Artenschutz | Massentierhaltung

Tierschutz ist Klimaschutz – Gibt es einen Plan B?

Das Jahr 2019 war in großem Maße medial geprägt von den Aktionen der jungen Klimaaktivistin Greta Thunberg, die durch ihre Aufrufe tausende von Schülern motivierte, mit den sogenannten „Fridays for Future“ Demonstrationen auf den dringenden Handlungsbedarf im Klimaschutz hinzuweisen.

Massentierhaltung führt zu hohem CO2 Ausstoß
Massentierhaltung führt zu hohem CO2 Ausstoß. Eine Kuh setzt während des Verdauungsvorganges im Jahr 75 kg des klimawirksamen Gases Methan frei. Foto: RitaE/Pixabay

Auch aktion tier – menschen für tiere e.V. hat immer mal wieder von Mitgliedern zu hören bekommen, man müsse sich doch nun mehr für den Klimaschutz einsetzen, sodass der Tierschutzgedanke zunächst für viele irgendwie in den Hintergrund rückte. Ja, die Lage ist ernst. Unser Planet scheint vor dem Kollaps zu stehen. Das Wort „Klimahysterie“ ist dabei gleichzeitig zum Unwort des Jahres 2019 gewählt worden. Viele Menschen sind des Themas scheinbar auch überdrüssig und sehen vielleicht nicht die großen Zusammenhänge, die zwischen dem Verhalten des Menschen und den Konsequenzen für unsere Umwelt bestehen. Und der Tierschutz? Bleibt dieser nun auf der Strecke? Muss er dem Klimaschutz weichen?

Der Amazonas brennt. Der Kongo. Indonesien. Zuletzt Australien. Milliarden von Tieren haben bei diesen Bränden ihr Leben gelassen, vor allem in Australien. Warum brennt es überall? Rund 80.000 Brände wurden alleine im August 2019 in Südamerika gezählt. Es sind vor allem Flächen in Privatbesitz betroffen, aber auch die in Naturschutzgebieten und indigenen Ländereien. Viele Feuer sind von Menschenhand gelegt, und die Trockenheit des Landes tut ihr Übriges. Brandrodungen und Abholzungen im Regenwald werden in der Regel gezielt und „genehmigt“ vorgenommen, um Flächen für den Anbau von Tierfutter oder für die Errichtung von Tierfarmen zu schaffen. Regenwälder aber sind wichtig, da sie eine enorme Menge CO2 aus der Atmosphäre absorbieren und den Planeten wie eine Klimaanlage kühlen.

Für die Produktion von Kraftfutter, das in erster Linie in Massentierhaltungen an Rinder, Schweine und Co. verfüttert wird, wird in großem Maße Soja auf riesigen Plantagen angebaut. Soja enthält viel Eiweiß und Energie – auf etwa 23 Millionen Hektar, das ist ungefähr so groß wie ganz Großbritannien, wird Soja als Futtermittel in Südamerika angebaut. Auch für Deutschland. Ungefähr 80 % des in deutschen Massentierhaltungsbetrieben verfütterten Soja-Kraftfutters kommen aus Südamerika.

Wald wird also gerodet, um Plantagen Platz zu machen. Menschen und Tiere, die hier Zuhause sind, müssen weichen und werden mit brutalsten Methoden vertrieben. Auch für Rinderfarmen wird der Regenwald abgeholzt, da das Land relativ „billig“ ist. Die Rinderzucht wiederum, und Brasilien zählt mit 180 Millionen Rindern pro Jahr hierbei als weltweit größter Exporteur von Rindfleisch, trägt mit ca. 20 % zum weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen bei und ist somit mitverantwortlich für den Klimawandel.

Pro Minute verbrennen Wälder in der Größenordnung von drei bis fünf Fußballfeldern
Pro Minute verbrennen Wälder in der Größenordnung von drei bis fünf Fußballfeldern. Alles Leben hierin ist vernichtet. Foto: Ria Sopala/Pixabay

Am Rande sei erwähnt, dass nur ca. 2 % für Produkte wie Sojamilch, Tofu usw. verwendet werden, und dieses Soja stammt meist aus Europa.

Palmölgewinnung zerstört Leben

In Indonesien werden zahlreiche gezielte Rodungen der Wälder vorgenommen, um Platz für den Anbau von Ölpalmen zu schaffen zur Gewinnung von Palmöl. Anwohner werden enteignet oder vom Land vertrieben. Das gezielte Abbrennen der Flächen führt zu klimaschädlichen Gasen. Denn normalerweise werden CO2 und Wasser vom torfigen Boden gespeichert und verhindert Dürre und eben den CO2 Ausstoß. Palmöl – dies findet Verwendung in allen möglichen Produkten. Jedes zweite Supermarktprodukt enthält Palmöl, z.B. Nuss Nougat Cremes, diverse Tütensuppen, Cremes, Waschmittel, Lippenstift und Kekse und natürlich Biosprit. Palmöl ist derzeit das billigste Fett auf dem gesamten Weltmarkt. Die Gewinnung des Palmöls verdrängt aber zum Beispiel den vom Aussterben bedrohten Orang Utan, dessen Lebensraum die Wälder Indonesiens sind. Auch der Sumatra-Tiger, der BorneoZwergelefant, der Malaienbär und der Nasenaffe sind bedroht.

