fleisch- und Eierproduktion oder zu Ausstellungszwecken gehalten werden.
Aus Felsentauben wurden Haustauben
Etwa 5.000 v. Chr. begannen Menschen in Ägypten und Mesopotamien damit, Küken von Felsentauben aufzuziehen und zur Gewinnung von Fleisch und Eiern in Taubenschlägen zu halten. Später verbreiteten die Römer dann die Haustaubenhaltung in Nordafrika und Mitteleuropa.
Der Taubenkot, der heute oft Anlass zu Ärger und Beschwerden gibt, war früher als wertvoller Dünger sehr begehrt. Ägypter, Assyrer, Phönizier und Griechen hielten die Vögel sogar in erster Linie wegen ihrer Exkremente und mauerten die Zugänge zu den Taubentürmen teilweise nach jeder Kotentnahme zu, um Diebstahl zu verhindern.
Stadttauben sind verwilderte Haustauben
Bis zum Zweiten Weltkrieg hielten viele Städter Haustauben als Fleisch- und Eierlieferanten. Während des Krieges wurden die meisten Taubenschläge jedoch zerstört. Zu den heimatlos gewordenen Vögeln gesellten sich Tauben, die von ihren Besitzern aus Mangel an Futter ausgesetzt wurden. In den Häuserruinen fanden die Tiere gute Brutbedingungen und später mit dem wieder zunehmenden Wohlstand auch genug Nahrung.
Unsere Stadttauben sind, genauso wie Straßenkatzen und -hunde, nichts anderes als verwilderte Haustiere. Sie sind Opfer menschlichen Handelns. Deshalb tragen wir Verantwortung für ihr Schicksal.
Bis heute stranden regelmäßig vor allem Brieftauben in unseren Städten, weil sie sich im Rahmen von Wettflügen verfliegen, vor Erschöpfung nicht mehr weiterkönnen oder von Greifvögeln von ihrem Kurs abgebracht werden. Diese Tiere schließen sich dann den Stadttauben an und verwildern ebenfalls.
Aussehen und Lebensweise der Stadttauben
Stadttauben sind, ähnlich wie ihre Vorfahren, die Felsentauben, im Durchschnitt etwa 32 cm groß und wiegen rund 350 g. Im Gegensatz zu den einheitlich gefiederten Wildtauben-Arten zeigen sie jedoch ganz unterschiedliche Farben und Zeichnungen. Weibchen heißen „Taube“, die meist etwas größeren und schwereren Männchen „Täuber“ oder „Täuberich“, der Nachwuchs „Küken“.
Stadttauben leben meistens in Gruppen, bilden jedoch Paare, die zumindest zeitweise monogam zusammenleben. Gemeinsam bauen sie einfache Nester, die, wie bei der Felsentaube, nicht in Bäumen, sondern auf ebenen Flächen wie Nischen und Simsen an Häusern, Brücken, in Markthallen und Bahnhöfen angelegt werden und oft nur aus wenigen Ästchen, Federn oder sogar Plastikteilen bestehen.
Das Weibchen legt zwei Eier, die von beiden Partnern 18–21 Tage bebrütet werden. Auch die Aufzucht übernehmen beide. Nach etwa 35 Tagen sind die Küken flügge und verlassen das Nest.
Angezüchtetes Brutverhalten
Stadttauben tragen die angezüchteten Merkmale der Haustauben in sich. Sie sind relativ zutraulich und leben immer in urbanen Räumen in der Nähe des Menschen. Da Haustauben früher vor allem Eier und Fleisch liefern sollten, war eine hohe Vermehrungsrate das vorrangige Zuchtziel. Den Stadttauben liegt es folglich in den Genen, dass sie ganzjährig bis zu sieben Mal brüten und dabei jeweils zwei Küken großziehen. Wildtauben hingegen brüten, je nach Art, nur zwei- bis dreimal jährlich zwischen März und September, ebenfalls mit je zwei Eiern pro Brut
Ernährung
Wilde Felsentauben fressen Körner, Samen, Knospen und Beeren sowie Feldfrüchte wie Mais, Weizen und Gerste. Stadttauben würden sich ähnlich ernähren, finden in Städten jedoch zu wenig geeignetes Futter und fressen daher notgedrungen fast alles, was sie finden.
Das harte Leben auf der Straße
Wer hinschaut und das Elend der Stadttauben wahrnimmt, kann nur Mitleid empfinden. Die Vögel haben in unseren lauten und hektischen Städten kein Zuhause und niemals Ruhe. Sie verbringen ihre Tage rastlos auf der Straße, ständig fluchtbereit und hungrig. Um Schlafund Nistplätze muss gekämpft werden, und die fast überall angebrachten Stacheln, Zackenleisten und Netze bergen tödliche Gefahren.
