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Nutztiere im Sommerurlaub

Die von Menschen geschaffenen, offenen Weideflächen im Hoch- und Mittelgebirge nennt man ’Alm‘ oder ’Alpe‘. Zur Bewirtschaftung werden traditionell Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen im Frühjahr in die Berge geführt, wo sie etwa 100 Tage lang die Weiden abgrasen. Gerade in der heutigen Zeit, wo die Sommer zunehmend lang und heiß sind, ist es in den Bergen angenehm kühl, und mit steigender Höhe gibt es auch weniger Bremsen und Fliegen.

Entspannte Wochen in den Bergen. Foto: © Ursula Bauer

Bei jedem Wetter draußen an der frischen Luft zu sein, wirkt sich insgesamt positiv auf die Tiergesundheit aus. Gealptes Vieh ist nicht nur stark und widerstandsfähig, sondern hat auch eine längere Lebenserwartung. Die Bewegung auf teilweise steilem, steinigem Untergrund kräftig außerdem die Sehnen und Muskeln und macht trittsicher. Ein weiterer Pluspunkt sind die sehr nahrhaften und gesunden Bergpflanzen. Diese geben den Tieren Kraft und verleihen Fleisch, Milch und Käse einen besonderen Geschmack sowie hohe Qualität.

Obwohl die Sommerfrische zeitlich begrenzt ist und die meisten Almtiere den Winter im Stall stehen, hat die Zeit in den Bergen eine lang anhaltende positive Wirkung. Vor allem bei gealpten Jungtieren hat man festgestellt, dass diese ein Leben lang gesünder und leistungsfähiger sind als herkömmlich aufgezogene Tiere.

Durch Eintönigkeit und Langeweile können auch Tiere regelrecht verblöden. Auf der Alm werden sie dagegen gefordert. Jeder Tag bringt neue Ereignisse: Mal gewittert es, ein Fuchs läuft über die Weide, Wanderer kommen vorbei, ein neues Herdenmitglied wird geboren. Es gilt, ein Hindernis zu überwinden oder irgendwie den Geröllhang herunterzukommen. Das Vieh lernt wieder, als Gruppe zu funktionieren, Gefahren einzuschätzen, Entscheidungen zu treffen und sich auf seine Urinstinkte zu besinnen. Artgerechter als auf der Alm kann die Haltung von Nutztieren kaum sein.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.