Wildtiere im Zirkus sorgen seit Jahren für Skandale und Unmut, nicht nur bei Tierschützern. Denn die artgerechte Haltung von Wildtieren ist im Zirkus nicht möglich, zusätzlich leiden sie unter Zwang und Gewalt der Dressur. Immer wieder gelangen Bilder und auch Gutachten an die Öffentlichkeit, die dies belegen. Viele Tiere weisen in der Gefangenschaft gravierende Verhaltensstörungen auf, die auf die nicht artgerechte Haltung und Unterbringung zurückzuführen sind. Insbesondere für Wildfänge, also Tiere, die nicht aus Zuchtprogrammen stammen, sind diese Bedingungen eine Qual.
In fast jedem Zirkus zu beobachten sind Tiere, die Stereotypien aufzeigen. Dies sind zwanghaft wiederholte, sinnlose Verhaltensweisen: Tiger, die vor dem Gitter unablässig auf und ab gehen, Elefanten, die mit dem Kopf „weben“ oder auch Tiere, die sich ständig im Kreis drehen. Nicht selten kommt es auch zu Vorfällen mit ausgerissenen, teils aggressiven Tieren, die auch Menschen angreifen: So tötete 2015 ein Zirkuselefant in Baden-Württemberg einen Spaziergänger, 2016 sorgten ausgebrochene Elefanten in Berlin für Aufsehen. Löwen, Tiger, Elefanten und Co. im Zirkus sind nicht zeitgemäß, darum fordern Tierschützer schon lange ein generelles Verbot von Wildtieren in deutschen Zirkussen.
Damit sind sie nicht alleine – in fast 20 europäischen Ländern gibt es bereits ein teilweises oder vollständiges Verbot, u.a. in den Niederlanden, Belgien, Großbritannien, Dänemark, Österreich, Griechenland oder Bulgarien. Auch der deutsche Bundesrat hat sich bereits mehrfach für ein solches Verbot ausgesprochen. Da die Bundesregierung bislang jedoch tatenlos blieb, hat er diese nun nach 2003 und 2011 zum dritten Mal aufgefordert, endlich ein Verbot bestimmter Tierarten im Zirkus auszusprechen. Damit war die Länderkammer einem Vorstoß aus Hessen gefolgt. Fast alle wichtigen deutschen Parteien unterstützen ein Wildtierverbot – lediglich die CDU sträubt sich beharrlich, die Umsetzung zu realisieren. Weil die Entscheidung auf Bundesebene seit Jahren verzögert wird, haben viele Städte und Kommunen unterdessen einen eigenen Weg gefunden, Zirkusse mit Wildtieren nicht mehr willkommen zu heißen. So haben schon mehr als 50 deutsche Städte und Gemeinden entschieden, keinen Raum für Zirkusse mit Wildtieren im Programm mehr zur Verfügung zu stellen. U.a. in Köln, Düsseldorf, München, Stuttgart, Hannover und Schwerin sowie mehreren Bezirken Berlins sind Zirkusbetriebe mit Wildtieren gar nicht mehr oder nur noch eingeschränkt geduldet.