Regelmäßig werden Tauben überfahren, fliegen gegen Glasscheiben oder verheddern sich in herumliegenden Fäden, Haaren, Kunststoffbändern und Drähten. Diese schnüren sich immer enger zusammen, was sehr schmerzhaft ist und oft dazu führt, dass Zehen oder ganze Füße absterben. Wenn die betroffenen Tiere nicht an Entzündungen sterben, bleiben sie meist lebenslang behindert.
Vor allem verletzte oder gehandikapte Tiere haben im Kampf ums Futter kaum Chancen. Sie sind daher meist unterernährt, abgemagert und anfällig für Krankheiten. Während in menschlicher Obhut lebende Rasse- und Brieftauben bis zu 20 Jahre alt werden können, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung von verwilderten Stadttauben aufgrund der schlechten Lebensbedingungen und der ungesunden Ernährung bei höchstens 3 Jahren.
Es werden nicht „immer mehr“
Tauben verteilen sich nicht gleichmäßig auf ein Stadtgebiet, sondern leben dort, wo es Futter und geeignete Brut- oder Ruheplätze gibt. Da solche Orte selten sind, konzentrieren sich die Bestände zum Beispiel an Bahnhöfen, auf öffentlichen Plätzen und in Fußgängerzonen. Bei Menschen, die in der Stadt unterwegs sind, entsteht dadurch leicht der subjektive Eindruck, dass es überall viele Tauben gibt. Hinzu kommt, dass an von Tauben besiedelten Orten häufig Abwehrsysteme angebracht werden, ohne dass ein Ersatz wie ein betreuter Taubenschlag geschaffen wird. In der Konsequenz weichen die Vögel notgedrungen auf die verbleibenden Standorte aus. Obwohl es sich hierbei nur um eine Verlagerung handelt, wirkt es auf viele Menschen so, als gebe es plötzlich mehr Tauben.
Wie so oft klaffen gefühlte Wahrnehmung und Fakten auseinander. In Wahrheit gibt es immer weniger Tauben in unseren Städten. Beispiel Berlin: Der Bestand ist in den letzten Jahren von rund 60.000 auf etwa 18.000 Tiere im Jahr 2022 gesunken. Das ist lediglich 1 Taube pro 200 Einwohner. Zum Vergleich: In Paris leben fünfmal so viele Stadttauben wie in Berlin. Hier ist das Verhältnis Taube-Mensch 1: 24.
Stadttauben sind keine Gesundheitsgefährder!
Vor allem kommerzielle Schädlingsbekämpfer behaupten gerne, dass Stadttauben ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Doch renommierte Institutionen wie das Robert Koch-Institut, das Bundesinstitut für Risikobewertung und Prof. Dr. Dieter Großklaus, ehemaliger Präsident des Bundesgesundheitsamts, widersprechen dem deutlich und stellen klar, dass die Gesundheitsgefahr durch Tauben nicht größer ist als die durch Wildvögel, Hunde oder Katzen.
Zwar tragen geschwächte und unterernährte Stadttauben zahlreiche Parasiten und Krankheitserreger in und an sich, diese sind jedoch fast ausschließlich tauben- oder vogelspezifisch und daher für Menschen harmlos. Trotzdem halten sich die unbegründeten Ängste hartnäckig.
Seltsamerweise füttern Menschen dagegen begeistert Wildvögel in ihrem Garten, lassen Eichhörnchen auf sich herumklettern und kuscheln mit ihren Haustieren. Obwohl von diesen Tieren die gleiche potenzielle Ansteckungsgefahr ausgeht wie von Tauben.
Hier einige Beispiele von Erregern/Parasiten, die häufig in Verbindung mit Tauben genannt werden:
Aviäre Clamydiose/Ornithose
Diese meldepflichtige Krankheit wird durch das Bakterium Chlamydophila psittaci verursacht und betrifft vor allem Vögel (z. B. Papageien, Tauben, Möwen). Die Ansteckungsgefahr für Menschen ist sehr gering. Laut Robert Koch-Institut gibt es bundesweit durchschnittlich 15 Fälle/Jahr.
Salmonellen
Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien, die meist über verunreinigte Nahrung oder erregerhaltigen Staub aufgenommen werden. Laut einem Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (2017) ist der bei Tauben vorkommende Salmonellen-Typ Salmonella typhimurium var. copenhagen taubenspezifisch und befällt Menschen so gut wie nie.