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Sie entscheiden! Tierschutz ist Klimaschutz.

Klimaschutz und Tierschutz sind untrennbar miteinander verbunden. Wer sich demnach im Tierschutz engagiert und sich beispielsweise gegen Fleisch ausspricht oder zumindest weniger davon konsumiert, tut etwas für den Klimaschutz. Wer bewusst beim Einkauf auf den Verzicht von Palmöl achtet (bitte lesen Sie sich immer die Inhaltsstoffe und Zutatenlisten bei Lebensmitteln und Kosmetika durch), tut etwas für den Klimaschutz. Wer Tiere mit Würde behandelt und ihnen den nötigen Respekt entgegenbringt, wird spüren, dass genau diese Empathie auch zu einem zurückkommt. Alles Leben ist miteinander verknüpft.

Wo ist die Wertschätzung von Lebensmitteln geblieben?

Eine allgemeine Wertschätzung von Lebensmitteln sollte wiederbelebt werden, vor allem wenn es um tierische Produkte geht. Schließlich lässt ein Tier sein Leben, damit ein Mensch Fleisch essen kann. Mit „Geiz ist geil“ kommen wir nicht weiter wie auch die aktuellen politischen Diskussionen rund um den Konflikt Landwirtschaft, gesetzliche Auflagen und Preispolitik der Supermarktketten zeigen. Auch der Bauer, der sein Geld mit seinem Betrieb verdient, muss bedacht werden. Denn wie soll er all die geforderten Umwelt- und Tierwohlauflagen erfüllen und gleichzeitig „BilligAngebote“ parat haben, während die Verdienstmarge immer kleiner wird? Gleiches gilt übrigens auch für den Obstbauern, der momentan nur rund 20 Cent pro verkauftem Kilo Äpfel etwa verdient.

Momentan werden in Deutschland pro Person etwa 60 Kilo Fleisch im Jahr verzehrt. Probieren Sie doch einmal pflanzliche Alternativen, und tun Sie dem Klima und Ihrer eigenen Gesundheit einen großen Gefallen.

Der Verbraucher sollte auch bereit sein, mehr Geld für Qualität, Tierwohl und Regionalität auf den Tisch zu legen. Und wir sprechen nicht von gigantischen Summen für etwa Kilo Fleisch. Seien Sie mal ehrlich – wenn Sie in der Radiowerbung zum Beispiel den Aufruf hören: „Heute im Angebot: Vier Schweinenackensteaks für nur 3,37 Euro!“, dann müssten doch alle Alarmglocken schrillen. Das kann so nicht gut sein. Alles in unserer heutigen Gesellschaft muss immer schneller und billiger werden und permanent zur Verfügung stehen. Dass da an Tierwohl nicht zu denken ist, liegt auf der Hand. Das fängt bei der Aufzucht in der Massentierhaltung an und hört erst kurz vor dem Tod des Tieres im Schlachthof auf, wo viele Tiere sich elendig auf ihrem letzten Weg quälen. Also – machen Sie den Unterschied!

Ich alleine kann doch nicht so viel Einfluss haben?

Doch – Sie als Konsument haben die Macht an der Kasse. Sie entscheiden, welche Produkte verkauft werden. Und stellen Sie sich einmal vor, Sie sind mit diesem Gedanken nicht alleine. Sehr viele Verbraucher in Deutschland haben bereits mit einem bewussteren Konsumverhalten viel verändert.

Schränken Sie den Konsum von tierischen Erzeugnissen zumindest ein, denn Fleisch, Milch und Eier sind mit die größten Klimakiller. Achten Sie bitte auf die Regionalität und Qualität.

Es muss ja nicht jeden Tag Fleisch auf den Tisch. Der klassische Sonntagsbraten ist ein gutes Mengenmaß. Dann kann man auch genießen und etwas mehr für seinen Fleischkonsum bezahlen. (Vergessen Sie bitte nicht, zumindest einen Blick auf unsere veganen Rezepte zu w

30 % der weltweit verfügbaren Landfläche, die vorher der Lebensraum für eine Vielzahl an wild lebenden Tier- und Pflanzenarten waren, werden für die Landwirtschaft genutzt. Jährlich verschwinden auf diese Weise weltweit rund 13 Millionen Hektar Wald.

Alexandra Pfitzmann

Redaktion "mensch & tier"