Haushunde

Keep smiling - Können Hunde lächeln?

Wer abends mit seinem Hund auf der Couch kuschelt und diesem liebevoll ein Lächeln zuwirft, bekommt manchmal den Eindruck, der Hund würde zurücklächeln. Mit weichen Augen, leicht geöffnetem Maul und entspannten Lefzen bietet sich uns ein vertrauter und beinahe menschlich wirkender Ausdruck. Doch was steckt dahinter, und können Hunde wirklich lächeln?

Nach den verhaltensbiologischen Erkenntnissen von Prof. Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen ( † 22.09.2023) ist das Lächeln eines Hundes kein angeborener Ausdruck, sondern eine erlernte Form der Kommunikation, die sich erst im engen Zusammenleben mit uns Menschen entwickelt hat. In ihrer Forschung über das Ausdrucksverhalten soziallebender Caniden beschreibt die Verhaltenswissenschaftlerin, dass Wölfe zwar über eine reichhaltige Mimik verfügen, doch das spezifische „freundliche Lächeln“ des Hundes so bei Wölfen nicht vorkommt. Hunde haben also im Laufe der Domestizierung gelernt, unsere Emotionen zu lesen und auch, welche hündische Mimik bei Menschen eine positive Reaktion auslöst. Wenn ein Hund „lächelt“, kann dies also ein an den Menschen gerichtetes Signal und Ausdruck von Entspannung, Wohlbefinden und sozialer Verbundenheit sein. Eine erstaunliche Anpassungsleistung, die als Beleg für die enge Mensch-Hund-Beziehung gesehen werden kann.

Wenn ein Hund „lächelt“, kann dies also ein an den Menschen gerichtetes Signal und Ausdruck von Entspan‐ nung, Wohlbefinden und sozialer Verbundenheit sein.

Eine andere Variante des hündischen Lächelns ist das sogenannte „submissive Grinsen“. Dieses ist Teil des komplexen Beschwichtigungsverhaltens und dient der Konfliktvermeidung. Beim submissiven Grinsen zieht der Hund die Lefzen zurück, zeigt die Vorderzähne, hält den Kopf leicht gesenkt und legt die Ohren an. Für den Blick des geübten Hundehalters ist sofort zu erkennen, dass dies trotz freigelegter Zähne nichts mit einem drohenden Zähnefletschen zu tun, sondern eine andere Intention hat. Viele Hunde setzen dieses Verhalten vorrangig im Umgang mit Menschen ein, um soziale Harmonie aufrechtzuerhalten und Spannungen abzubauen. Der Hund kommuniziert mit dem submissiven Grinsen, dass er keinen Stress möchte. Häufig sehen wir dies beispielsweise in einer Begrüßungssituation bei der Heimkehr eines geliebten Menschen. Das submissive Grinsen oder auch beschwichtigende Lächeln ist also kein Ausdruck von Freude, sondern ein Zeichen für die soziale Intelligenz des Hundes und ein Beschwichtigungssignal.

In vertrauter und entspannter Umgebung zeigen Hunde ihr Wohlbefinden.
In vertrauter und entspannter Umgebung zeigen Hunde ihr Wohlbefinden. Foto: © AdobeStock/Kirsten Davis:peopleimages.com

Leider wird aber auch immer wieder das Stressgesicht eines Hundes als Lächeln fehlinterpretiert.

Bei einem Stressgesicht legt der Hund die Ohren an, die Kopfhaut ist häufig glatt über die Stirn nach hinten gezogen. Die angespannte Gesichtsmuskulatur tritt zwischen Augen- und Mundwinkeln hervor und bildet sogenannte Muskelwülste oder auch Stressfalten. Die Mundwinkel des Hundes sind lang nach hinten gezogen und laufen dort spitz zusammen. Die Zunge liegt angespannt im Maul und oder ist durch Hecheln langgezogen. Die Pupillen des Hundes sind erweitert und häufig ist das Weiße im Auge des Hundes sichtbar. Zeigt der Hund einen solchen Gesichtsausdruck, hat dies nichts mit einem freundlichen Lächeln zu tun, sondern ist ein deutliches Zeichen für Stress.

Das submissive Grinsen gehört bei Hunden zu den Beschwichtigungssignalen.
Das submissive Grinsen gehört bei Hunden zu den Beschwichtigungssignalen. Foto: © AdobeStock/Iryna&Maya

Tatsächlich gibt es aber auch das „echte“ Hunde-Lächeln, das, wie anfangs beschrieben, mit Entspannung und positiver Stimmung einhergeht. Meist zeigen Hunde dies in vertrauter Umgebung, bei freundlichem Körperkontakt und in Momenten des Wohlbefindens. Die Lefzen sind locker, der Kiefer entspannt, der Blick weich und die Körperhaltung locker.

Entscheidend ist also, wie fast immer, wenn es um die Kommunikation des Hundes geht, die komplette Körpersprache des Hundes im Gesamtkontext zu betrachten und nicht vorschnell zu beurteilen. Aber wer beim nächsten abendlichen Kuscheln auf der Couch den Eindruck gewinnt, dass sein Hund ihn anlächelt, könnte damit Recht haben.

Ann Kari Sieme