Taubenzecke und Rote Vogelmilbe
Sowohl die Taubenzecke (Argas reflexus) als auch die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) sind blutsaugende Parasiten, die normalerweise nur Vögel befallen. Wird ihr Hauptwirt, zum Beispiel Tauben, plötzlich durch Bekämpfungsmaßnahmen vertrieben, können sich die hungrigen Blutsauger auch ersatzweise Menschen zuwenden. Die Stiche der Taubenzecke verursachen Hautrötungen, übertragen aber keine Krankheitserreger. Auch die Milbenbisse sind harmlos und leicht behandelbar.
Die Tiermedizinerin Dr. Almut Malone, die sich seit 1998 im Stadttaubenschutz engagiert und jährlich bis zu 700 kranke oder verletzte Tauben betreut, wurde noch nie infiziert und weiß auch von keiner ihrer vielen Mitstreiter, dass jemals eine Ansteckung durch Tauben erfolgt sei.
Tatsache ist:
Taubenkot verunreinigt Plätze, Straßen und Bauwerke. Das ist unappetitlich und unhygienisch, schädigt jedoch nicht die Bausubstanz. In Wahrheit sind es Abgase aus Industrie, Verkehr und Gebäudeheizungen, die Niederschläge in sauren Regen verwandeln, der seit Jahrzehnten unsere Bauwerke zerstört.
Übrigens:
Haushunde produzieren um ein Vielfaches mehr Kot als Stadttauben. Die Berliner Hunde beispielsweise koten an drei Tagen so viel wie sämtliche Tauben der Stadt in einem Jahr.
Hier einige Beispiele:
Fütterungsverbot
Viele Städte verbieten das Füttern von Tauben, weil sie glauben, es fördere deren Vermehrung. Diese Annahme ist jedoch falsch. Bei Wildtieren besteht tatsächlich ein Zusammenhang zwischen großem Nahrungsangebot (= hohe Vermehrungsrate) und Nahrungsknappheit (= reduzierte Vermehrungsrate). Bei Stadttauben trifft das jedoch nicht zu. Sie sind verwilderte Haustiere mit angezüchtetem Brutverhalten (bis zu sieben Bruten pro Jahr), welches sich nicht durch Futterknappheit regulieren lässt. Weniger Futter führt bei ihnen nicht zu weniger Nachwuchs, sondern zu längerer Futtersuche und dadurch zu höherer Jungtiersterblichkeit, da die Küken nicht ausreichend versorgt werden. Aufgrund von Mangelernährung erkranken erwachsene Tauben auch häufiger oder verhungern. Ein Fütterungsverbot allein ist daher ethisch problematisch, wenig sinnvoll und nicht tierschutzgerecht.
Entnahme
In der Vergangenheit wurden, behördlich angeordnet, immer wieder radikale Fang- oder Tötungsaktionen durchgeführt, um beispielsweise Bahnhöfe taubenfrei zu machen. Solche Maßnahmen sind nicht nachhaltig, da Bestandsverluste durch erhöhte Geburtenraten ausgeglichen und freie Brutplätze schnell von Tauben aus der Umgebung besetzt werden. Zudem sind solche Tötungen nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar, da auch immer Küken in den Nestern verhungern, wenn die Elterntiere umgebracht werden.
Vergrämungsmaßnahmen
Um zu verhindern, dass sich Tauben niederlassen und brüten, werden unter anderem Stacheln (sogenannte Spikes), Zacken oder stromführende Drähte dauerhaft an Simsen, Rohren, Brückenpfeilern oder Reklametafeln angebracht. Diese Maßnahmen sind aus Tierschutzsicht problematisch, da sie ein hohes Verletzungsrisiko bergen. Zudem sind sie oft wirkungslos und werden von den Vögeln häufig sogar als Nisthilfe genutzt, was für die Küken tödlich enden kann.
Besonders gefährlich sind Taubenabwehrpasten, die auf Fensterbänken oder Geländern aufgetragen werden. Da die Paste häufig nicht vorschriftsmäßig mit Sand bestreut wird, verkleben sich Tauben und zahlreiche Wildvögel die Krallen und das Gefieder, was nicht selten zum Tode führt.
Taubenpille
Das Medikament Ovistop enthält den Wirkstoff Nicarbazin, der, auf Futtermais aufgebracht, Vögel vorübergehend unfruchtbar macht. Wenn keine Aufnahme mehr erfolgt, lässt die Wirkung schnell nach.
Ursprünglich wird Nicarbazin in der Geflügelmast gegen Magen-Darm-Parasiten eingesetzt, wobei Nebenwirkungen wie Hitzestress und verringerte Wasseraufnahme bekannt sind.
Für Tauben fehlen bisher aussagekräftige Studien zu möglichen Risiken. Trotzdem wird Ovistop seit 2023 in mehreren deutschen Städten testweise eingesetzt. Unklar bleibt auch, wie eine dauerhafte, aber sichere Dosierung gelingen und zugleich die Aufnahme durch andere Wildvögel wie etwa Krähen verhindert werden soll.
Gemäß Tierschutzgesetz § 13 Abs. 1 ist es verboten, zum Fangen, Fernhalten oder Verscheuchen von Wirbeltieren Vorrichtungen oder Stoffe anzuwenden, wenn damit die Gefahr vermeidbarer Schmerzen, Leiden oder Schäden für die Wirbeltiere verbunden ist.
Sinnvolles und tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement
Die nachhaltige Regulierung des Stadttauben-Bestands gelingt nur durch Geburtenkontrolle. Am effektivsten lässt sich diese in betreuten Taubenschlägen durchführen, in denen die Eier regelmäßig durch Kunsteier ersetzt werden. Für einen dauerhaften Erfolg müssen zeitgleich die früheren Brutplätze durch stabile Gitter oder Schrägbleche unzugänglich gemacht werden, da sie sonst schnell von Jungtauben neu besetzt werden. Ergänzt wird das Konzept idealerweise durch eine Pflegestation, in der verletzte oder kranke Tauben versorgt werden können.
Schrägbleche
Tauben können nur auf geraden Flächen sitzen. Rostfreie Bleche im 45-Grad-Winkel verhindern, dass sich die Vögel auf Fensterbrettern, Simsen und Vorsprüngen niederlassen, diese mit ihrem Kot verschmutzen und Nester darauf bauen. Am besten berücksichtigt man diese tierfreundliche, unschädliche und unauffällige Maßnahme bereits bei der Planung von Gebäuden und Bauwerken.
Betreute Taubenschläge
Betreute Taubenschläge sollten sich immer in der Nähe von Orten befinden, an denen besonders viele Stadttauben ihre Schlaf-, Brut- und Fressplätze haben. Wichtig sind außerdem Strom- und Wasseranschlüsse. Ob der Schlag in einem Turm, Bauwagen, Holzhäuschen oder im Dach- oder Kellergeschoss eines Gebäudes eingerichtet wird, spielt eine untergeordnete Rolle. Entscheidend sind eine funktionale, tierschutzgerechte Ausstattung sowie gute Reinigungsmöglichkeiten. Die Tiere benötigen Schlaf- und Brutnischen, Sitzstangen sowie Futter- und Wasserstellen.
Nach dem Einrichten werden die Stadttauben mit Futter angelockt. Jungtauben oder in Obhut genommene Pfleglinge können zur Eingewöhnung kurzzeitig einsperren werden. Die guten Bedingungen im Schlag „sprechen“ sich unter den Vögeln schnell herum, so dass immer mehr Tiere dazukommen.
Vorteile eines betreuten Taubenschlags
Durch den täglichen Austausch der echten Eier gegen Kunsteier wird eine wirksame Geburtenkontrolle erreicht. In einem betreuten Schlag finden Stadttauben Ruhe, Sicherheit und artgerechtes Futter. Das stärkt ihre Gesundheit und macht sie weniger anfällig für Krankheiten und Parasiten. Verletzte oder kranke Tiere können leicht gefangen und versorgt werden. Des Weiteren können zugeflogene Brieftauben erkannt und ihren Haltern zurückgegeben werden, so dass sie nicht verwildern.
Haben die Tauben den Schlag als ihr Zuhause angenommen, verbringen sie erwiesenermaßen die meiste Zeit des Tages darin. Hier nisten, fressen und trinken sie. Und setzen Kot ab, der sonst öffentliche Plätze, Gebäude oder Denkmäler verschmutzen würde. Dank des hochwertigen Körnerfutters hat der Kot zudem wieder eine festere Konsistenz, trocknet schnell und lässt sich einfach wegfegen. Getrocknet kann er als reichhaltiger Dünger sogar gut im Garten verwendet werden.
Langfristig führt diese Form des „betreuten Wohnens“ zu abnehmenden, gesunden Taubenbeständen aus unaufdringlichen, hübschen Vögeln, an deren Anblick sich viele wieder erfreuen können.
Wer soll das bezahlen?
Das vorgestellte Konzept kann die durch den Taubenkot verursachten immensen Reinigungskosten deutlich senken. Es wäre fair, wenn die Nutznießer, vorrangig Kommunen und private Eigentümer, die eingesparten Mittel in den Bau und Unterhalt von Taubenschlägen und anderen Stadttauben-Schutzmaßnahmen reinvestieren würden. Damit Privatpersonen und Tierschutzvereinen, die sich vorrangig um die Taubenproblematik kümmern, nicht der Atem ausgeht.
Verursacher in die Pflicht nehmen
Taubenzucht und -sport befeuern unmittelbar die bestehenden Probleme, da ständig neue, verirrte und erschöpfte Tiere auf der Straße landen. Hier braucht es klare Regelungen, damit Veranstalter und Taubenbesitzer in Zukunft die Verantwortung für die Folgen ihres Handels übernehmen müssen.
Das können Sie tun
- Gehen Sie respektvoll mit Straßentauben um, und ermahnen Sie auch Kinder, die Tiere nicht aufzuscheuchen.
- Helfen Sie Tauben in Not. Wenn Sie das nicht selbst schaffen, holen Sie bitte Hilfe (Polizei, Feuerwehr, lokale Tierschutzvereine).
- Verteilen Sie unsere Aufklärungsbroschüre, und erklären Sie Freunden und Bekannten, dass Stadttauben keine Gefahr darstellen.
- Setzen Sie sich für ein sinnvolles, tierschutzgerechtes Stadttaubenkonzept in Ihrer Stadt ein.
- Engagieren Sie sich im Stadttaubenschutz oder unterstützen Sie diesen mit Futter- oder Geldspenden.
- Fragen Sie Fütterer direkt, wie Sie helfen können.
- Zeigen Sie Menschen an, die Tauben quälen, verletzen oder töten. Tierquälerei ist eine Straftat!
Taubennest auf dem Balkon – was tun?
Es kommt immer wieder vor, dass Stadttauben auf Balkonen, Fenstersimsen, Markisen oder Toreinfahrten brüten. Hier erfahren Sie, wie Sie rechtskonform und tierschutzgerecht handeln können.
Nest ohne Eier
Die Anfänge eines Nests dürfen entfernt werden. Gleichzeitig sollten tierfreundliche Maßnahmen wie das Verschließen von Nischen und Abdecken von Ecken ergriffen werden, um erneuten Nestbau zu verhindern.
Nest mit frischen Eiern (bis 6 Tage bebrütet)
Diese Eier können und dürfen durch Plastik- oder Gipseier ersetzt werden. Das ist deutlich humaner, als Nest und Eier komplett zu entfernen. Die Tauben bemerken den Austausch nicht und bleiben dem Brutplatz treu. Oft ein Leben lang, das bei Stadttauben durchschnittlich drei Jahre beträgt. Durch den Eiertausch und die Duldung der Tiere bringt man Ruhe in das Taubenleben und kann verhindern, dass jährlich etwa 12 Küken geboren werden, von denen laut Statistik rund 90 % verhungern, überfahren werden oder auf andere Weise sterben.
Wer keine Geburtenkontrolle betreiben möchte und das Nest entfernt, sollte gleichzeitig die in Punkt 1 beschriebenen Maßnahmen ergreifen, um erneuten Nestbau zu verhindern. Niemals darf nur ein einzelnes Ei entfernt werden! Tauben legen immer zwei Eier. Ist das Nest mit dem einen Ei plötzlich weg, kann das zweite Ei im Körper stecken bleiben und eine lebensbedrohliche Legenot verursachen.
Nest mit länger bebrüteten Eiern oder Küken
Nachdem die Eier gelegt wurden, entwickeln sich darin nach ca. 6 Tagen empfindungsfähige Embryonen. In diesem Fall müssen Schlupf und Aufzucht (4–6 Wochen) abgewartet werden, bevor das Nest entfernt werden darf.
Gemäß Tierschutzgesetz sind alle Tiere, auch Stadttauben und ihr Nachwuchs, geschützt. Wer ihnen ohne triftigen Grund Leid zufügt oder sie tötet, macht sich strafbar (bis zu 3 Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafe).
aktion tier-Kampagnenstart
2018 widmeten wir den Stadttauben eine Kampagne mit zahlreichen Informationsveranstaltungen, im Rahmen derer wir mit Objekten und über 50 lebensgroßen Kunsttauben sowohl die Probleme als auch die Lösungen darstellten.
























































